Klappohrkatze auf Reisen
mehrere meiner Freundinnen geliebt und es ihn wissen lassen, und er kannte meine sämtlichen Freunde, die sich genügend mit ihm beschäftigten, um ihn glücklich zu machen. Auf unseren diversen Reisen war er außerdem zahlreichen Fremden begegnet, die seinem Ego bestimmt nicht geschadet hatten. Auf dieser Reise aber konnte er zum ersten Mal spüren, dass viele Menschen, Tausende von Menschen, ihn lieben wollten. Und wenn nicht ihn persönlich, dann irgendetwas – oder irgendjemanden –, der ihm sehr ähnlich sah.
Es war eine interessante Veränderung. Katzen beeinflussen Menschen häufig auf seltsame, mysteriöse Art und verändern unser Leben in der Regel zum Besseren. Das ist ihre Art. Es ist eins der Dinge, die sie als Katzen ausmachen. Dies aber war eine der seltenen Gelegenheiten, wo Menschen eine Katze wesentlich veränderten.
Da Norton nicht wirklich reden kann – obwohl ich durchaus viele seiner Miaus interpretieren kann, ist es doch ziemlich schwierig, mit ihm philosophische Gespräche zu führen –, bin ich mir nicht restlos sicher, dass diese Veränderung so stark war, wie ich vermute. Aber ich kann es meiner Katze gleichtun und ihn beobachten, mich zurücklehnen und ihn in Aktion beobachten, und ich bin mir dank meiner Beobachtungen nach der Tour sicher, dass er ein anderer war, nachdem er mit so vielen Menschen in Berührung gekommen war, die ihn so offensichtlich bewunderten und die sich ebenso offensichtlich danach sehnten, von ihm bewundert zu werden.
Dadurch wurde er aber mitnichten zum Schoßhund. Gott bewahre. Er verlor auch nicht seine Unabhängigkeit oder seinen individualistischen Geist. Aber mir fiel auf, dass sich Nortons Hals, wenn ein Fremder ins Zimmer kam und die Hand ausstreckte, ein winziges Stück in die richtige Richtung bewegte, ein Eingeständnis, wenn auch ein widerwilliges, dass Liebe keine Einbahnstraße ist.
Für eine Katze ist das gar nicht schlecht.
Und für eine Katze, einen Autor und die Freundin eines Autors hieß das außerdem, dass es Zeit war, unser bisheriges Leben hinter uns zu lassen und uns auf die andere Seite des Atlantiks zu begeben.
4. Kapitel
Eine Katze in Frankreich
D ann begann das schlechte Wetter.
Kleiner Scherz – das ist der erste Satz aus Paris – Ein Fest fürs Leben . Ich wollte nur mal sehen, wer aufgepasst hat.
Anders als bei Papa (Ernest Hemingway), wie ich ihn nenne, war das Herbstwetter, als wir in Paris ankamen, absolut spektakulär. Dorthin zu gelangen wiederum war nicht ganz so angenehm.
Einer der Nachteile, als ich das Leben eines Verlagsmanagers aufgab, bestand darin, dass ich auch das Gehalt aufgab, das mit diesem Leben einherging. Geldsparen gehört nicht gerade zu meinen Stärken (ich bin viel, viel besser im Ausgeben), also überredete Janis mich, um mir zu zeigen, dass auch ein vorsichtiges, bedachtes, etatbewusstes Leben vergnüglich und erfüllend sein konnte, unsere Tickets mit den Bonusmeilen zu bezahlen. Anders ausgedrückt, wir flogen umsonst nach Frankreich.
Ich weiß nicht, wie viele von Ihnen jemals versucht haben, die ihnen zustehenden Bonusmeilen einzulösen. Ich versichere Ihnen, wenn Sie nicht gerade einen Doktor im Gebrauchsanweisunglesen haben, lassen Sie es besser sein. Machen Sie sich nicht die Mühe. Als Verleger musste ich mich häufig durch komplizierte Verträge kämpfen. Ich weiß alles über Optionen und step deals und verschiedene erstgenannte Parteien und sogar einiges über diverse zweitgenannte Parteien, aber Bonusmeilen einzulösen überstieg meine intellektuellen Fähigkeiten um ein Vielfaches. Ich bekam nicht heraus, wie viele Meilen man für einen internationalen Flug brauchte. Dann bekam ich nicht heraus, wie viele zusätzliche Meilen man brauchte, um einen Platz in der Businessclass zu bekommen. Dann, um die Sache noch schlimmer zu machen, bekam ich absolut nicht heraus, welche Termine gesperrt waren und an welchen Terminen man fliegen konnte. Das Einzige, was ich herausfand, war, dass ich mit meinen angesammelten Bonusmeilen entweder nonstop nach Asien fliegen oder ein Upgrade für einen Flug nach Seattle bekommen konnte, aber sonst konnte ich nirgendwo hinfliegen, außer wenn ich nach zwei Uhr morgens am achtzehnten Tag jedes zweiten Monats flog.
Nachdem ich etliche Stunden lang versucht hatte, aus der Rückseite meines Bonusmeilenvertrags schlau zu werden, und mir endlich klar wurde, dass alles, was ich machte, zu hundert Prozent unkorrekt wäre, rief ich American Airlines an und
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