Klappe, Liebling!: Roman (German Edition)
Aufklebern.«
»Ooh jaa, oh jaa!«
Lucy schaltete das Handy aus und betrachtete den Stapel auf dem Ladentisch.
»Sie haben keine Barbies«, erklärte Pepper ihr. »Aber sie haben all diese tollen Sachen.«
Lucy blickte Jäx an, der mit den Schultern zuckte. Dann blickte sie Pepper an. »Kannst du die Bücher und Hefte lesen?«
»Ja, hab ich ausprobiert. Na ja, das letzte da hab ich nicht ausprobiert.« Sie zog das schmale weiße Buch aus dem Stapel und öffnete es. »Ja klar, das kann ich lesen. Das meiste.«
»Und diese Kleidung?«, fragte Lucy und nahm eines der Päckchen.
» Wonder-Woman -Schlafanzug«, erklärte Pepper.
»Kampfanzug«, verbesserte Jäx.
»Ich dachte, wir könnten eine Party feiern«, erklärte Pepper mit ihrer kläglichsten Waisenkind-Stimme. »Du und ich und Mom, weil ich doch niemand habe, mit dem ich spielen kann. Und wir könnten alle die Schlafanzüge tragen.«
Lucy wusste, dass der Jammerton gespielt war. Aber dem gespielten Jammer lag etwas Wahres zugrunde. Pepper hatte Angst um ihre Mom, aber dahinter versteckt war sie schrecklich einsam. Sie brauchte wirklich dringend jemanden, mit dem sie spielen konnte.
Teufel noch mal, ich brauche das auch .
In ihrer Filmcrew gab es einen Spion. Es war einfach gruselig.
Lucy hob die Schachtel, auf der »Kingdom Come« gedruckt stand, in die Höhe. Darin lag eine zwanzig Zentimeter große Actionfigur, die geradezu wie ein Kunstwerk wirkte: eine Frauenfigur mit unglaublichen Proportionen und Muskeln und mit einem goldenen Seil, die unglaublich verächtlich dreinblickte. »Wow.«
»Das hab ich auch gesagt«, bestätigte Pepper. »Ist die nicht schön? Aber eigentlich brauche ich sie nicht. Ich hätte lieber eine Barbie.«
»Vielleicht brauche ich sie«, meinte Lucy und betrachtete die kraftvolle Gestalt. Das war wirklich ein Weib, das ohne Schwierigkeiten einem Iren in den Hintern treten konnte; und vielleicht auch einem Australier – er wusste, dass er mich in diese Klemme bringen würde -, und auch einen Maulwurf enttarnen. Aber wen ? Sie dachte nach. Mehr als vierzig Personen. Und jeder von ihnen konnte es sein. Althea, die für noch größere Möpse sparte, wenn das überhaupt möglich war, Bryce, der in eine Dingdong-Fabrik investieren wollte, Mary Make-up, die Althea endgültig fertig machen wollte …
»Darf ich das alles kriegen?«, fragte Pepper.
Lucy betrachtete das Schlachtfeld auf dem Ladentisch. Einiges war ihr entgangen, während sie telefoniert hatte. Magneten, ein Becher, eine Lunchbox, eine Superman -Schlüsselkette …
»Superman?«
»Für J. T., um Danke zu sagen.«
»Aha«, machte Lucy. »Na ja, ich weiß nicht recht.«
Pepper blickte mit ihren großen Augen zu ihr auf. »Wenn ich das alles kriegen darf, dann helfe ich dir auch, den Maulwurf zu finden.«
»Was?«
»Den Maulwurf, von dem du am Telefon geredet hast. Ich helfe dir, ihn zu finden, und damit kann ich das alles hier verdienen .«
Ohren wie ein Luchs , dachte Lucy. »Du musst das nicht verdienen. Ich finde den Maulwurf schon. Aber vielen Dank für das Angebot.«
»Na gut.« Pepper wandte sich wieder dem Ladentisch zu. »Vielleicht nehme ich den Maulwurf als mein nächstes Tier des Monats.«
»Maulwürfe«, sagte Jäx kopfschüttelnd. »Die haben den ganzen Garten meiner Mom ruiniert.«
Ich wette, dieser da tut meinen Dreharbeiten auch nicht gut , dachte Lucy. »Packen Sie das alles ein«, wies sie den Verkäufer an und stellte die » Kingdom Come« -Schachtel wieder auf den Ladentisch.
»Die auch?«, fragte Jäx.
»Die ganz besonders«, versetzte Lucy.
»Ich finde, Wonder Woman ist wirklich cool«, meinte Pepper und sah zu, wie ihre Beute in mehreren Einkaufstüten verschwand. »Ich wette, sie könnte den Maulwurf finden. Ich wette, sie könnte hundert Maulwürfe finden.«
»Sie wird ihr verdammt Möglichstes tun«, erwiderte Lucy und zog ihren Geldbeutel hervor.
6
Kurz nach Mittag zog Wilder sich an den Rand des Basislagers unter der Brücke zurück, wo die Wohnwagen und Autos standen. Er zog den Drehplan für die letzten drei Drehtage aus seiner hinteren Hosentasche, begann zu lesen und entspannte sich. Bryce war heute nicht dran, das hieß, dass auch er heute nicht dran war. Wilder las weiter und zuckte zusammen, als er zum nächsten Drehtag kam. Ein Helikopter-Stunt, und Bryce würde mit einem Gewehr schießen. Zwar mit Platzpatronen, aber trotzdem. Er wusste schon jetzt, dass es sicherlich die falsche Art von Gewehr sein würde, aber er
Weitere Kostenlose Bücher