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Klappohrkatze - Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde: "Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde"

Klappohrkatze - Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde: "Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde"

Titel: Klappohrkatze - Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde: "Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Kaffeeklatsch-Damen – kennengelernt. Das liegt zu einem guten Teil, wie Sie sicher bereits gemerkt haben, an der Tatsache, dass ich neue, enge Freundschaften ungefähr so herzlich willkommen heiße wie die Leute im 18. Jahrhundert Aussätzige. Norm dagegen war ungefähr anderthalb Minuten Wochenendgast gewesen, als er schon jeden einzelnen Einwohner, die meisten der regelmäßigen Gäste und die persönlichen Vorlieben von allen kannte. Mit Norm über die Straße zu gehen war eine überraschende Erfahrung. Der Grad seiner Beliebtheit war so hoch, dass ich ihn »Bürgermeister« nannte, wie in »Bürgermeister von Fair Harbor«.
    »Hey, Norm! Wie geht’s?«
    Ich kam einfach nicht über die Tatsache hinweg, dass fast völlig Fremde einfach stehen blieben und ihm auf die Schulter klopften. Frauen scharten sich um ihn. Norm ist der Hauptautor der »Sesamstraße«, was, zusätzlich dazu, dass es sich um den besten Job der Welt handelt, bedeutet, dass Frauen ihn automatisch für intelligent, sensibel und lustig halten. Er ist all das – obwohl, sollten Sie ihm begegnen, fragen Sie ihn doch mal, was er an jenem Abend mit dem Fernglas auf der Veranda gemacht hat.
    »Norman, du warst ja ganz schön wild letzte Nacht! Gehen wir heute Abend wieder in die Disco?«
    Bei dieser Bemerkung musste ich stehen bleiben und ihn fragen, wo zur Hölle man in Fair Harbor in die Disco gehen konnte. Norm erklärte mir, dass das Restaurant um elf Uhr abends in einen Club umgewandelt wurde. Schockiert fragte ich, seit wann das denn so sei, seit ein oder zwei Wochen? Nein, meinte Norm – seit vier Jahren.
    Tja. Scheinbar blieb ich im Sommer selten länger auf als zehn Uhr.
    Ein kleiner Kerl, der sich im Gegensatz dazu ziemlich herumgetrieben hatte , war ein gewisser charmanter Scottish-Fold-Kater.
    Norton begleitete Norm und mich normalerweise auf dem Weg zum Tennisplatz oder zum Supermarkt oder zum Strand. Es war unglaublich, wie viele Leute aus Fair Harbor ihn kannten. Es kam einem vor, als würde jeder Zweite, dem wir begegneten, zuerst Norm Guten Tag sagen und dann Norton sehr herzlich begrüßen – mit Namen – und dann mich irritiert ansehen, als wenn er sagen wollte: »Hm, dieser Typ kommt mir irgendwie bekannt vor. Oder, nein, doch nicht.«
    Manchmal begann ich ein Gespräch und erkundigte mich, woher diese Menschen meine Katze kannten. Die übliche Antwort lautete: »Oh, er kommt uns immer besuchen.«
    Wenn die Leute mich direkt ansprachen, dann sagten sie normalerweise: »Oh, dann sind Sie der Typ, von dem Norm uns erzählt hat. Stimmt es, dass Sie sich weigern, Ihre Veranda zu verlassen?«, oder, meine Lieblingsbemerkung, »Ohhh, Sie sind Nortons Dad!« Erst nachdem viele Leute ihn auf unseren Spaziergängen mit Namen angesprochen hatten, fiel mir ein, dass er keine Namensplakette trug. Was bedeutete, dass sie seinen Namen gar nicht wissen konnten, es sei denn, er unterhielt sich mit meinen Nachbarn, wenn er sie besuchte.
    Ich beschloss, diesen Gedanken nicht weiterzuverfolgen. Das kam mir nicht gesund vor.
    »Normie, sehen wir uns ce soir beim Sixish?«
    Das muss ich vermutlich etwas näher erläutern.
    Jeden Freitag- und Samstagabend wiederholte sich in Fair Harbor ein merkwürdiges und unheimliches, an Stephen King erinnerndes Ritual. Während ich auf meiner Veranda saß und ohne Schuhe ganz entspannt mein Bier trank, sah ich Horden von Menschen, die angezogen waren, als wollten sie zu einer Ballettaufführung – oder, schlimmstenfalls, zu einem »Miami Vice«-Casting –, an mir vorbei in Richtung Hafen ziehen. Die meisten Frauen trugen so viel Make-up, dass sie im japanischen Kabuki-Theater hätten auftreten können. Die meisten Männer trugen Hemden, die so viele Haare auf ihrer Brust, ihren Schultern und ihren Rücken enthüllten, dass man damit den Rasen eines kleineren Baseball-Stadiums wieder hätte auffüllen können. Sie hielten alle einen Drink in der Hand, und ihre Arme hielten sie alle in einem 45-Grad-Winkel, vermutlich dem besten Winkel, um Verschütten zu vermeiden.
    Erst als Norm da war, um mich in die Geheimnisse von Fair Harbor einzuweihen, verstand ich wirklich, wovon ich da eigentlich Zeuge wurde.
    Im Hafen konnte man den Sonnenuntergang am besten beobachten. Also versammelten sich die Leute aus der Stadt alle dort unter dem Vorwand, das Naturschauspiel bewundern zu wollen, während sie in Wahrheit verzweifelt nach einem Mitglied des anderen Geschlechts suchten, das keinen Sonnenbrand hatte, um die Nacht

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