Klappohrkatze auf Reisen
ganz wie zu Hause und machte es sich gemütlich, während er diverse Räume erforschte, die Besuchern eigentlich nicht zugänglich waren. Aber die Tornabenes störte das nicht. Mehr noch, als wir aufbrachen, stellten wir fest, dass wir keine Rechnung bekamen.
Sie fühlten sich geehrt, dass es ihnen erlaubt war, Signore Norton einen guten Lunch auszugeben, sagten sie.
Gerührt erklärte ich ihnen, Signore Norton fühle sich ebenso geehrt. Ich hingegen war am nächsten Tag glücklich, als es für den grauen Signore Zeit war, nach Frankreich zurückzukehren. Wäre er noch länger in Sizilien geblieben, wären seine kleinen Klappohren vielleicht von seinem allzu geschwollenen Kamm überragt worden.
10. Kapitel
Eine Katze in Goult
A m Neujahrstag des letzten Jahres machten uns unsere französischen Freunde ein Geschenk: Sie bescherten uns den wunderbarsten Tag, den ich je erlebt habe. In vielerlei Hinsicht war er genau so, wie wir uns unser Auslandsjahr vorgestellt hatten.
Unsere Freunde in Goult pflegten eine Tradition. Seit zehn Jahren wanderten sie an jedem Neujahrstag in die Berge. Die Wanderung war relativ leicht und begann direkt oberhalb des Ortes St. Saturnin d’Apt. Jedes Jahr starteten sie an derselben Stelle und wanderten etwa eine Stunde, bis sie an ein altes, verlassenes Dorf kamen, das vor über hundert Jahren aufgegeben worden war, als die Wasservorräte des Ortes erschöpft waren. Jeder, der mitwanderte, musste irgendetwas Gutes zu essen oder zu trinken mitbringen; wenn man in dem verlassenen Dorf ankam – es heißt Travignon –, aß und trank man, döste in der Sonne, feierte ein weiteres Jahr gutes Leben, wünschte sich ein ebenso gutes neues Jahr und wanderte dann, glücklich, müde, ein klein wenig betrunken und mehr als ein klein wenig angefüllt von Glücksgefühlen, wieder nach Hause.
Ein paar Wochen vor Weihnachten wurden Janis, Norton und ich zu dieser Wanderung eingeladen. Gerührt und geehrt sagten wir sofort zu, warnten sie aber, dass noch ein oder zwei weitere Amerikaner mitkommen würden – es war die Woche, in der Esther und Norm zu Besuch waren. Kein Problem, sagte man uns. Wir waren mittlerweile anerkannte Goultois und konnten einladen, wen wir wollten.
Der Silvestertag war kalt und winterlich. Der Tag nach dem Neujahrstag war noch kälter und regnerisch. Aber unsere bons amis hatten uns versichert, dass das Wetter für ihre Neujahrswanderung immer perfekt war – und als wir an diesem Tag aufwachten, schien die Sonne, und der Himmel war blau und wolkenlos.
Ich hatte Crudités und Wein in meinem Rucksack und eine neugierige Katze in meiner Schultertasche, als wir die Hügel hinaufwanderten. Alle marschierten fröhlich los und schwatzten in bizarrem Pidgin-Englisch und Pseudo-Französisch, und alle nahmen ungeheure Rücksicht auf die Unfähigkeit der anderen zur richtigen Kommunikation. Wir genossen die Schönheit der Landschaft, bis wir Travignon erreichten, das oben auf dem Berggipfel liegt. Es war mittlerweile eine Art Hippielager. In den Gebäuden, die noch Dächer hatten, gab es Matratzen, zerlumpte Schlafsäcke und grobe Tische aus großen Felsbrocken. Außerdem gab es eine nette Tradition:
In einigen der Ruinen standen volle Weinflaschen, die der jeweils Letzte, der dort schlief, zurückließ, um den nächsten Camper zu begrüßen.
Die Sonne schien und war warm (die offizielle Wetterbeschreibung der Provence durch die Einheimischen: ein kaltes Klima mit einer heißen Sonne – und das ist die perfekte Beschreibung), und es war nun Zeit zu essen. Decken wurden auf dem Boden ausgebreitet. Käse, Obst und Brot wurden aufgetischt und Weinflaschen geöffnet. Wir sammelten Brennholz für ein Lagerfeuer, auf dem köstliche hausgemachte Würste gegart wurden.
Nach dem Lunch gingen einige aus der Gruppe auf Wander- und Entdeckungstour. Zwei amerikanische Pseudo-Goultois legten sich auf einen großen, erstaunlich bequemen Felsen und machten in der Sonne ihr Nickerchen. Das kleinste, graueste, klappohrigste Mitglied der Wandergruppe tat sein Bestes, das Lagerfeuer zu durchstöbern und so viele übrig gebliebene Wurststückchen zu essen, wie es finden konnte, und leistete seinem Dad beim Mittagsschläfchen Gesellschaft.
Auf dem Rückweg brach man mit einer jahrelangen Tradition. Uns allen war klar, dass der Tag für uns noch nicht enden sollte, also gingen wir mit einem der Wanderer nach Hause, um die Wärme und gute Stimmung weiter zu genießen. Wir aßen Pasta und blieben bis
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