Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen
ganze Menge Leute herum. Das konnten doch
unmöglich noch Partygäste sein. Aber eigentlich war es mir
egal. Zumindest konnte ich notfalls fragen, ob jemand mein
Mobiltelefon gefunden hatte.
Ich vertäute
das Boot und stieg aus. Langsam ging ich den Bootssteg entlang und
suchte mit meinen Augen die Holzbohlen ab. Tatsächlich entdeckte
ich etwas in der Nähe der Treppe. Dort war ich mit dem Pärchen
zusammengestoßen. Da lag etwas am Rand, Tatsächlich, es
war mein Handy! Diesmal hatte ich mehr Glück als Verstand
gehabt. Ich bückte mich. Das Display war schwarz. Hoffentlich
war einfach nur der Akku leer und das Handy funktionierte noch. Ich
steckte es in meine Jackentasche, die ich diesmal sorgfältig
verschloss und richtete mich auf. Ich warf einen näheren Blick
auf das Grundstück. Da standen tatsächlich noch einige
Partygäste in Grüppchen zusammen. Ein Mädchen schien
zu weinen. Ein Junge hatte den Arm um sie gelegt und versuchte sie zu
trösten. Am Rand des Grundstücks entdeckte ich jetzt einige
uniformierte Polizisten, die suchend die Büsche durchschritten.
Sofort schnürte sich meine Kehle zu. Polizei! Was war passiert?
Meine innere Stimme sagte mir, dass es mich nichts anginge und ich
schnell verschwinden sollte, bevor mich jemand bemerkte. Es war
vermutlich nicht gut, wenn ich wieder in den Polizeiakten auftauchen
würde. Doch meine Beine hatten die Stimme in meinem Kopf
ignoriert und befanden sich bereits auf den Weg um das Haus herum zum
Grundstück.
Ich hielt mich am
Rand des Rasengrundstücks und steuerte auf die Gruppe zu, die
ich vom Anleger aus gesehen hatte. Es waren circa zwölf
Personen. Sie standen am Rand des Grundstücks bei den Kiefern.
Ein Mädchen mit einem langen blonden Pferdeschwanz schluchzte
hemmungslos an der Brust eines Jungen. Es war der DJ vom Vorabend.
Er hatte den Arm um
sie gelegt und strich mit der anderen Hand über ihren Rücken.
Zwei Mädchen tuschelten und tauschten ängstliche Blicke.
Die anderen schwiegen betreten, schauten verwirrt oder besorgt. Was
war hier nur geschehen? Ich trat hinter die Gruppe und fragte leise
einen Typen, der auf einem Baumstumpf saß. »Hej, was ist
passiert?«
Er blickte zu mir
hoch. »Ein Mädchen ist verschwunden. Inger ist außer
sich.« Er deutete auf die Weinende.
Aha, das war also
Inger.
»Wer bist du?
Warst du auch auf der Party? Ich habe dich noch nie hier gesehen.«
»Ja, ich war
das erste Mal dabei, aber nur kurz. Ich bin auch nur da, weil ich
mein Handy verloren hatte.«
Der Junge auf dem
Baumstamm nickte. Er schien mir schon nicht mehr richtig zu zuhören.
Ich beobachtete
wieder Inger. Sie tat mir leid. Vermutlich, muss es sich bei der
Verschwundenen um eine gute Freundin von ihr gehandelt haben. Es
verwunderte mich sowieso, dass irgendjemand bei der Vielzahl der
Gäste, das Verschwinden einer einzelnen Person bemerkt hatte. Es
waren jetzt ja auch nur noch wenige da. Warum war man also so
besorgt? Das verschwundene Mädchen konnte doch einfach nach
Hause gegangen sein und wieso war die Polizei schon vor Ort? Die
fingen doch sonst auch nicht gleich am nächsten Tag mit der
Suche nach Vermissten an?
In diesem Augenblick
kam noch ein Junge vom Haus hergelaufen. Er hatte ein rundliches
Gesicht und reichte Inger einen Becher. »Hier trink das. Das
ist der Rest vom Punsch. Er ist zwar schon kalt, aber das wird deine
Nerven beruhigen.«
»Ich will
nichts trinken«, schluchzte Inger und drückte sich enger
an den DJ.
»Komm schon,
Baby, beruhige dich. Danke, Gunnar.« Der DJ nahm den Becher
entgegen und reichte ihn Inger. »Bestimmt klärt sich alles
auf.«
Eine kleine Brünette
nickte heftig und meinte: »Vielleicht taucht sie wieder auf.
Ich meine, vielleicht ist sie nur mit einem Verehrer abgehauen.«
Zustimmendes
Gemurmel ertönte.
Inger wandte sich
der Kleinen zu. Ihre Stimme klang hysterisch als sie heftig
erwiderte: »Das glaubst du doch nicht wirklich? Und warum
sollte sie dann alle ihre Klamotten am Ufer liegen lassen?«
Die Brünette
zuckte hilflos mit den Schultern. In der Gruppe entstand eine heftige
Diskussion. Alle versuchten Gründe zu finden, warum die
Verschwundene wieder auftauchen sollte, nur um Inger zu beruhigen.
Ich stand immer noch
hinter der Gruppe, neben dem Jungen auf dem Baumstumpf. Keiner
schenkte mir Aufmerksamkeit.
»Wer hat denn
die Kleider gefunden und wie kam es dazu?«, fragte ich den
Jungen.
»Arne«,
antwortete er mit tonloser Stimme. »Der harte Kern bleibt immer
die ganze Nacht
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