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Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Titel: Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Boyd
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mich.
    Sie lachte gackernd. »Wir werden alle nicht jünger, Herzchen. Aber Marietta war noch schöner als ich. Komm und sieh es dir selbst an.« Sie legte die Alben auf den Tisch.
    »Sie haben hier überhaupt keine Fotos von ihr stehen«, bemerkte ich, während ich wieder Platz nahm.
    »Nein, vor einigen Jahren habe ich die Fotos von Marietta zusammen mit den Zeitungsartikeln in die Alben gelegt. Ich konnte es nicht mehr ertragen, jeden Tag und jede Minute in das Gesicht meiner geliebten Schwester zu sehen und doch zu wissen, dass sie nie wiederkommen würde. Ich habe die Hoffnung erst vor ein paar Jahren aufgegeben, dass vielleicht doch noch ein Wunder geschieht.
    Sie öffnete das erste Album und zog ein Foto hervor. »Hier, das ist Marietta.«
    Ich nahm das Foto in die Hand. Auf dem Bild waren zwei junge Mädchen von etwa 16 Jahren zu sehen. Beide sahen sich unglaublich ähnlich, wobei Brittas Schwester in der Tat noch ein wenig elfenhafter wirkte. Sie war etwas größer und lächelte strahlend in die Kamera.
    »Sie scheint sehr glücklich gewesen zu sein«, bemerkte ich.
    »Sie war verliebt! Töricht verliebt!« Brittas Stimme klang verbittert.
    »Waren Sie eifersüchtig?«, wollte ich wissen.
    Mit einem liebevoll traurigen Lächeln strich Britta über das alte Foto.
    »Eifersüchtig? Auf Marietta?« Britta lachte. »Ich habe meine Zwillingsschwester über alles geliebt. Wir haben alles zusammen unternommen. Niemals hätte ich ihr die Liebe eines jungen Mannes geneidet, auch wenn sie mich ausschloss. Marietta fing an, sich heimlich davon zu schleichen, um sich mit ihm zu treffen. Sie erzählte mir nichts mehr. Vorher haben wir jedes Geheimnis geteilt. Dennoch hätte ich ihr alle Liebe der Erde gewünscht. Aber Marietta hat sich in den Tod verliebt.«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte und blätterte das Fotoalbum durch. Dort waren noch weitere Fotos. Die meisten zeigten die beiden Schwestern, als kleine Kinder beim Spielen, mit Schulranzen, mit den Eltern im Garten. Schweigend besah ich mir diese Zeitdokumente, dann entdeckte ich etwas.
    »Was ist das?« Ich zeigte auf ein Bündel Papier.
    »Das sind die Zeitungsartikel, die sich mit ihrem Verschwinden beschäftigen. Die meisten aus unserem Lokalblatt. Damals war es eine große Sache, dass die Polizei die Gegend durchkämmte und mit Netzen den See absuchte. Unsere Eltern haben sogar eine Suchmeldung in einer großen schwedischen Tageszeitung veröffentlicht. Schau mal! Ich habe die Meldung aufgehoben.«
    Ich schaute die vergilbten Zeitungsausschnitte durch. Es wurde über die Suche und die Familie berichtet. Ein Holzfäller berichtete der Zeitung, er habe das Mädchen mit einem fremden Jungen im Wald gesehen. Im letzten Artikel wurde davon berichtet, wie die Polizei die Suche erfolglos abgebrochen hatte und dass man davon ausging, die junge Frau wäre mit einem unbekannten Casanova durchgebrannt. Ich ließ die Zeitungsauschnitte sinken. Britta Janson starrte traurig auf die Berichte vor uns auf dem Tisch.
    »Sie sagten, sie hat sich in den Tod verliebt. Glauben Sie, dass der Junge, mit dem sie sich traf, ihr etwas angetan hat?«
    Britta nickte bedächtig.
    »Kannten Sie ihn?«
    »Nein, aber seit damals kenne ich ihn nur zu gut!«, flüsterte sie.
    Eine Gänsehaut überzog meine Arme. »Aber wenn Sie wissen, wer es war, warum konnte die Polizei nicht nach dem Jungen fanden. Mittlerweile müsste er ja auch ein alter Mann sein. Wohnt er in der Gegend?«
    Britta starrte weiter vor sich hin. »Die Wälder sind nicht das was sie scheinen. Hier gibt es Raubtiere.«
    »Sie meinen Wölfe und Bären? Fragte ich verwundert. Was hatte das mit dem Jungen zu tun, mit dem sich Marietta getroffen hatte?
    »Aber nein, Mädchen. Wölfe und Bären kannst du lange suchen. Ich meine richtige Raubtiere. Tödliche Raubtiere.«
    Ich schüttelte ungläubig den Kopf. Für einige Zeit hatte die alte Dame auf mich einen klaren Eindruck gemacht, aber scheinbar war sie doch einfach nur verwirrt.
    »Okay, na ja, ich denke, ich muss jetzt auch los.« Entschied ich deshalb.
    »Nein, nein, bleib! Ich werde es dir erklären.«
    »Hat es denn mit ihrer Schwester zu tun?«
    »Ja, und mit all den anderen jungen Mädchen, die verschwunden sind. Glaubst du an Legenden?«, Britta schaute mich nun wieder direkt an.
    »Ich kenne nicht alle schwedischen Legenden«, gab ich zu.
    »Das habe ich nicht gefragt. Ich will wissen, ob du daran glaubst.«
    Ich war verunsichert. Worauf wollte die alte Frau

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