Klassentreffen (German Edition)
gedrückt und geküsst. Aber sie wusste, dass sie Meike nicht zu nahe treten durfte, und hatte sich bemüht, sich zurückzuhalten.
Mittlerweile waren sie auf dem Marktplatz angekommen.
»Möchtest du etwas essen oder trinken?«, fragte Franzi, um die Stille zwischen ihnen zu durchbrechen.
Meike sah sich um. Viele verschiedene Stände mit diversen kulinarischen Angeboten umrahmten den Marktplatz. Direkt neben ihnen war ein Bierstand. »Ein Bier wäre nicht schlecht«, erklärte sie. »Und dann gehen wir ein bisschen näher an die Bühne heran. Was meinst du?«
Franzi nickte. »Können wir so machen.«
»Dann warte hier.«
Wenig später kam Meike mit einem Bier und einer Cola zurück. Sie reichte Franzi die Cola. »Ich dachte, du nimmst bestimmt lieber ’ne Cola, wenn du noch fahren musst.« Fragend sah sie Franzi an.
»Ganz genau. Vielen Dank.« Franzi hielt ihren Becher in Meikes Richtung. »Auf einen schönen Abend.«
Meike stieß mit ihrem Becher gegen Franzis. Dabei sah sie Franzi tief in die Augen. In Franzis Bauch kribbelte es.
»Auf uns.« Meike nahm einen großen Schluck. Ihr Blick ruhte auf Franzi. Eine Haarsträhne hing ihr in die Stirn.
Wie gern hätte Franzi sie mit ihrem Zeigefinger zurückgestrichen. Vielleicht war dies die Gelegenheit, Meike zu gestehen, dass sie in sie verliebt war . . . Aber was würde Meike dazu sagen, wenn sie schon bei Franzis harmlosem Versuch, sich bei ihr unterzuhaken, so erschrocken zurückzuckte?
»So, und jetzt mal etwas näher an die Bühne. Gleich müsste die nächste Band auftreten«, unterbrach Meike Franzis Gedankengänge.
»Alles klar, Chefin. Dein Wunsch sei mir Befehl.« Franzi grinste über das ganze Gesicht.
Meike knuffte sie in die Seite. »Mach dich ruhig lustig.«
»Das würde ich nie wagen.« Franzi zwinkerte Meike zu.
»Na komm.« Meike lief voran und kämpfte sich durch die Menge.
Franzi folgte ihr. Zwischen den vielen ausgelassenen und fröhlichen Menschen fühlte sie sich ein wenig unwohl. Lange war sie solchen Veranstaltungen aus dem Weg gegangen. Ohne Isabel hatte sie sowieso keinen Sinn darin gesehen, sich zu vergnügen.
Irgendwann blieb Meike stehen. Sie hatte eine kleine Lücke gefunden, von der aus sie die Bühne gut sehen konnten, ohne allzu sehr bedrängt zu werden. »Ist das okay hier?«
»Ja, bestens.« Trotz der zustimmenden Antwort legte sich Franzis Stirn in Falten, als sie sich umsah.
»Das letzte Mal, dass ich hier war, das war noch mit Thomas zusammen«, meinte Meike unvermittelt.
Franzi drehte sich zu ihr. »Bisher hast du nicht viel von Thomas erzählt.«
»Ich dachte, das interessiert dich bestimmt nicht.«
»Hey, du bist meine Freundin. Natürlich interessiert mich das.« Franzi legte ihren Arm um Meike.
Sofort machte Meike einen Schritt von Franzi weg und löste sich aus der Umarmung. »Gut, wenn du unsere Geschichte hören möchtest.«
»Unbedingt.« Franzi versuchte zu lächeln, auch wenn die erneute Zurückweisung ihrem Herzen einen kleinen Stich versetzt hatte. Aber was hatte sie erwartet? Meike hatte schon mehr als einmal deutlich gemacht, dass sie hetero war und kein Interesse an ihr hatte, das über das Freundschaftliche hinausging. Es spielte keine Rolle, wie oft sie Franzis Hände gehalten, ihren Arm gestreichelt hatte . . .
Meike nahm einen großen Schluck Bier. »Ich habe Thomas an der Uni kennengelernt. Auf einer Party. Er hat Jura studiert. Ich fand ihn auf Anhieb attraktiv. Irgendwann sind wir dann ins Gespräch gekommen.« Sie räusperte sich und starrte in ihren Becher. »Wir haben schnell gemerkt, dass wir viele Gemeinsamkeiten hatten. Er war mir sehr sympathisch.«
Als Meike keine Anstalten machte weiterzusprechen, hakte Franzi nach: »Wie ist es weitergegangen?«
»Wir haben uns ab und zu getroffen, sind uns nähergekommen. Ich hatte bis dahin überhaupt keine Erfahrungen. Thomas hat den ersten Schritt gemacht.« Meikes Wangen röteten sich. »Es war mit Thomas . . .« Sie stockte.
»Du musst mir das nicht erzählen.« So genau wollte Franzi es im Grunde auch gar nicht wissen.
Aber Meike ließ sich nun nicht mehr davon abbringen. »Doch. Ich möchte. Es war ganz okay mit Thomas. Nur so richtig aufregend war es nicht. In all den Jahren nicht. Ich habe nie verstanden, was alle an Sex so toll finden.« Meikes Finger umklammerten ihren Becher fester. »Na ja«, fuhr sie fort, »wir haben nach dem Studium geheiratet und sind in Hannover geblieben. Thomas wurde Rechtsanwalt, ich habe an
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