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Klappohrkatze auf Reisen

Klappohrkatze auf Reisen

Titel: Klappohrkatze auf Reisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Gethers
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verantwortlich bin, ich weiß aber, dass in der Woche, als Norton und ich dort waren und für unser Buch warben, The Honeymooners zum ersten Mal im holländischen Fernsehen lief. Im Fernsehprogramm stand für 19 Uhr auf dem Kanal Nederland 3:
»Honeymooners. Is een in 1955 opgenomen komische Amerikaanse serie over twee echtparen. De opschepperige bus-chauffeur Ralph Kramden en zign vrouwe Alice, en bun buren Ed en Trixie Norton.«
    Ich habe nicht die geringste Ahnung, was das heißt, hoffe aber inständig, dass opgenomen komische die holländische Übersetzung von »Raccoon Lodge« ist.
    In Amsterdam war ich vor zwanzig Jahren zum ersten Mal gewesen. Am besten erinnere ich mich noch daran, dass Haschisch legal war und dass man, wenn man eine Grachtenrundfahrt machte, den nervigsten Satz der Welt immer und immer und immer wieder hörte. Auf diesen Fahrten wiederholten die Stadtführer alles in vier Sprachen: Englisch, Französisch, Deutsch und Niederländisch. Also hört man zu Beginn der Fahrt, wenn sie einem erzählen, wie Amsterdam zu seinem Namen kam, sinngemäß Folgendes in einem singenden, entzückend akzentuierten Englisch:
    »Zuerst wurde die Stadt am Amstelfluss gebaut. Und es waren die Dämme, die den Fluss schiffbar machten. Verstehen Sie? Amster … Damm … Am stel damm … Amster dam!«. Dann, wenn die englische Version durch ist, hört man ein paar Minuten später den Stadtführer auf Deutsch plappern. Man versteht nichts, bis er wieder an die Stelle kommt »Amstel … Damm … Am stel damm … Amster dam!« Ein paar Minuten danach fängt das Französische an, und man bekommt vielleicht einen oder zwei Sätze mit, und dann kommt »Amstel … Damm … Am stel damm … Amster dam!«. Und es fehlt immer noch eins. Es kommt ein bisschen gutturales Niederländisch, dann noch gutturaleres Niederländisch, dann sogar noch gutturaleres Niederländisch, und dann, genau »Amstel … Damm … Am stel damm … Amster dam!«. Glauben Sie mir, das ist etwas, das man nicht mehr so leicht aus dem Kopf bekommt. Noch zwanzig Jahre danach geht es mir, wenn jemand ein Amstel light bestellt, sofort im Kopf herum: »Amstel … light … Amstellight … Amsterlight!«
    Ich habe diese Fixierung jetzt fast überwunden, und ich sollte wohl seriöse psychiatrische Hilfe in Anspruch nehmen, aber ich weigerte mich tatsächlich, noch einmal eine Grachtenrundfahrt mit Norton und Janis zu machen. Ich will diesen Satz nicht endlos vor mich hinbrabbeln müssen, wenn ich achtzig bin und im Heim für alte Katzenliebhaber lebe.
    Eines suchte ich aber noch einmal auf, als ich in Amsterdam war: das Anne-Frank-Haus.
    Janis und ich gingen zu Fuß zu dem berühmten Versteck, Norton auf meiner Schulter. Zwei Blocks vorm Ziel fiel Janis plötzlich mitten auf der Straße lang hin. Ich half ihr hoch, besorgt, aber bestimmt nicht übermäßig, und dachte, sie sei einfach nur gestolpert. Aber als sie wieder auf den Beinen war, liefen ihr Tränen über die Wangen, und sie klammerte sich an mich, der Hysterie nahe. Erstaunt fragte ich sie, was zum Teufel los sei.
    »Du verstehst das nicht«, schluchzte sie. »Ich knicke fast jede Woche um! Meine Fußgelenke sind so schwach, dass ich kaum laufen kann, und es tut so weh !«
    »Wein doch nicht«, versuchte ich sie zu trösten. »Es gibt Schlimmeres auf der Welt.«
    Darauf schluchzte sie nur noch heftiger.
    »Es gibt nichts Schlimmeres auf der Welt. Ich kann nicht laufen, ohne mir wehzutun! Und ich sehe aus wie ein Depp, wenn ich ständig auf die Nase falle. Was könnte es Schlimmeres geben! «
    »Na ja«, sagte ich langsam. Ich hielt sie in den Armen und dachte daran, wohin wir gingen. »Was wäre, wenn man gezwungen wäre, sich drei Jahre auf einem Dachboden zu verstecken, und dann von den Nazis umgebracht würde?«
    Das war das Ende des Fußgelenkproblems und aller weiteren Beschwerden. Dann gingen wir – langsam – zum Museum und sahen zusammen mit einer in sich gekehrten Katze, wo sich die tragische Geschichte abgespielt hatte.
    Danach gingen wir schweigend ins Hotel zurück – es ist fast unmöglich zu reden, wenn man der Traurigkeit dieses Hauses ausgesetzt war. Janis erwähnte ihren Fuß nicht, und Norton miaute zum ersten Mal seit Monaten nicht ständig, um mich daran zu erinnern, dass es längst Essenszeit für ihn war.
    ***
    Unsere letzte größere Reise des Jahres ging nach Sizilien, das ich unbedingt besuchen wollte, seit ich Der Pate 1 und 2 je siebenundvierzigmal gesehen hatte.
    Wegen

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