Klappohrkatze auf Reisen
lauter, der Ausdruck seiner Augen zärtlicher. Meine Entschlossenheit, muss ich zugeben, schmolz ziemlich schnell dahin. Nach ein paar Minuten, als er sich auf den Rücken drehte und mit den Pfoten in der Luft herumruderte, war meine Entschlossenheit etwa so stark wie mein Rückgrat – und das hatte eindeutig die Konsistenz von Brei.
»Na schön«, seufzte ich. »Komm her.«
Das war es. Ich war erledigt. Die Disziplin flog zum Fenster hinaus, und ich befand mich auf allen vieren, streichelte und kraulte ihn und erzählte ihm, dass alles gut war, dass es mir im Grunde nichts ausmachte, dass ich seinetwegen den schlimmsten Tag meines Lebens durchgemacht hatte, solange er nur okay war.
Das ging ziemlich lange so – bis er sicher war, dass ich ihm komplett verziehen hatte, und ich sicher war, dass er begriffen hatte, dass sich dieses Versteckspiel in Zukunft nicht wiederholen durfte.
Nachdem wir endlich Frieden geschlossen hatten, ging ich in die Küche und goss mir ein wohlverdientes Bier ein. Dann ging ich zurück zu meinem Kater und sprach noch zwei Sätze.
»Erzähl es nicht Janis«, lautete meine erste Anweisung. Schließlich war es nicht unbedingt nötig, dass sie das volle Ausmaß meiner Memmenhaftigkeit erfuhr. Glücklicherweise sagte mir der Ausdruck in Nortons Augen, dass meine verborgene weiche Seite bei ihm in sicheren Pfoten war. Ich nahm noch einen großen Schluck Bier.
»Und wo bist du gewesen ?«, war der zweite Satz, den ich ganz leise sagte.
Dieses Mal jedoch wandte Norton den Kopf ab, um meinem Blick auszuweichen. Einen Augenblick später sah er mich wieder an, schloss still die Augen und schlief sofort ein.
Es gibt wohl gewisse Geheimnisse, die eine Katze einfach mit niemandem teilen will, nicht einmal mit ihrem besten Freund.
3. Kapitel
Eine Katze auf Tour
W ir entschlossen uns, ein Haus in der Provence zu mieten.
Dafür gab es keinen bestimmten Grund, obwohl wir einer gewissen Logik folgten. Wir wollten auf dem Land wohnen, nicht in der Stadt. Wir wollten es nicht zu exotisch, weil ich einen Ort brauchte, an dem ich ein Faxgerät von heute auf morgen repariert bekam. Janis wollte es warm oder relativ warm. Wir wollten gutes Essen, und wir wollten eine schöne Umgebung. Das schränkte die Sache auf ungefähr den halben Globus ein, dann machten wir Ernst und begannen auszusuchen, auszuwählen und wegzustreichen.
Als Erstes schieden alle Länder aus, mit denen wir kein gemeinsames Alphabet hatten. Dann strichen wir alle Orte, die eventuell zum Ziel von Scud-Raketen werden könnten. Als Nächstes eliminierten wir alle Länder, in denen man Katzen aß. Ziemlich schnell und ohne größere Schwierigkeiten waren wir bei Italien und Frankreich angelangt. Ein paar Regionen in diesen beiden Ländern schieden aus – Sizilien war eine Möglichkeit, aber ich entschied, dass ich nicht in der Stimmung war, mich in meinem Wagen in die Luft sprengen zu lassen. Burgund kam ernsthaft in die engere Wahl, bis Janis sich in den Kopf setzte, das Wetter sei dort genau wie in England und somit ständig feucht und kalt. Stellen Sie sich das Wesen in dem Schwarzenegger-Film Predator vor, dann bekommen Sie ein ziemlich genaues Bild von Janis’ Persönlichkeit, wenn es feucht ist und sie die ganze Zeit friert. Schon bald blieben die Toskana und die Provence übrig. Wir verglichen Wein- und Käsesorten und machten alles, was man machen soll, und dann fällten wir unsere Entscheidung anhand eines entscheidenden Faktors: Wir sprachen kein Wort Italienisch, und wir sprachen ein ganz kleines bisschen Französisch. Also entschieden wir uns für die Provence.
Zwei Jahre zuvor, während ich mit Roman Polanski an einem Drehbuch arbeitete, hatten Norton und ich drei Monate in Paris gelebt. Fast jeden Abend gingen Roman und ich essen, meist mit Freunden von ihm. Roman hatte Freunde, die aus Italien, Polen, Frankreich, Russland oder sonst woher kamen. Während des Essens sagte jemand etwas auf Französisch, ein anderer antwortete auf Polnisch, dann antwortete einer auf Italienisch oder Dänisch oder in was für einer Sprache auch immer. Etwa alle fünfzehn Minuten unterbrach Roman das Gespräch fürsorglich und sagte:
»Kommt schon, Jungs, nehmt Rücksicht auf Peter und sprecht Englisch.« (Übersetzung: »Kommt schon, Leute, wir haben hier einen schwachsinnigen Amerikaner, sagt doch was, das er verstehen kann.«)
Selten hatte ich mich so unfähig gefühlt, und als ich nach New York zurückkehrte, war ich fest
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