Klappohrkatze auf Reisen
Beziehungen?«
Ich sollte an dieser Stelle sagen, dass ich normalerweise ein halbwegs schlagfertiger Mensch bin. Es braucht schon einiges, damit es mir die Sprache verschlägt. Vielleicht lag es daran, dass es mitten in der Nacht war, zumindest für mich. Vielleicht lag es daran, dass wir schon zu viele Tage am Stück unterwegs waren. Aber alles, was ich herausbrachte, war ein nicht besonders schlagfertiges:
»Was?« Und als er die Frage wiederholte, fiel mir nur ein: »Äh … tja … er findet sie gut.«
»Vielen Dank«, hörte ich. »Das waren Peter Gethers, der Autor von Klappohrkatze , und sein unglaublicher Kater zum Thema Beziehungen.« Und dann legte er auf.
Ich beschloss, dass die Schuld dafür einzig und allein bei mir lag, fragte mich, wie Tolstoj wohl geantwortet hätte, wenn er auf Werbetour für Anna Karenina gewesen wäre – »Sagen Sie, Leo, was hält Graf Wronski von Beziehungen im 19. Jahrhundert?« –, dann zog ich mich an, küsste die Katze und brach zum nächsten Interview auf.
***
Das Beste an dieser Lesetour waren die Buchhandlungen. Es war nicht nur aufregend, wirklich großartige Buchläden zu sehen – und wieder einmal daran erinnert zu werden, warum ich das mache, womit ich meinen Lebensunterhalt verdiene –, es war auch ausgesprochen lustig zu sehen, wie die Leute auf Norton reagierten.
Eine Frau in der Universitätsbuchhandlung von Boston kam mit Familienfotos zur Signierstunde – und die Familie bestand aus sechs Scottish Folds.
Zwei Frauen, die Norton im Village Green in Rochester besuchten, züchteten Scottish Folds und brachten uns beeindruckende Broschüren voller süßer Fotos von Faltohrkätzchen mit. Diese beiden reizenden Frauen, Barbara Meyers und Grace Sutton, sind schuld daran, dass Esther, meine Agentin und lebenslange Katzengegnerin, schließlich weich wurde und jetzt selbst eine klappohrige Genossin namens Tate besitzt.
Wenn ich Bücher signierte, standen die Leute Schlange, während ich hinter einem Tisch saß und Norton darauf. Jemand reichte mir ein Buch, bat mich, es zu signieren (gruseligerweise häufig für jemanden namens Fluffy, Spitball, Pooh oder Peanut Butter), und während ich damit beschäftigt war, streichelte er oder sie Norton, lobte ihn in den höchsten Tönen und schenkte ihm häufig eine Dose Pounce (eine Frau reichte mir zögernd eine Tüte M&Ms, weil sie ein schlechtes Gewissen hatte, ich könnte mich vernachlässigt fühlen; ansonsten trat ich stets in den Hintergrund).
Falls jemand noch nie von dem Buch gehört hatte, sondern nur zufällig vorbeikam, wurde ich meist mit einem prüfenden Blick gemustert, der dann auf Norton fiel; Augen weiteten sich, dann pirschte man sich an mich heran und stellte ein paar Fragen. Die Fragen gingen in der Regel von »Ist das eine dressierte Katze?« (Antwort: Nein) über »Warum sieht er so komisch aus?« (Antwort: Das liegt an der Rasse) über »Er ist so ruhig. Haben Sie ihn sediert?« (Antwort: Nein!) bis zu »Haben Sie ihm die Ohren kupiert?« (Antwort: NEIN !!!!)
Bei Gene’s Books in King of Prussia, Pennsylvania, gab es einen Fotowettbewerb. Die Leute brachten ein Foto von ihrem eigenen süßen Katzentier mit, und ich sollte die Sieger in folgenden Kategorien bestimmen: Fetteste Katze, Erstaunlichste Katze und Süßeste Katze. Das ähnelte irgendwie der heiklen Situation, wenn man sich entscheiden soll, wessen Baby das hübscheste ist. Ich tat mein Bestes und achtete sorgfältig darauf, nicht immer Fotos von Faltohrkatzen auszuwählen, um nicht als allzu voreingenommen zu gelten. Im Großen und Ganzen waren die Sieger dankbar, und die Verlierer zerrissen weder mein Buch noch verprügelten sie mich, also kann man wohl von einem gelungenen Wettbewerb sprechen.
Bei Liberties Books and Fine Music in Boca Raton, Florida, sollten die Leute ihre Katzen mitbringen, um Norton kennenzulernen. Ein Typ brachte aus irgendeinem unerfindlichen Grund einen riesigen Bernhardiner mit, und ein Paar kam mit einer dicken schwarzen Katze; es war die ruhigste Katze, die ich je gesehen habe. Norton ist in der Öffentlichkeit nicht sonderlich nervös oder hyperaktiv, bleibt aber doch extrem aufmerksam. Wenn ich mehr als eine halbe Stunde vorlese, döst er manchmal ein oder dreht sich auf den Rücken, schnurrt und verlangt gekrault zu werden, aber meist sitzt er ruhig da, checkt die Lage und vergewissert sich, dass es keine unliebsamen Überraschungen gibt. Diesem schwarzen Kater aber war jede Überraschung egal und
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