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Klassentreffen (German Edition)

Klassentreffen (German Edition)

Titel: Klassentreffen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Schöning
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viel wichtiger gewesen wäre, sich selbst über ihre Gefühle klarwerden. Es ging nicht. Sie war nicht bereit dazu – noch nicht? »Ich wünsche dir noch einen schönen Abend.« Meike senkte den Blick. »Und schlaf gut«, sagte sie zärtlicher als beabsichtigt, bevor sie auflegte. Das war nicht normal, das wusste Meike. Zumindest nicht für eine Freundschaft. Aber für den Moment würde sie über dieses Wissen, so klar es auch war, nicht weiter nachdenken.

~*~*~*~
    F ranzi lehnte an Meikes Golf, der auf dem kleinen Parkplatz direkt vor der Schule stand, und wartete. Zahlreiche Schüler strömten nach dem Ende der sechsten Stunde aus der Schule. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis Meike das Gebäude verlassen würde. Zwei Uhr, hatte sie gesagt. Jetzt war es fünf vor.
    Nach ihrem gestrigen Telefonat hatte Franzi beschlossen, ihren freien Tag dazu zu nutzen, Meike von der Schule abzuholen und noch einmal mit ihr zu reden. Sie konnten irgendwo hinfahren, wo sie ungestört waren und wo Meike ihr nicht wieder ausweichen konnte. Sie musste Klarheit schaffen, was ihr Verhältnis anging.
    Endlich öffnete sich die schwere Schultür wieder. Schon von weitem erkannte Franzi Meike, die neben einer Kollegin das Gebäude verließ. Meike trug einen beigefarbenen Trenchcoat, in der Hand hielt sie eine schwarze Ledertasche. Ihre langen, honigblonden Haare hatte sie wie meistens zu einem strengen Zopf gebunden. Franzi musste ein wenig schmunzeln. Genauso hatte sie sich Meike als Lehrerin vorgestellt. Sie winkte Meike zu.
    An Meikes erstauntem Gesichtsdruck konnte Franzi sehen, dass Meike sie entdeckt hatte. Schnell verabschiedete sich Meike von ihrer Kollegin und kam auf Franzi zu.
    »Was machst du denn hier?«, begrüßte Meike sie. Sie hielt einige Zentimeter Abstand von Franzi. Ihrer Stimme war nicht zu entnehmen, ob sie sich freute oder wütend war.
    Franzi machte einen Schritt auf Meike zu, um sie in den Arm zu nehmen. Sofort nahm sie den Duft von Meikes Parfüm wahr, der ihren Puls schneller werden ließ. »Hallo, Meike. Ich dachte, ich überrasche dich.« Sie lächelte unsicher.
    Meike wich unmerklich zurück und ergriff Franzis Handgelenke, um Franzi daran zu hindern, sie zu umarmen. »Das ist dir gelungen«, lautete ihre barsche Antwort.
    Die erneute Zurückweisung versetzte Franzi einen schmerzhaften Stich. Natürlich waren sie auf dem Schulgelände, aber was war schon gegen eine freundschaftliche Umarmung zur Begrüßung einzuwenden? Ihr blieb jedoch nichts anderes übrig, als Meikes Entscheidung zu akzeptieren. »Ich habe heute frei, und ich dachte, wir könnten den Tag vielleicht nutzen . . .«, wagte Franzi einen erneuten Versuch und sah dabei direkt in Meikes Gesicht. Der intensive smaragdgrüne Blick ließ sie innehalten. Dieses Kribbeln in ihrem Bauch . . . Sie konnte sich nicht dagegen wehren.
    »Es tut mir leid, dass ich so schroff war«, flüsterte Meike betreten in die Pause hinein. Sie ließ Franzis Handgelenke los, die sie noch immer umklammert hielt. »Ich freue mich, dich zu sehen. Aber . . .« Sie blickte zu Boden. »Überraschungen und noch dazu an der Schule . . . Das liegt mir nicht so.« Eine zarte Röte überzog ihre Wangen.
    »Schon in Ordnung.« Franzi trat von einem Fuß auf den anderen. »Ich habe mir etwas überlegt.« Sie räusperte sich. »Wir könnten nach Bad Harzburg fahren, ins Wildgehege. Und eine Runde spazieren gehen. Was hältst du davon?«
    »Das ist eine gute Idee.« Erstmals huschte ein angedeutetes Lächeln über Meikes Gesicht. »Da war ich schon eine Ewigkeit nicht mehr.« Sie sah an sich hinunter und betrachtete ihre dunkelbraunen Slipper. »Die richtigen Schuhe sind das zwar nicht, aber das wird schon gehen.«
    »Wir wollen ja auch keine Bergwanderung machen, nur einen kleinen Spaziergang. Außerdem . . .« Franzi zeigte gen Himmel. Die Herbstsonne ließ sie blinzeln. »Es sieht aus, als würde es trocken bleiben.«
    »Gut. Dann steig ein.« Meike öffnete Franzi die Beifahrertür. »Ich fahre uns.«
    Eine Viertelstunde später waren sie in Bad Harzburg am Wildgehege angekommen.
    »Früher war ich oft mit meinen Eltern hier«, sagte Franzi, während sie vom Parkplatz in das Waldstückchen liefen. Für einen Moment fühlte sie sich in ihre Kindheit zurückversetzt, als sie gemeinsam mit ihren Eltern an den Wochenenden hierhergekommen war. Das war lange her.
    »Alles in Ordnung bei dir?«, fragte Meike, als sie Franzis plötzlich umwölkten Gesichtsausdruck

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