Klappe, Liebling!: Roman (German Edition)
Befestigungsöse am Boden des Helikopters ein, und Wilders Muskeln spannten sich wieder.
Das war nicht in Ordnung. Das Nylon-Kletterseil dehnte sich unter Belastung und diente so als Puffer für das Stahlseil. Ohne das Kletterseil gab das Stahlseil im Zweifelsfall kein bisschen nach. Wenn Bryce von der Kufe stürzte, würde ihn das Stahlseil davor bewahren, auf der Straße zu zerschmettern, aber bei dem plötzlichen Ruck, mit dem ihn das Seil auffinge, könnte er sich die Wirbelsäule brechen. Wilder hatte das Sicherheitsgeschirr auf der Brücke gesehen, und dieses hier war anders. Dafür gab es aber keinen Grund.
Nash stopfte das aufgewickelte Kletterseil in seinen Ausrüstungssack zurück. Wilder legte eine Hand auf den Beutel und näherte sich Nashs Gesicht, dann schrie er über den Rotorlärm hinweg: »Was tun Sie da?«
Nash starrte ihn an. »Bryce will sich unbedingt selbst auf die Kufen stellen«, schrie er zurück. »Er sollte in jedem Augenblick drei Kontaktpunkte zum Helikopter haben. Das Halteseil ist nur zur Sicherheit.«
Bryce blickte über die Schulter zurück. »Was ist los?« Seine Stimme wurde fast von dem Geräusch der Rotorblätter verschluckt, und sein Gesicht schimmerte eindeutig grünlich.
Wilder machte ihm ein Okay-Zeichen mit erhobenem Daumen und wandte sich wieder Nash zu. »Warum haben Sie das Kletterseil weggenommen?«
»Er braucht es nicht.«
»Es gehört doch mit zur Stunt-Ausrüstung, oder?«
»Ja, aber wir wollen es nicht im Film haben, und außerdem ist das noch mal ein Meter Falllänge mehr, und ich will nicht, dass er auf dem Boden entlangschleift, wenn er fällt.«
»Worum geht’s denn, Jungs?«, schrie Bryce. »J. T.?«
Es klang ängstlich. Verdammt , dachte Wilder. Was spielte Nash da für Spielchen? »Alles in Ordnung«, schrie er Bryce zu. »Wir sind gleich so weit.« Er versuchte, Nash den Ausrüstungssack aus den Händen zu zerren, aber der Stunt-Koordinator ließ nicht los.
»Sie machen das Nylonseil wieder fest«, schrie Wilder.
»Es ist mein Stunt .«
Nash starrte ihn an, und Wilder hielt seinem Blick stand. Na komm schon, warte nicht, bis ich’s dir wegnehme. Mach das Seil wieder fest .
Nash wandte den Blick ab, hinaus zum Horizont. »Na gut. Na gut.« Er nahm das Kletterseil wieder aus der Tasche und hakte es ein. Dann beugte er sich vor und tippte Bryce auf die Schulter. »Sie können sich immer noch von Wilder doubeln lassen«, schrie er.
Bryce’ Gesicht war bleich und feucht, aber er schüttelte den Kopf.
Wilder beugte seinen Kopf zu den beiden vor. »Wirklich, das ist ein Klacks, Bryce. Ich weiß nicht mehr, aus wie vielen Maschinen ich schon gesprungen bin. Gehört bei mir zum Alltag.«
Bryce schluckte, als er durch die offene Tür zum Boden hinunterblickte. Entschlossen schüttelte er den Kopf. Wilder kannte diesen Gesichtsausdruck von damals, als er Fallschirmspringer-Neulinge ausgebildet hatte. Bryce hatte Angst, aber er war fest entschlossen, es zu tun. Wilder warf Nash einen Blick zu. Der sah nicht gerade begeistert drein.
»Sitzgurt lösen«, wies Nash an.
Wilder sah zu, wie Bryce an der Schnalle fummelte, und erkannte, dass die Hände des Schauspielers jetzt stark zitterten. Sollte wohl lieber bei den Komödien bleiben.
Wilder warf einen prüfenden Blick nach draußen. Sie waren der Straße schon eine halbe Meile gefolgt, und das Auto fuhr kaum mehr als drei Meter vor ihnen. Der Kamerawagen befand sich ungefähr fünfzehn Meter voraus. Die Straße verlief vollkommen gerade. Es sollte eigentlich einfach sein.
Nash schrie Bryce zu: »Okay, Kumpel, Füße auf die Kufe.«
Bryce wandte sich der offenen Tür zu und schob vorsichtig die Füße hinaus. Er tastete blind nach der Kufe und versuchte hinunterzublicken.
»Schauen Sie zum Horizont«, schrie Wilder. Er deutete über Bryce’ Schulter hinweg. »Schauen Sie auf diese beiden Türme.« Er beobachtete Bryce wachsam, während dieser sich aus der Tür schob, und achtete aus den Augenwinkeln auf ihre Position zu dem Stunt-Auto. Althea blickte über die Schulter zu ihnen hinauf. Vielleicht war sie ja beeindruckt davon, dass Bryce selbst auf der Kufe stand, und würde sich wieder für sein Bett entscheiden.
Nash steckte den Kopf aus der hinteren Tür, um rasch zu überblicken, wo sich Bryce’ Füße befanden. Wilder widerstand der Versuchung, ihm einen Stoß zu geben, schließlich hatte er kein Brustgeschirr angelegt.
»Okay, Kumpel«, schrie Nash Bryce zu. »Stellen Sie sich mit dem ganzen
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