Klappohrkatze auf Reisen
Ernst. Was für ein Müll. Totaler, absoluter Scheiß. Sie sollten sich schämen. Danke.
Ich war leicht geschockt, und meine erste Reaktion war, mich zu fragen, wer von beiden – der Mann oder seine Frau – es zuerst gelesen hatte. Und wer immer es war, wandte er sich an seinen Partner und sagte:
»Honey, ich habe gerade den größten Scheiß gelesen, den ich je gelesen habe. Das musst du unbedingt auch lesen.«? Und hatte es dann der andere gelesen, vor dem Kamin zusammengekuschelt, sich an den ersten Leser gewandt und gesagt:
»Zuckerstück, da hast du vollkommen recht. Puuuuuh, das stinkt ja zum Himmel! Lass uns doch den Autor in New York anrufen und es ihm sagen.«?
Sobald ich befunden hatte, dass das keine besonders gesunden Gedankengänge waren, rief ich meinen Koautor David an, um ihm die Nachricht vorzuspielen. Er schien nicht sonderlich überrascht. Nicht weil er die Einschätzung des Anrufers teilte, sondern weil er mehrere Krimis geschrieben hatte, von denen einer einen Edgar Award gewann, und daher schon genügend Irren begegnet ist. (Unter Verlegern gilt die Daumenregel: Science-Fiction-Fans sind die absolut Irrsten. Ganz ohne Frage. Viele davon glauben, dass sie von einem anderen Planeten stammen – und wahrscheinlich trifft es auf etliche von ihnen sogar zu. Falls man sich jemals davon überzeugen will, dass die Nihilisten recht haben und das Leben keinen Sinn hat, sollte man auf eine Science-Fiction-Convention gehen. Direkt nach den Sci-Fi-Fans kommen aber gleich die Krimifans. Sie sind alle schwarz gekleidet und kennen jedes Wort auswendig, das Arthur Conan Doyle je geschrieben hat. Auch sie treffen sich zwei oder drei Mal im Jahr auf Conventions, wo sie Podiumsdiskussionen zu Themen besuchen wie: Welche Mordwaffe ist die beste? und Wer ist skurriler: Cornell Woolrich oder James Cain? ) David übertraf mein Anti-Groupie, ohne einen Moment zu zögern. Er erzählte mir von einem speziellen Fan, der ihn regelmäßig anrief, meistens früh am Morgen, wenn er noch nicht geistesgegenwärtig genug war, die Anrufe abzuweisen. David beschrieb mir den Fan, der auf beunruhigende Weise klang wie Hal, der Computer, in 2001 – Odyssee im Weltraum .
»Daaave«, sagte der Typ immer. »Ich habe gerade deinen ersten Roman noch mal gelesen. Zum sechsten Mal. Ich werde ihn noch mal lesen. Morgen .« Dann sagte er meist etwas wie:
»Ich bin heute in Chicago, Dave« – schlappe tausend Meilen von Davids Haus entfernt. »Wie wär’s, wenn ich rüberkomme und wir uns zum Lunch treffen?«
Nachdem ich mit David gesprochen hatte, fühlte ich mich viel besser – fünfzehn Dollar zurückzuverlangen erschien mir sehr viel vernünftiger als eine zweiundzwanzigstündige Fahrt zum Lunch – und begann für die Tour zu packen. Nach meiner Erfahrung in Connecticut bin ich so schlau, überwiegend graue Kleidungsstücke einzupacken. Und ich war geistesgegenwärtig genug, Norton an diesem Abend viele zusätzliche Portionen Pounce zu füttern und ihn ganz besonders lange zu streicheln, bevor ich den Mut aufbrachte, ihn zu fragen:
»Hast du eine Ahnung, worauf wir uns da eigentlich einlassen?«
Ich weiß nicht, ob er es wusste oder nicht, aber er nahm es auf jeden Fall mit Gelassenheit und schnurrte zufrieden auf meinem Kopfkissen, bis ich einschlief.
Die erste Station waren Los Angeles und das Hotel Four Seasons, Schauplatz mehrerer eindrucksvoller Norton’scher Momente aus längst vergangenen Zeiten.
In L.A. steige ich immer im Four Seasons ab. Es liegt günstig, ist stilvoll und perfekt für Geschäftstermine. Außerdem ist das Personal außerordentlich nett zu Norton. Tatsächlich ist jedes Four Seasons ganz besonders freundlich zu Haustieren. Im Bostoner Four Seasons haben sie sogar eine extra Speisekarte für Tiere. Das weiß ich, weil ich mich, als wir dort abstiegen, ganz besonders über eine große Schale mit Nüssen freute, als wir ins Zimmer kamen. Nur wurde mir bald klar, dass es keine Nüsse waren, sondern Hundekuchen – und wie ich zugeben muss ausgesprochen leckere Hundekuchen. Unter der Schale lag ein kleiner gedruckter Zettel mit der Überschrift »Hundeleckerli«. Der Rest der Speisekarte sah folgendermaßen aus:
WAU , WAU !
Hauptgerichte
1 Wuff, Wuff, rrr…
(Kurz gegartes Rinderfilet in eigener Brühe $ 6.00)
*
2 Wuuh, Wuuh, Awuuuh!
(Entbeinte »gefahrlos essbare« Lammkeule $ 7.00)
*
3 Waff! Waff! Grrr!
(Geschmorte Hühnerbrust in eigenem Jus $ 5.50)
WAU !!!
(Beilagen)
1 Rrrrr, Kläff,
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