Klappe, Liebling!: Roman (German Edition)
Jäger gewesen, irgendein alter Knabe, der da durch den Sumpf stapfte, aber warum hatte sie ihn dann kein zweites Mal erspäht?
Wohl nichts Besorgniserregendes , sagte er sich selbst und blickte dann wieder hinaus in den Sumpf.
Dann kehrte Bryce in einem tigergestreiften Tarn-Drillichanzug und in einer Kampfweste zurück, an der als auffälligstes Accessoire ein massives Kampfmesser ins Auge stach, das an seiner linken Schulter von unten nach oben in einer Scheide steckte und so groß war, dass es seine Brust zur Hälfte bedeckte. Wilder verkniff es sich, den Kopf zu schütteln, denn er hatte bereits in Fort Bragg gelernt, dass Bryce jede Andeutung von Kritik zum Anlass für ein endloses Palaver nahm, und bei dem Kater, der ihm derzeit im Schädel tobte, sehnte Wilder sich keineswegs nach einem Palaver, sondern nur nach einem Aspirin.
Hinter Bryce tauchte eine kleine Frau mit Schmollmund und mit viel zu stark geschminktem Gesicht auf. Bryce ignorierte sie und fragte: »Na, was halten Sie davon?«, wobei er die Schultern reckte, um sein Messer ins rechte Licht zu rücken.
»Ich finde, die Leute reden hier sehr viel.« Wilder beobachtete, wie Armstrong sich vor den Monitoren näher zu Gloom beugte. Jedenfalls nicht ihr Liebhaber , dachte er. Andere Körpersprache. Gut , dachte er und schüttelte dann den Kopf. Nicht gut. Das hier war ein Job, den man erledigte, und danach verschwand man wieder. Hier blieb man keine Minute länger, um sich an die Chefin heranzumachen.
Bryce folgte seinem Blick. »Was? Lucy und Gloom? Die versuchen nur, alles so schnell wie möglich in den Griff zu kriegen, nachdem sie erst kurz vor dem Ende dazugestoßen sind, erst für die letzten vier Drehtage. Das ist hart. Der andere Regisseur hatte einen Herzanfall, wirklich schlimm, direkt bei den Dreharbeiten, letzten Freitag.« Bryce schüttelte den Kopf ob der Tragik des Lebens und der Unvorhersehbarkeit des Todes und warf dann einen Blick die Brücke hinunter, wobei sich sein Gesicht aufheiterte. »Sehen Sie, das da ist Althea. Na, kommen Sie, Sie müssen Althea kennen lernen.«
Wilder nickte und folgte Bryce die Brücke hinab. Während der Schauspieler sein endloses Geschwätz fortsetzte: »Wenn Sie Hunger haben, können wir zu Crafty gehen, das ist die Verpflegungsstation, der Tisch dort drüben, da gibt es alles Mögliche zu essen. Ich mag besonders die Dingdongs …«
Die kleine Frau hinter ihnen spitzte ihren Schmollmund noch stärker und holte dann ihr Handy hervor.
»Wer ist das?«, fragte Wilder und machte mit dem Kopf eine Geste zu ihr hin.
»Hä? Ach so, das ist Mary Make-up«, antwortete Bryce. »Maskenbildnerin.« Er zwinkerte Wilder zu. »Echt scharf.« Und mit einem lüsternen Seitenblick: »Tut mir leid, dass ich so lange gebraucht habe.«
In Wilders Kopf wurde das Pochen intensiver. Gut zu wissen, dass, während er es auf der Brücke mit einem bewaffneten Stunt-Koordinator und einer feindseligen Amazone zu tun hatte, Bryce inzwischen einen Quickie im Wagen der Maskenbildner genossen hatte.
»Diese Münzengeschichte, ist das so eine Art Geheimsache?«, fragte Bryce.
»Was?«
»Dieser Münzentest. Mit LaFavre.«
Wenn es ein Geheimnis wäre, würde ich es dann dir erzählen? »Jede Einheit der Special Forces hat eine spezielle Münze«, erwiderte er. »Beim Eintritt in seine Einheit bekommt man eine, in die der eigene Name eingraviert ist. Man trägt sie immer bei sich. Wenn man aufgefordert wird, sie zu zeigen, und man hat sie nicht bei sich, dann muss man dem anderen einen Drink spendieren.«
»Könnte ich so eine bekommen?«, fragte Bryce. »Eine von diesen Münzen? Nur für den Film?«
»Sie spielen einen Marine-SEAL«, entgegnete Wilder. »Marine-Münzen habe ich nicht, und außerdem würden die es sicher übel nehmen, wenn jemand, der nicht zu einer ihrer Einheiten gehört, eine Münze trägt.«
Bryce blickte leicht beleidigt drein, und Wilder überlegte, wie er ihm diese bittere Pille versüßen konnte, doch da rief Bryce plötzlich: »Althea!«, und Wilder sah auf und erblickte eine Blondine, zu der Bryce ihn führte. Wilder vergaß seinen Kater.
Verdammtes Glück, dass er LaFavre losgeworden war.
Die Schauspielerin saß auf der Motorhaube des roten Cabrios, das in den Stunts verwendet werden sollte. Sie war ein kleines Persönchen, aber sie hatte einen unglaublichen Busen, der ihr eng anliegendes rotes T-Shirt bis zum Äußersten dehnte. Ihre sehr kurzen weißen Shorts saßen ebenso stramm.
»Althea«,
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