Klappohrkatze auf Reisen
dieser Fahrt waren wir besonders aufgeregt. Sie erschien uns exotischer als unsere anderen Reisen, aber überhaupt nicht furchteinflößend. Sie versprach luxuriös und trotzdem mysteriös zu werden. Es würde italienisches Essen geben, aber sogar noch besseres als sonst, weil es knoblauchhaltiges italienisches Essen war. Und wir wussten, dass man Norton akzeptieren würde. Er hatte Der Pate mindestens so oft gesehen wie ich.
Dorthin zu kommen war leider ein einziger Alptraum für uns. Das ist das Schlimmste, wenn man mit einer Katze reist: Hat der Flieger Verspätung, kann ein Mensch sich in der Bar entspannen, zur Toilette gehen, machen, was immer er will. Eine Katze aber wird extrem schwer damit fertig, wenn der Start um ein oder zwei Stunden verschoben wird. Ich tue mein Möglichstes, um für Norton alles unter Kontrolle zu behalten. Er kann bis zum letztmöglichen Augenblick sein Katzenklo benutzen. Er darf jederzeit frei herumlaufen, außer wenn die Mitarbeiter der Airline sagen, dass er in seine Reisebox muss. Und natürlich ist Norton ein erfahrener Reisender und gerät deshalb selten in Panik. Aber es ist gemein, eine Katze zu lange vom Katzenklo fernzuhalten (selbst Norton hat seine Grenzen), und obwohl ich das Reisen für ihn so komfortabel wie möglich zu gestalten versuche, muss er zugegebenermaßen einige Unbequemlichkeiten erdulden, wenn er mitkommen will.
Das Flugzeug nach Rom hatte anderthalb Stunden Verspätung. Zum Glück war der Flieger relativ leer, und da ich aus ein paar Unfällen bei unseren ersten Reiseerlebnissen die Lehre gezogen hatte, nahm ich ein transportables Katzenklo mit an Bord. Ich füllte kein Katzenstreu ein – das wäre ein bisschen übertrieben –, klappte es aber auseinander und schob es unter den Sitz vor mir. Etwa alle zwanzig Minuten setzte ich Norton in die Kiste, bis er den Drang verspürte, sie zu benutzen. Dann konnte ich die Box in der Toilette entsorgen – und niemand im Flieger wurde je belästigt.
Das Flugpersonal ist in Italien sogar noch entspannter als in Frankreich. Bei beiden Starts und Landungen (von Marseille nach Rom, dann von Rom nach Catania in Sizilien) ließen die Stewards Norton ruhig auf meinem Schoß sitzen. Ich glaube, er erinnerte sie ein bisschen an den Schauspieler Marcello Mastroianni, also entschieden sie sich, ihn in Ruhe zu lassen.
Angeblich lag unser Hotel ungefähr eine Autostunde vom Flughafen Catania entfernt. Es gab allerdings ein kleines Problem: Es ist nicht möglich, aus Catania heraus zu kommen. Wir holten unseren Leihwagen ab (und stellten sofort ein Katzenklo mit Streu hinten hinein), warfen einen Blick auf die Wegbeschreibung, fuhren los – und verfuhren uns hoffnungslos. Wir sollten vom Flughafen losfahren und nach Schildern zu den autostrade Ausschau halten und dann der autostrada in Richtung der Stadt Enna folgen. Wir fuhren vom Flughafen los – und es gab keine Schilder. Kein einziges. Nicht einmal ein Stoppzeichen an der Kreuzung. Wir fuhren aufs Geratewohl nach rechts, über eine Straße, die aussah wie aus Mad Max . Nachdem wir fünfzehn Minuten ziellos durch Slums und total verlassene, verbrannte Gegenden geirrt waren, hielten wir und winkten einem Fußgänger.
»Autostrade?« , fragten wir flehend. »Enna?«
Wir erhielten prompt (und laut) eine Wegbeschreibung – aber die war falsch. Nach weiteren verstörenden fünfzehn Minuten hielten wir und fragten jemand anderen. Dieser Mensch schüttelte ernst den Kopf, machte mit der Zunge »tsk, tsk« und erklärte uns, wir hätten uns verfahren. Vielen lieben Dank, Kumpel. Dann gab er uns eine lange, komplizierte, neue Wegbeschreibung, die sich ebenfalls als völlig falsch erwies. Schließlich versuchten wir es wieder auf eigene Faust und fanden die autostrada , allerdings sahen wir nirgends ein Schild, auf dem irgendetwas stand, das auch nur annähernd aussah wie ENNA . Dafür sahen wir etwas, das uns nach Messina wies, das der Karte zufolge in ungefähr der richtigen Richtung lag. Das größte Wunder dabei war, dass man uns gesagt hatte, wir würden eine Stunde bis nach Taormina brauchen, wo wir wohnen wollten, und als wir vor dem Hotel hielten, hatte die Fahrt exakt eine Stunde gedauert. Die Moral von dieser Geschichte ist, dass die normale Wegbeschreibung in Sizilien offenbar lautet:
»Erst fahrt ihr vom Flughafen los. Dann irrt ihr eine halbe Stunde herum und fühlt euch wie Idioten …«
Ich will in diesem Kapitel keinen Reisebericht schreiben. Sagen wir
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