Klappohrkatze auf Reisen
und Michael gerade kaufen wollten. (Nur um das klarzustellen: Sie wollten das Studio kaufen, nicht Europa, obwohl ich das Gefühl habe, Michael könnte tatsächlich den Kontinent kaufen, wenn ihm danach wäre.) Wir hatten darüber gesprochen, dass ich im Studio mitarbeiten könnte, und nachdem wir ein paar Wochen in Goult wohnten, fuhren wir hinüber, um über neue Geschäfte zu sprechen und über alte Zeiten zu plaudern.
Norton, Janis und ich trafen uns mit Joel und seiner Frau Paddy in den alten Victorine-Studios. Nach einem großartigen Lunch und noch großartigeren Gesprächen – wir hatten uns seit Jahren nicht mehr gesehen und hatten viel nachzuholen: Brüder, Eltern, Arbeit, Ex-Freundinnen beziehungsweise Ex-Frauen – machte Joel mit uns dreien eine Studioführung. Ich war im Himmel, denn Victorine ist wie ein altes Hollywoodstudio aus den Zwanzigern und Dreißigern. Es hat all die Atmosphäre, Magie und Romantik, die Studios früher hatten (die in L.A. haben zwar in gewissem Maße immer noch welche, aber alles ist dadurch verdorben, dass man Produzenten der alten Schule wie Sam Goldwyn und Harry Cohn durch Agenten, Idioten oder japanische Geschäftsleute ersetzt hat.) Auf dem Gelände sahen wir die Stellen, an denen Truffauts Die amerikanische Nacht und Hitchcocks Über den Dächern von Nizza gedreht wurden und der größte französische Film aller Zeiten, Kinder des Olymp . Joel zeigte uns auch den Rohschnitt eines Werbefilms, den sie über die Geschichte des Studios drehten. Er wurde vom Filmvorführer des Studios zusammengestellt (dessen Vater war Filmvorführer des Studios und sein Großvater ebenfalls. Dieser Typ lebt für das Studio.) Leider war es trotz bester Absichten ein sehr grober Rohschnitt – dominiert von zahlreichen unbekannten Schauspielern in historischen Perücken –, aber der Vorführraum war äußerst luxuriös. Als der Film ungefähr eine halbe Stunde gelaufen war, streckte sich Norton auf dem Sitz neben meinem aus und machte ein kleines Nickerchen.
Am Abend dinierten wir mit Joel und Paddy und ihrem kleinen, sehr freundlichen, aber etwas hyperaktiven Hund in einem Fischrestaurant. Norton und der aufgedrehte Welpe vertrugen sich ganz gut, aber Norton saß ein bisschen häufiger auf meinem Schoß, als es sonst der Fall war.
Am nächsten Tag spazierten wir durch die Altstadt von Nizza, wo ich gerne leben würde. Der neue Teil von Nizza könnte hässlicher nicht sein (nein, das stimmt nicht, es könnte Cannes sein, der vielleicht hässlichste Strandort der Welt), aber Vieux Nice ist voll von kopfsteingepflasterten Straßen und alten Kirchen und wunderbaren kleinen Läden und Lokalen. Da es so nah an der Grenze liegt, nur fünfzehn oder zwanzig Minuten entfernt, ist Nizza gleichermaßen italienisch wie französisch, und die Kombination funktioniert ausgesprochen gut.
Norton reiste während unseres Frankreichaufenthalts mehrmals nach Nizza, und obwohl es vielleicht seine Lieblingsstadt an der Riviera ist, kommt, glaube ich, St.-Jean-Cap-Ferrat gleich an zweiter Stelle.
An dem Tag, als wir nach Cap-Ferrat fuhren – oder, wie ich es nenne, »Das Dorf, in dem zu leben sich nur Donald Trump leisten kann« –, besuchten wir Nina Salter, die Lektorin der französischen Ausgabe von Klappohrkatze (französischer Titel: Le Chat Qui Dînait Chez Maxim’s ). Nicht dass französische Verleger ihren Lektoren wesentlich mehr Geld zahlen als amerikanische, Nina besuchte dort eine uralte Freundin, deren Eltern ein nettes kleines Anwesen in Cap-Ferrat besaßen, direkt am Meer.
Norton gefiel es auf Anhieb. Er ignorierte das üppige Festmahl, das man uns bei unserer Ankunft vorsetzte, und spazierte stattdessen über das Grundstück und erkundete die neue Umgebung. Nach dem Lunch ging er mit uns spazieren, über die Promenade und entlang der Felsenküste. Norton war nicht so tollkühn wie Nina, die ins Meer sprang und ausgiebig schwamm (es war Anfang März, und die Temperatur betrug höchstens vier Grad). Meiner kleinen Katze waren die trockenen Felsen sehr viel lieber, und während etliche Schwimmer zitterten und blau anliefen, rekelte sich Norton im wohl einzigen Sonnenstrahl.
Es fällt wirklich schwer zu widersprechen, wenn jemand behauptet, Katzen seien sehr viel schlauer als Menschen.
Norton hielt sich auch eine Zeit lang in dem ultraschicken Ort Ramatuelle auf, kurz vor St. Tropez. Ein Autor und Freund von mir, Edward Behr, lebte in Paris, hatte aber 1966, für ungefähr vierzig Dollar, ein
Weitere Kostenlose Bücher