Klappe, Liebling!: Roman (German Edition)
vorstellen, wie sie mit diesem Seil knallte …
»Und ich lege noch das Heft mit den Ultimativen Wonder-Woman- Aufklebern gratis drauf«, setzte der Bursche mit Verzweiflung in der Stimme hinzu.
»Schön«, erwiderte Wilder und versuchte, Armstrong und das Seil aus seinen Gedanken zu verbannen. So viel zu Comics als Kinderkram.
Der Bursche nickte erleichtert. »Gratuliere«, ächzte er und ging, um den Karton zu verpacken. » Wonder Woman ist wirklich scharf.«
Der Zwölfjährige kicherte erneut.
»Komm wieder, wenn du dreizehn bist«, riet Wilder dem Kleinen und bezahlte.
4
Als Gloom zum Abendessen rief, ging Lucy mit all den anderen hinunter zu dem zertrampelten Platz unter der Brücke, doch als sie das Gefühl hatte, dass Connor sich ihr näherte, schlich sie sich aus der Menge, die das Verpflegungszelt umringte, davon und ging über den dunklen Platz dahinter zu ihrem Wohnmobil. In der heruntergekommenen alten Kiste war es schrecklich eng, aber es war ruhig, und hier gab es weder eine vollkommen erledigt wirkende Daisy noch eine arrogante Stephanie noch einen Connor, der wegen Wilder meckerte, noch eine Althea, die nach Sicherheit suchte, und das tat gut.
Lucy kletterte über die Stufe hinein und zog die weißen Vorhänge mit Waffelmuster zu, um die Dunkelheit auszusperren. Dann schlängelte sie sich um den kleinen, mit blauem Resopal beschichteten Tisch hinter dem drehbaren Fahrersitz herum in den kleinen Koch- und Wohnbereich, der die Fahrerkabine von dem Doppelbett trennte, das den hinteren Teil ausfüllte. In dem winzigen Waschbecken lagen Äpfel, aber Lucy öffnete den unten eingebauten Kühlschrank und nahm sich eine zuckerfreie Kräuterlimonade und Käsestangen heraus. Trost-Knabberzeug.
Sie steckte ihren iPod in den Lautsprechersockel auf der Ablage und wählte »In these Shoes« von Kirsty MacColl. Danach stand ihr jetzt der Sinn, eine Frau, die sich im Griff hatte und wusste, was sie wollte. Vergiss »Holding Out For A Hero« – Helden gab es nicht …
Die Tür des Wohnmobils öffnete sich, Daisy kam herein und warf sich auf einen der plüschbezogenen Drehsessel. Sie sah schlimmer aus denn je. »Mein Gott, was für ein Abend.«
»Ja, eine Aufregung nach der anderen«, stimmte Lucy zu. »Und es ist noch nicht vorbei. Kräuterlimo?«
»Ich hab gerade von dem Beinahe-Unfall mit Pepper auf der Brücke gehört«, stieß Daisy hervor und schluckte. »Ich hätte sie fast verloren. Wenn du nicht gewesen wärst …«
»Nicht ich, sondern Captain Wilder.« Lucy betrachtete sie genauer und versuchte, hinter das Bild der Erschöpfung zu blicken. Daisy war nicht einfach nur müde, sie war vollkommen erledigt, als hätte irgendjemand ihr den Mumm aus den Knochen gesogen.
»Ich hätte da sein sollen.« Daisys Stimme versagte.
Ja, das hättest du . Lucy setzte sich ihr gegenüber. »Willst du mir vielleicht bald mal erzählen, was eigentlich los ist? Glaube ja nicht, dass du mit einem ›Mir geht’s gut‹ davonkommst. Es geht dir nicht gut. Du bist erschöpft und deprimiert, und so kann es nicht weitergehen.«
Daisy schüttelte den Kopf, und dann öffnete sich die Tür des Wohnmobils erneut, und Stephanie rief herein: »Ich muss Sie sprechen.« Sie blickte stirnrunzelnd zum iPod, aus dem Kirstys Stimme erklang, die davon abriet, sich auf der Spitze eines Berges zu lieben.
Lucy erwiderte ihren finsteren Blick. »Wir unterhalten uns hier gerade.«
»Ist schon gut.« Daisy lächelte Stephanie schwach zu. »Um was geht’s?«
Stephanie kletterte in das Wohnmobil. »Da gibt es ein Problem.«
Ich weiß, und ich wollte es gerade lösen, als du hier hereingepoltert kamst . Lucy lächelte sie drohend an. »Wirklich? Wie überraschend.« Sie streifte Daisy mit einem Blick und fuhr fort: »Käsestange? Kräuterlimo?« Schierlingsbecher?
Stephanie ignorierte Daisy vollkommen, blickte Lucy starr vor Abneigung an und grollte: »Es geht um dieses Messer von Bryce. Die Aufnahmen von Freitag sind gerade zurückgekommen. Er trägt es mal auf der einen, mal auf der anderen Seite.«
Lucy musste trotz allem grinsen. Dieses Messer schien wirklich ein unaufhörliches Problem zu sein. Es war Daisys Aufgabe zu bemerken, wenn das Messer auf der falschen Seite hing, aber Lucy konnte nicht daran denken, ohne lachen zu müssen. Ein Kampf mit einem Gladiator, hatte Wilder gesagt. Ein knallharter Typ mit Sinn für Humor. Von dieser Sorte konnte es nicht viele geben.
»Und jetzt will er es an der Wade befestigen.«
»An der
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