Klappohrkatze auf Reisen
sind.
Die Beleuchtung in der Stadt ist – natürlich – geschmackvoll und elegant. Der Kirchturm im unteren Teil des Ortes ist mit farbigen Lichterketten dekoriert; der tausend Jahre alte gewölbte Torbogen, durch den es zum château des Ortes geht, ist mit weißen Lichtern verziert. Entlang der Hauptstraße spannen sich etwa alle zehn Meter kunstvoll geschmückte Lichterketten von einem Haus zum anderen.
In unserem gemütlichen Haus hatten wir zwei Weihnachtsbäume – einen großen fürs Wohnzimmer und einen kleinen für mein Büro im dritten (oder zweiten, falls man Europäer ist) Stock. Beide Bäume waren im provenzalischen Stil geschmückt: mit diversen Früchten (winzigen Mandarinen, die sie clémentines nennen, kleinen Äpfeln und Birnen) und Ketten aus Nüssen.
Am ersten Weihnachtstag spazierten Janis, Norton und ich durch Goult und genossen die schlichte Tatsache, dass wir dort waren und nirgendwo sonst. Norton saß zu Anfang in seiner Schultertasche, hüpfte aber bald hinaus und lief neben uns her. Der Ort war ziemlich leer – selbst die winzigen Käfigvögel waren drinnen –, also hatten wir eine entspannte Katze, die bereit war, überallhin mitzukommen.
Wir kamen an einem Haus vorbei, das wir schon seit unserer Ankunft bewundert hatten. Es stand an einem kleinen, grasbewachsenen Dreieck am oberen Ende der Hauptstraße, wo es zum Schloss ging. Von außen hatte Janis es zu ihrer Lieblingsstelle des Ortes erklärt – es war ziemlich alt und war einmal das Postamt von Goult gewesen, war aber offensichtlich schon vor langer Zeit zu einem spektakulären Wohnhaus umgebaut worden. An dem Haus war gearbeitet worden, der Innenhof wurde renoviert, und ich hatte ab und zu voller Bewunderung und Neid den Kopf hineingesteckt. Als wir am ersten Weihnachtstag dort vorbeikamen, bohrte und kratzte ein schmuddelig aussehender Arbeiter im Overall an den Steinen der Hausfassade herum. Die Tür zum Innenhof stand offen, also zog ich Janis hinein, um ihr zu zeigen, wie weit die Arbeiten fortgeschritten waren. Der Arbeiter sah uns an, sagte aber nichts. Als er aber merkte, wie sehr wir das Haus bewunderten, fragte er uns, ob wir auch den Rest sehen wollten. Da wir nichts auf der Welt lieber tun, als uns anderer Leute Häuser anzusehen, sagten wir sofort Ja. Der Arbeiter begann uns durch das gesamte Haus zu führen, das sehr viel größer war, als es von außen aussah, und erheblich spektakulärer. Es war fantastisch restauriert und im Stil der Zeit, des späten 16. Jahrhunderts, möbliert. Nach etwa zwanzig Minuten kamen wir in die Küche. Um den Küchentisch saßen zwei Frauen – eindeutig Mutter und Tochter – und zwei kleine Kinder. Die jüngere der beiden Erwachsenen sah uns an – zwei Fremde, einen Arbeiter und eine Katze – und fragte den Arbeiter, was ihm eigentlich einfiele. Der Arbeiter erwiderte, wir – die Fremden und die Katze – hätten das Haus bewundert, und er habe gedacht, wir würden es gerne sehen. Sie seufzte, dann diskutierten sie die Situation, und ziemlich schnell wurde Janis und mir klar, dass der Arbeiter gar kein Arbeiter war – es war der Hausherr. Wir hatten es gerade geschafft, uns in die Weihnachtsfeier dieser Familie hineinzudrängen.
Wir entschuldigten uns sofort und wollten wieder gehen, aber nun wollte die Familie nichts mehr davon hören. Sie bestanden darauf, dass wir uns den Rest des Hauses ansahen, das mit jedem Raum, den wir sahen, toller und toller wurde. Dann zwangen sie uns, auf einen Drink zu bleiben (okay, okay, sie zwangen uns nicht, aber es wäre ungastlich gewesen, nur zu gucken und dann abzuhauen). Der Mann, der uns sein Haus gezeigt hatte, erwies sich als belgischer Architekt, der meistens in Algier lebte. Dieses großartige Haus war sein Wochenenddomizil, das er nur an drei oder vier Wochenenden im Jahr plus der Weihnachtswoche benutzte.
Nach unserem Drink merkten wir, dass Norton losmarschiert war, um das Haus auf eigene Faust zu erkunden. Ich muss leider gestehen, dass ich kurz in Panik geriet; in diesem Haus hätte er sich tagelang verstecken können, und ich hatte plötzlich die Vision, diesen Leuten nicht nur das Weihnachtsfest, sondern auch noch Silvester zu verderben. Zum Glück kam er, sobald ich ihn rief, hopste in seine Schultertasche, und Janis und ich gingen mit ihm zurück in unser Haus in der Rue St. Frusquin.
Es war immer noch relativ früh, und wir beschlossen, es sei an der Zeit, die Weihnachtsgeschenke auszupacken. Janis und ich tauschten als
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