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Klappohrkatze auf Reisen

Klappohrkatze auf Reisen

Titel: Klappohrkatze auf Reisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Gethers
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fühlen.
    Sobald wir auf Sendung waren, konnten sich die beiden Moderatoren der Sendung gar nicht darüber beruhigen, wie Norton einfach während des gesamten Interviews auf meinem Schoß saß. Er setzte sich sogar auf, sah direkt in die Kamera und sorgte somit dafür, dass alle fünfunddreißig Zuschauer, die sich die Sendung ansahen, mir nicht mehr zuhörten und sich nur noch dafür interessierten, wie süß er war. (Ich glaube, das machte er immer, sobald er spürte, dass ich zu lange redete und langweilig wurde.)
    Was mich anging, war alles in Ordnung, nur dass ich, eitel, wie man nur sein kann, einen dunkelblauen Anzug und ein blaues Hemd angezogen hatte, weil ich das für den besten Look für mein Fernsehdebüt hielt. Das war es auch, glaubte ich, zumindest zu Anfang. Aber im Laufe der Sendung begann Norton zu tun, was alle Katzen tun, besonders unter heißen Scheinwerfern – er begann zu haaren. Und er begann meinen gesamten dunkelblauen Anzug vollzuhaaren. Am Ende des Interviews war ich so voller grauer Haare, dass ich aussah wie ein großer, sprechender prähistorischer Vogel.
    Aber wir hatten nicht nur den ersten Test überlebt, es war auch klar, dass Norton aus jenem Stoff gemacht war, aus dem die Stars sind.
    Wie gesagt, dies war ein erstes Interview, ein Probelauf. Das Buch sollte erst in ein paar Wochen auf den Markt kommen. Jetzt nachdem wir den Test bestanden hatten, mussten wir nur noch warten, bis es das Buch tatsächlich gab, und auf das Wohlwollen Amerikas hoffen.
    Für einen Autor ebenso wie für eine Katze ist Warten das Allerschwerste. Aber vom literarischen Standpunkt betrachtet lohnt sich das Warten am Ende meist.
    Es hat etwas ganz Besonderes, wenn man sein Buch das erste Mal als fertiges Produkt sieht. Unabhängig von der Qualität – egal, ob man Daniel Defoe ist oder Danielle Steele – ist es verdammt schwer, ein Buch zu schreiben. Jeder glaubt , er oder sie könne schreiben, aber es ist ziemlich beängstigend, auf eine leere Seite zu gucken und sich dann zu entscheiden, dass man den Mut besitzt, nicht nur diese Seite vollzuschreiben, sondern noch viele weitere. Wenn man also endlich die erste Fassung fertig hat, dann die zweite, dann die dritte, wenn man das lektorierte Manuskript gegengelesen hat, dann die Druckfahnen, wenn man endlich das fertige, veröffentlichte Produkt in den höchsteigenen Händen hält – mehrere Hundert Seiten lang, ein richtiger Einband, Klappentext so voller Lob, dass man selbst rot wird davon –, dann ist das ein Moment der reinsten Befriedigung. Die schlechten Kritiken sind noch nicht eingetroffen und auch nicht der Anruf des Agenten, der einem mitteilt, dass das Buch drei Tage nach dem Erscheinungstermin bereits verramscht wird. Alles, was es gibt, ist dieses physische Ding , das irgendwie eine geistige Fortsetzung von einem selbst ist.
    All das dauert ungefähr eine oder zwei Minuten. Danach trifft einen natürlich die Realität mit aller Härte.
    Klappohrkatze bescherte mir ein paar besonders befriedigende Minuten, weil es so persönlich war und weil den Umschlag vorn und hinten außergewöhnlich gelungene Fotos meines geliebten Gefährten zierten. Am Tag, bevor Norton und ich zu unserer Werbetour aufbrachen, sah ich es zum ersten Mal in einer Buchhandlung, bei B. Dalton’s auf der Achten Straße unten im Village, wo Norton und ich an diesem Abend unseren ersten Auftritt in einer Buchhandlung haben sollten. Ich sollte Bücher signieren und witzig sein. Norton sollte süß aussehen und sich von den Leuten bewundern lassen. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie oft ich im Laufe der Tour die Rollen tauschen wollte, aber alle vom Verleger über den Lektor bis hin zu meiner eigenen Freundin meinten, damit würde ich einen großen Fehler machen.
    Einige Stunden vor dem Signiertermin nahm ich Norton, und wir schlichen uns in den Laden, inkognito. (Das war nicht besonders schwer. Keiner erkannte mich, weil keiner je von mir gehört hatte. Und Norton ist sehr gut darin – wenn er denn will –, sich in seiner Schultertasche zu ducken und fast unsichtbar zu werden. Das ist der Grund, warum ich immer gedacht habe, er würde einen großartigen Privatdetektiv abgeben.) Als ich mir den Laden unauffällig ansah und mir Mühe gab, nicht zu sehr nach einem lästigen Autor auszusehen, der sich einen Laden ansieht, sah ich zu meinem Erstaunen, dass das Buch sehr gut präsentiert wurde – es hing sogar ein Riesenposter von Norton im Fenster. Voller Ekstase kaufte ich

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