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Klassentreffen (German Edition)

Klassentreffen (German Edition)

Titel: Klassentreffen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Schöning
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Schulzeit hatte sie geglaubt, Meike zu lieben. Aber damals war sie jung gewesen; das war längst vorbei. In ihrem Leben hatte sich viel verändert.
    Franzi starrte auf die schwarze Schrift, die immer mehr verschwamm, je schneller sie die Packung drehte.
    Nein – es war unmöglich, dass sie sich das alles nur einbildete. Als sie Meike geküsst hatte, waren längst vergessen geglaubte Empfindungen in ihr erwacht. Jedes Mal, wenn sie Meike sah, erschien alles andere nebensächlich.
    Franzi hielt den Atem an. Kein Zweifel: Sie hatte sich neu verliebt. In Meike.
    Die Erkenntnis traf sie mit voller Wucht. Die Schachtel glitt ihr aus den feuchten Händen und landete mit einem dumpfen Aufprall auf dem Boden. Sie musste sich am Tresen festhalten, um nicht vom Hocker zu rutschen.
    Es klopfte an der Glastür.
    Franzi holte tief Luft und stand auf. Vor der Tür wartete eine junge Frau.
    Franzi schloss auf. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich habe gesehen, dass noch Licht brannte. Ich bräuchte Hustensaft für meinen Sohn.« Die Frau zuckte verlegen mit den Schultern. »Ich weiß, dass Sie Feierabend haben, aber die Notdienstapotheke ist so weit entfernt, und ich habe kein Auto.«
    »Dann kommen Sie rein.« Franzi lächelte. Normalerweise machte sie keine Ausnahmen – wenn geschlossen war, blieb die Tür zu. In diesem Moment waren ihr ihre Grundsätze jedoch egal. Ihr Herz machte kleine Freudensprünge. Sie war verliebt.
    »Wie alt ist Ihr Sohn denn?«, fragte Franzi. Mit einem breiten Grinsen schaltete sie die Kasse wieder ein.
    »Vier.« Die Frau betrachtete Franzi skeptisch.
    »Ich hole Ihnen mal etwas Entsprechendes. Moment.« Beschwingt lief Franzi zu den Schubladen, sie hüpfte beinahe. Schnell hatte sie einen geeigneten Hustensaft gefunden. »Diesen hier kann ich Ihnen nur empfehlen.«
    »In Ordnung.« Die Frau nickte.
    Franzi tippte den Preis in die Kasse und steckte den Saft in eine Tüte. »Ich pack noch ein bisschen Traubenzucker dazu, damit der junge Mann bald wieder gesund wird.« Sie griff einmal beherzt in den Traubenzuckervorrat und warf eine ganze Handvoll in die Tüte.
    »Sie haben aber wirklich ausgesprochen gute Laune, und das, obwohl ich Ihren Feierabend verzögere.« Die Frau reichte Franzi das Geld.
    Franzi bemerkte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. »Na ja . . . Ich bin einfach glücklich.« Sie strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn.
    »Dann wünsche ich Ihnen noch einen schönen Abend, und vielen Dank.« Die Frau nahm die Tüte entgegen und verließ die Apotheke.
    Morgen würde Franzi Meike wiedersehen. Ihr Herz schlug Saltos.

~*~*~*~
    F ranzi hatte eine Ewigkeit gebraucht, um einen Parkplatz zu finden, bis sie in einem der Parkhäuser Glück gehabt hatte. »Meine Güte, ich glaube, es wird ziemlich voll werden«, sagte sie, nachdem sie den Motor abgestellt hatte. Meikes Gegenwart ließ ihr Herz schneller schlagen, und der zarte Duft von Meikes Parfüm war beinahe schwindelerregend. Die ganze Fahrt über hatte sie sich kaum konzentrieren können.
    »Das macht doch nichts. Wenigstens ist es heute trocken.« Schwungvoll öffnete Meike die Autotür und stieg frohgelaunt aus.
    Franzi folgte ihrem Beispiel weniger enthusiastisch. Meike störten die Massen vielleicht nicht, aber sie selbst fühlte sich in großen Menschenmengen unwohl. Andererseits – mit Meike an ihrer Seite . . . Sie sollte sich nicht so viele Gedanken machen.
    Neben Meike schlenderte Franzi in Richtung Altstadt. Schon aus der Ferne konnte sie die Live-Musik hören, die von einer der Bühnen kommen musste. Die Straßen wimmelten von Menschen: Kinder und ihre Großeltern, Jugendliche, Männer und Frauen in ihrem Alter.
    »Ach, ich liebe die Atmosphäre, die zum Altstadtfest hier herrscht.« Meike lächelte Franzi zu. »Und mit dir zusammen ist es noch viel schöner.«
    Franzi lächelte zurück. »Das finde ich auch. Schön, dass du mich begleitest.« Sie wollte sich bei Meike einhaken, aber Meike wich ihr aus, machte einen Schritt zur Seite.
    »Alles in Ordnung bei dir?«, fragte Franzi stirnrunzelnd.
    »Ja . . .«, stammelte Meike. »Es ist nur . . .« Sie schluckte. »Entschuldige«, murmelte sie. »Ich kann nicht.«
    »Ich verstehe schon. Kein Problem«, log Franzi. In Wirklichkeit verstand sie nichts. Sie sah auf ihre Füße, die sich gleichmäßig vorwärts bewegten. Wie gern hätte sie Meikes Nähe gespürt. Am liebsten wäre sie Meike schon bei der Begrüßung um den Hals gefallen, hätte sie an sich

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