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Klappohrkatze auf Reisen

Klappohrkatze auf Reisen

Titel: Klappohrkatze auf Reisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Gethers
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nichts gemeinsam hatten, die wir aber zu schätzen lernten.
    ***
    Aber nicht alle unsere geliebten Erinnerungen drehen sich um Menschen. Ja, nicht einmal um Katzen. Häufig gab es auch andere – entschuldigen Sie den Ausdruck – Katalysatoren, die wahre Wunder wirkten.
    Das mit Abstand seltsamste und in gewisser Weise hinreißendste Erlebnis, das wir während unseres gesamten Aufenthalts in Goult hatten, nahm seinen Anfang, als Janis eines Spätnachmittags ins Haus gerannt kam. Sie war ganz aufgeregt und sagte, ich solle mich beeilen, Norton schnappen und ins Auto springen. Sie wollte mir nicht sagen, was los war, sie bestand einfach darauf, dass ich tat, was sie sagte.
    Sie fuhr – sie konnte mittlerweile ziemlich gut mit dem Citroën umgehen und schon fast einen steilen Hügel hinauffahren, ohne dass mein Kopf dreißig oder vierzig Mal an die Windschutzscheibe schlug –, bis wir in den Ort Menerbes, ein ebenso perfektes Lubéron-Bergdorf, zehn Minuten von Goult entfernt, kamen.
    Kurz vor dem Ort bremste Janis, um ein Tier vor uns die Straße überqueren zu lassen. Es war eine Ziege. Ich wollte gerade sagen:
    »Was macht eine Ziege in Menerbes?«, als ich rechts aus dem Wagen guckte und zwei Löwen am Straßenrand herumlungern sah. Neben ihnen stand ein freundlicher, aber ziemlich großer Elefant. Bevor ich völlig die Orientierung verlor, fuhr Janis ein Stück weiter, und wir kamen zu einem kleinen Zelt. Vor dem Zelt stand ein Mann im Clownskostüm, vor dem fünf oder sechs kleine Kinder herumrannten und vor Vergnügen kicherten und schrien.
    »Wir gehen in den Zirkus?«, fragte ich Janis ungläubig.
    »Wir gehen in den Zirkus«, antwortete sie.
    Ich würde gern berichten, dass dieser entzückende Landzirkus ein künstlerischer Triumph war, alles das, was die überkandidelten und überproduzierten Vorstellungen nach Art der Ringling Bros. nicht sind. Leider würde ich in diesem Falle lügen wie gedruckt. Dieser kleine Zirkus, in den Janis mich und Norton geschleppt hatte, war das Geschmackloseste, Jämmerlichste und Saukomischste, das ich je gesehen habe.
    Die menschliche Truppe bestand aus einem Zirkusdirektor, zwei Clowns und einer Akrobatin, die bei jedem simpelsten Purzelbaum aussah, als sei es der letzte in ihrem Leben. Sie stolperte und fiel zweimal hin, als sie durch die Arena lief und uns anfeuerte, dem Zirkusdirektor zu applaudieren. Auch die Clowns waren nicht gerade vom höchsten Kaliber. Einem fiel ständig die Perücke vom Kopf, und man sah, dass er ohnehin nicht glücklich darüber war, dieses dämliche Kostüm anziehen zu müssen. Die einzige Aufgabe des anderen Clowns bestand darin, die schmissige Musik am Laufen zu halten, aber das Tonbandgerät hatte seine besten Tagen schon hinter sich, sodass die Musik nicht ganz so schmissig war, weil sie ungefähr zwei Geschwindigkeiten zu langsam abgespielt wurde. Als es Zeit wurde, die Lautsprecher hereinzuholen – sie hatten draußen gestanden, um die aufregende Nachricht zu verkünden, dass der Zirkus in der Stadt war –, packte die gesamte Truppe mit an. Sie mühten sich fürchterlich ab, die Dinger hochzuheben – sie mühten sich so sehr, dass sie dabei fast das ganze Zelt umgeschmissen hätten.
    Sobald die Vorstellung begann, gelang es ihnen, alles noch viel schlimmer zu machen. Die Eröffnungsnummer war Minou, das Hundegenie. Minous Dompteur (der Direktor) marschierte in die Mitte der Manege, verkündete, dass wir nun den schlauesten Hund der Welt sehen würden, und rief dann mit einer tiefen Verbeugung und einer majestätischen Armbewegung nach Minou. Doch Pech gehabt. Entweder schlief Minou oder war seit einer Woche nicht bezahlt worden, denn nichts, was sie machten, konnte diesen Hund in die Manege locken. Der Zirkusdirektor rief ihn immer wieder, aber Minou ließ sich nicht blicken. Schließlich musste einer der Clowns den Welpen ins Zelt tragen und ihn in der Manegenmitte absetzen. Dann befahl der Direktor dem Hundegenie, auf einen Hocker zu springen – und er verkündete dem Publikum, wir würden nun die erstaunlichste Geistesleistung sehen, die ein Mitglied der hündischen Rasse je erbracht habe. Ganz so erstaunlich war es nun auch wieder nicht – denn alles, was Minou tat, war, sich umzudrehen und wieder aus dem Zelt zu rennen.
    Dem Zirkusdirektor dämmerte langsam, dass Minou an diesem Abend nicht in Form war, also rief er nach JoJo, dem genialen Pferd. Norton hatte ungeheuren Spaß an JoJo, besonders als JoJo sich weigerte, etwas

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