Klappe, Liebling!: Roman (German Edition)
Nur dass man Daisy nie ohne Pepper zu sehen bekam. Und Lucy fürchtete, dass sie schon zu lange gewartet hatte.
»Ich wette, Wonder Woman könnte sogar ›Müßig‹ schlagen«, meinte Pepper.
Lucy blickte sie überrascht an. »Magst du denn ›Müßig‹ nicht?«
Pepper blickte auf. »›Müßig‹ ist ein Alligator. Der ist gefährlich. Alligatoren sind keine Streicheltiere, sondern sie sind sehr groß und sehr flink.«
»Das ist wahr.« Lucy blickte Daisy an. »Das wollte ich noch fragen. Tier des Monats?«
Daisy entspannte sich ein wenig. »Sie sucht sich jeden Monat ein Tier aus, das wir uns genauer ansehen.« Sie seufzte. »Manche sind ja ganz nett. Aber der Monat des Schnabeltiers war etwas ekelig.«
»Die Leute sollten Krokodile nicht füttern«, erklärte Pepper und blickte noch immer in ihr Heft. »Bryce sollte ihm keine Schoko-Dingdongs geben. Sonst greift ›Müßig‹ mal an.«
Einen Augenblick war Lucy von der Vorstellung fasziniert, wie »Müßig« Bryce unter der Brücke von dannen zerrte. Diese Vorstellung schien ihr seltsam plausibel, denn Bryce war genau der Typ Mann, der Mini-Schokokuchen an einen Alligator verfütterte und dann von ihm gefressen wurde.
»Zeig mir doch mal das Heft mit den Aufklebern«, bat Daisy und streckte die Hand über den Tisch.
»Da ist tolles Zeug drin«, sagte Pepper, als Daisy es entgegennahm. »Viele Aufkleber, und dann die leeren Seiten, wo man sie hinklebt.«
»Klingt ja hervorragend«, meinte Lucy. Gute Arbeit, Wilder . Wer hätte gedacht, dass ein Green Beret etwas von Aufklebern weiß? Wenn er nur auch wüsste, wie man deprimierte, drogenbenebelte Schwestern rettete …
»Da steht auch, dass sie Sandalen mit Flügeln hat«, berichtete Pepper über ihre Kräuterlimonade hinweg, »aber mir gefallen die Stiefel besser. Die sind wie deine Stiefel, Tante Lucy. Ein bisschen. Du solltest auf deine vorne auch einen weißen Streifen draufmalen.«
Lucy blickte auf ihre Schlangenhautstiefel hinab. »Nein. Auf Schlangenhaut malt man keine weiße Farbe.«
»Ich habe rote Regen-Gummistiefel«, erzählte Pepper. »Darf ich auf die einen weißen Streifen malen?«
»Ja«, nickte Daisy.
»So«, wandte sich Lucy an Pepper, »warum legst du dich jetzt nicht wieder hin und machst ein Nickerchen, dann können deine Mom und ich …«
»Höchste Zeit zu gehen«, unterbrach Daisy und erhob sich, wobei sie Pepper das Aufkleber-Heft wieder zuschob.
»Wir sind doch noch gar nicht lange hier«, wandte Pepper entrüstet ein, aber Lucy warf nur einen Blick auf Daisys eigensinniges, zu Tode erschöpftes Gesicht und gab für diesen Abend nach.
»Du solltest schon seit Stunden im Bett sein«, mahnte Daisy Pepper. »Morgen kannst du den ganzen Nachmittag in Tante Lucys Wohnmobil spielen, wenn du willst.«
»Nein«, widersprach Pepper. »Ich muss bei den Dreharbeiten dabei sein und Tante Lucy Äpfel bringen. Weil Stephanie ganz nutzlos ist.«
»Pepper!«, ermahnte Daisy sie.
»Na gut.« Pepper gab mit einem dramatischen Seufzer nach. »Darf ich das Wonder-Woman -Zeug mitnehmen?«
»Ja«, erlaubte Daisy, ohne Lucys Blick zu begegnen. »Beeile dich.«
Pepper packte all ihre Sachen wieder in die Einkaufstüte von Jäx Comix , nachdem sie zuerst nachgesehen hatte, ob nicht sonst noch etwas darin lag.
»Nach was suchst du?«, fragte Lucy.
»Ich dachte, vielleicht ist da noch ein Comicheft drin«, antwortete Pepper. »Die kann ich lesen.«
Wenn Lucy Daisy heute Abend schon nicht helfen konnte, dann konnte sie wenigstens Pepper etwas anbieten, auf das sie sich freuen würde. Sie nahm die Einkaufstüte und las die aufgedruckte Adresse. »Ich glaube, dieser Laden ist ganz in der Nähe. Captain Wilder sagte, er hätte eine Verabredung irgendwo in der Nähe, und er hat das hier sicher unterwegs gefunden. Wie wär’s, wenn wir morgen früh dort hinfahren und ein paar Comics für dich kaufen?«
»Du und ich?« Peppers Gesichtchen strahlte.
»Nur du und ich, Schatz«, erwiderte Lucy, erleichtert, dass sie auch einmal etwas richtig machte. »Wenn deine Mom nichts dagegen hat.«
»Kein Problem.« Daisy gähnte. »Die erste Einstellung morgen ist nicht vor ein Uhr, also schlafe ich.«
» Danke , Tante Lucy«, stieß Pepper aufgeregt hervor. »Und dann kann ich Crafty und Estelle von der Garderobe und Mary Make-up zeigen, was ich alles habe.«
Ich muss dieses Kind in eine Schule bringen, damit sie mal jemanden kennen lernt, der unter zwanzig ist , dachte Lucy und blickte dann in Daisys
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