Klappohrkatze auf Reisen
Außerdem gab es einen Geschirrspüler, einen Waschtrockner und einen BMW , den wir gerne benutzen durften. Sie war Französin, ihr Mann war Amerikaner gewesen (er war vor ein paar Jahren gestorben), daher war das Haus halb französisch (der charmante Teil) und halb amerikanisch (der praktische Teil). Ooh-là-là! Sie betonte, es sei sehr ländlich, wenn auch sehr komfortabel ausgestattet.
»Rechnen Sie nicht mit einem Pfannkuchenwender«, warnte sie. »Es ist trotz allem noch Frankreich.«
Was mir nur recht war. Ich wollte eine Crêpepfanne, keinen verdammten Pfannkuchenwender.
Also war alles geregelt. Ich hatte ein Büro, Janis hatte einen Garten, Norton hatte Mäuse aus drei Jahrhunderten zum Jagen. Jetzt gab es nur noch eines zu tun.
Um zu schreiben, was noch zu tun war, muss ich leider ein heiliges Gelübde brechen, das ich einem sehr nahestehenden, sehr lieben Menschen gegeben habe.
Vor vielen Jahren schloss ich einen Pakt mit meinem Koautor David, der so viel Integrität und Geschmack besitzt, wie es in Anbetracht unseres Broterwerbs irgend möglich ist. Das Versprechen, das wir einander gaben, war, dass wir niemals – künstlerisch gesprochen – unsere eigenen Eingeweide essen würden.
Das ist nicht annähernd so abstoßend, wie es klingt. Ehrlich. Es heißt einfach nur, dass wir, als wir jünger waren, beschlossen, sollten wir je erfolgreiche Autoren werden, würden wir uns niemals der Philip-Roth-Schule des Schreibens über den eigenen Erfolg anschließen. Unter allen Umständen zu meiden waren: das Schreiben darüber, wie schwer es ist, Schriftsteller zu sein; das Schreiben darüber, dass nie jemand anerkennt, wie schwer es ist, Schriftsteller zu sein; das Schreiben über andere Schriftsteller oder Lektoren oder Kritiker, weil sie alle unglaublich langweilig sind; das Schreiben darüber, dass all diese langweiligen Schriftsteller, Lektoren und Kritiker einen auch nicht mögen; und, der absolut erste Punkt der Liste, nie, wirklich niemals über seine eigene Lesetour zu schreiben. Es gehört sich nicht, es ist uninteressant, und es ist einfach widerwärtig (zum Beispiel »Ach ja, klar habt ihr es schwer da drüben in Bosnien, aber ihr hättet mal in meinen Schuhen stecken sollen, als dieser kleine Dicke mit dem billigen Haarteil meinen Namen falsch verstanden hat: ›Guten Morgen, Schenectady.‹ Also das war ein Alptraum!«).
Jedenfalls, Dave, eigentlich schreibe ich nicht über meine Lesetour. Ich war entschlossen, in dieses dreihundert Jahre alte Haus in Frankreich zu fahren und meine letzten paar Fetzen künstlerischer Würde zu wahren. Ich schwöre es. Mich wollte sowieso keiner sprechen oder sehen. Aber bevor ich in ein Flugzeug springen und mich vom Acker machen konnte, musste ich mich noch um ein letztes kleines Detail kümmern. Wie sich herausstellte, wollte eine Menge Leute meine Katze kennenlernen.
Die Tour begann offiziell in Los Angeles, wir bekamen aber, als eine Art Verlagsvariante eines Frühjahrstrainings, einen Probeauftritt in einer Sendung auf einem kleinen Kabelsender in Connecticut. Alle hielten das für eine gute Idee, denn niemand konnte wirklich wissen, wie sich die Katze vor der Kamera verhalten würde und, wahrscheinlich noch wichtiger, alle wollten sehen, ob ich mich in einen zukünftigen Fernsehstar verwandeln würde, sobald das kleine rote Lämpchen anging.
Im Grunde lief alles gut. Norton war natürlich wie üblich perfekt und ganz er selbst. Wir kamen früh, wie befohlen, und wurden in den Aufenthaltsraum, den sogenannten Greenroom, geführt, der übrigens, falls das jemanden interessiert, braun war. (Später, in etlichen Tourwochen, war ich in vielen, vielen Greenrooms. Kein einziger davon war jemals grün. Ich überlege, das Nachrichtenmagazin Sixty Minutes anzurufen, um zu sehen, was sie damit anfangen können.) Ich tigerte eine halbe Stunde in dem Raum auf und ab, guckte ständig in den Spiegel. Ich fuhr mir mit den Fingern durchs Haar, rückte meine Krawatte zurecht und machte so ziemlich alles außer »mi mi mi« singen und gurgeln. Norton tat bereits so, als wäre er in ebenso vielen Talkshows gewesen wie die Schauspielerin Teri Garr. Er saß auf dem Sofa, ließ ein paar Bühnenarbeiter zu sich kommen und ihn streicheln und war sogar nett zu dem Gast, der nach mir dran war, einer Frau, die ein Buch geschrieben hatte über die richtige Methode, einen Koffer zu packen. Ach ja, es gibt nichts Besseres als Werbung, um sich wie ein wichtiger Kulturträger zu
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