Klang des Verbotenen
aufgehäufte Nüsse, markierten einen noch schmaleren Pfad, der vielleicht schon ein Innengang war, denn sogleich stand man in einem kleinen Hof und dann, über eine Schwelle geschritten, in einem ebenso winzigen Zimmer.
Escarlati sah sich um. Licht ging von einen Öllämpchen aus und machte den Raum zittern. Die wenigen Gegenstände, darunter ein Spiegel, ein Schränkchen und eine mit Rosen bestückte Vase, ruckten hin und her, als stünde weit entfernt ein Gestirn, eine schwache nächtliche Sonne vielleicht, leuchtete durch die Mauern und schösse rasend schnell hin und her.
Die Wände waren sauber, weiß gekalkt und fensterlos. Unter einem Haufen von Decken verbarg sich ein Bett von unbestimmter Form. Einige Schalen und Krüge standen in einer Ecke der Kammer neben einem Durchstich, der weiter ins Innere des Hauses führte und mit einem bunten Tuch verhängt war.
»Schön ist es hier«, sagte Escarlati und setzte sich auf das Bett, als Montoya mit der Hand darauf wies.
»O ja. Zu trinken?«, sagte dieser. »Ich hole Wein und vielleicht ein paar Oliven, und Käse wäre auch nicht schlecht – was meinst du? – und etwas Brot … Mach’s dir bequem!« Domingo war allein. Das Öllämpchen flackerte. Es war still. Kein Ton drang aus der Küche. Wo schöpfte Montoya denn die Oliven, wo schnitt er das Brot? – Gab es überhaupt andere Zimmer, eingeschnitten in diesen großen Block aus Gemäuer und vollkommener Stille?
»Curro, schon? …«, sagte Escarlati, als hinter seinem Rücken der Vorhang raschelte.
Er spürte einen Lufthauch. Candela beugte sich über ihn und legte die linke Hand leicht in seinen Nacken, während er den Kopf zur Seite drehte.
Sie trug keine Schuhe. Er sah ihren dunklen Fuß neben sich, ihre schmalen, federleichten Zehen.
»Candela«, rief er, das heißt, nur die erste Silbe laut, die zwei letzten geflüstert.
Sie hatte ihm den rechten Zeigefinger auf die Lippen gelegt, den sie dann sanft über seine Wange davongleiten ließ. Mit einem Knie stützte sie sich auf den Berg aus Tüchern, der das Bett verbarg. Die Falten ihres Gewandes gingen wie eine Hängebrücke zu dem anderen Knie, und sie senkte sich hinter Domingo, der noch auf dem Rand des Tuchmassivs saß, herab, wobei er ihre Brüste an seinem Körper entlangfahren spürte, und ruhte dann auf Ellenbogen und Hüfte. Er drehte sich und griff schon nach ihr, sah ihre glatten Schenkel unter dem verrutschten Gewand und die Füße parallel gelegt, als sollten sie nach dem Tanz geschont werden.
»Candela«, sagte er nochmals. Sie lächelte und hob ihre Schultern wie eine Händlerin auf dem Markt, die, am Ende des Feilschens, sagt: So teuer ist es eben. – Willst du es nun oder nicht?
Aus der Nähe sah sie weniger jung aus als zuvor, was Domingo seltsamerweise gleichgültig war, ja eigentlich erleichterte. Sie war eine Frau und kein Mädchen.
Er zog die Stiefel ab und schob sie weg. – Warum ist es eine so peinliche Angelegenheit, sich zu entkleiden?, fragte er sich allen Ernstes, drehte sich der Geliebten entgegen und empfand dabei seinen Körper als alt und unbeholfen. Doch sie nahm ihm die Angst, zog sein Gesicht zu sich heran und küsste ihn, wodurch er das Gleichgewicht verlor und neben sie fiel.
Dann legte sie sich auf den Rücken und strahlte ihn an. In das Bergrelief des Bettes hatte sich ein tiefes Tal gepresst. Darin lag sie, der Kopf an des höchsten Gipfels Flanke ruhend, Escarlati über sie gebeugt.
Candela trug nur das rote, weite Gewand auf der Haut, weiter nichts, und dessen Wicklung schlug sie nun auseinander. Ihre Hände schoben den Saum nach oben und zur Seite – die Beine hatte sie angewinkelt und gespreizt – und darin, in dieser Bewegung, war nur Natürliches, wie wenn einer beim Spiel das Gebüsch auseinanderbiegt und eine versteckte Beere sucht.
Ihre schwarze, von Feuchtigkeit perlglänzende Mitte lag offen da und ließ Domingo erzittern; und auch diese, so schien es ihm, öffnete sich weiter noch für ihn.
Wams und Rock hatte er längst losgewerkelt, stieg auf Arme und Knie, verharrte über seiner Geliebten, sanft, gespannt wie eine Brücke oder Wolkendecke und sank dann auf sie nieder; die Schlange wurde zum Stab, zum Pfeil und drang, während er seufzte und glücklich war, in sie ein.
Montoya? Den hatte er ganz vergessen. Dieser stand hinter dem Vorhang, konnte sich zwar nicht zurückhalten, zu lauschen und die gehörten Seufzer mitzuatmen, lugte aber nicht durch den Spalt, o nein, denn der dort drin
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