Klassentreffen (German Edition)
Meikes Lippen zu spüren.
Meike schloss die Augen, und ihre Gesichtszüge entspannten sich. »Mir ist das ganz egal. Hauptsache, ich bin in deiner Nähe.« Sie legte ihre Hand auf Franzis, ihr Daumen streichelte über die Haut.
Ein warmer Strom durchfloss Franzi. »Gut, dann zu mir.« Sie war gespannt, was Meike zu ihrer eigentlichen Überraschung sagen würde: Franzi hatte den ganzen Tag damit zugebracht, ihre Wohnung für Meike zu dekorieren und ein romantisches Abendessen vorzubereiten. Schließlich hatte Meike morgen Geburtstag. »Jetzt erzähl doch mal ein bisschen von der Klassenfahrt«, schlug Franzi vor, um vor lauter Spannung und Vorfreude nicht allzu hibbelig zu werden. »Bisher warst du ganz verschwiegen.«
Ruckartig richtete sich Meike auf. »Ach, es gibt auch nichts Besonderes zu erzählen . . . es war eine Klassenfahrt wie alle anderen auch.«
»Na ja, ein bisschen was wirst du doch zu berichten haben, zum Beispiel zu den beiden Schülerinnen. Offensichtlich haben sie nicht fünfzehn Jahre gebraucht, um zu merken, was mit ihnen los ist.« Franzi suchte den Augenkontakt zu Meike, aber die wich ihrem Blick aus und starrte nach vorn.
»Jana und Tabea«, murmelte sie nur.
»Kann sein, ich weiß nicht, wie sie heißen.«
»Bitte lass uns nicht länger von der Klassenfahrt reden. Wie war denn deine Woche?«
Franzi spürte, dass Meikes Finger feucht wurden. »Wenn du nicht darüber reden möchtest, dann musst du natürlich nicht. Ich dachte nur . . .« Sie tat Meike den Gefallen und fasste kurz zusammen, was bei ihr in den letzten Tagen passiert war, auch wenn sie Meike das meiste bereits am Telefon erzählt hatte. Dann waren sie an Franzis Wohnung angekommen.
Als Franzi die Wohnungstür aufschloss, hielt sie den Atem an. Ihr Herz schlug schneller: Würde Meike sich freuen oder würde sie es kitschig finden? Mit einem galanten »Darf ich bitten?« gab sie den Weg für Meike frei.
Sofort bemerkte Meike die vielen Rosenblätter und brennenden Kerzen, die den Weg in die Küche säumten. Sie lächelte ungläubig. »Bist du verrückt?«
»Verrückt nach dir, mein Liebling. Und wir haben doch etwas zu feiern.« Franzi trat dicht hinter Meike, die im Eingang stehen geblieben war, und legte ihre Arme um sie.
»Aber doch erst in ein paar Stunden.«
»Zumindest deine Rückkehr können wir doch auch jetzt schon feiern.« Franzis Finger strichen über Meikes Arme. Zärtlich küsste sie Meikes Nacken.
»Was hättest du denn gemacht, wenn es gebrannt hätte?« Meikes Stirn legte sich in Falten.
»Du bist so herrlich romantisch, das liebe ich an dir.« Franzi knuffte Meike in die Seite. »Warum hätte es denn brennen sollen? Wie oft hat es bei dir schon gebrannt, wenn du Kerzen angezündet hast?«
»Aber ich sitze immer daneben. Für den Fall der Fälle«, stellte Meike klar. Dann drehte sie sich zu Franzi um und sah ihr tief in die Augen. »Aber es ist wunderschön. Danke.« Ihre Stimme wurde ganz sanft.
Franzi zog Meike enger an sich. Endlich, endlich trafen ihre Lippen wieder aufeinander. Wie lange hatte Franzi darauf gewartet!
»Ich habe dich vermisst.« Meike schmiegte ihren Kopf an Franzis Schulter. »Du hast mir so wahnsinnig gefehlt. Ich hätte nicht gedacht, dass ich solche Sehnsucht nach jemandem haben könnte.«
Franzi hauchte einen Kuss auf Meikes Haare. »Mir ging es nicht anders.« Sie ergriff Meikes Hand und führte sie ins Wohnzimmer. »Ich hoffe, du hast ein wenig Hunger mitgebracht. Ich habe nämlich versucht zu kochen.« Sie deutete auf den gedeckten Esstisch. Auch dem Wohnzimmer hatte sie mit zahlreichen Kerzen und Rosenblättern eine romantische Atmosphäre verliehen. »Du kannst gern schon Platz nehmen, es dauert aber noch einen Moment. In der Zwischenzeit gibt es Champagner – zur Feier des Tages.«
»Übertreibst du nicht ein bisschen?« Meike kicherte, setzte sich an den Tisch und hob ihr noch leeres Glas. »Aber ich nehme gern einen Schluck.« Ihre Wangen waren gerötet. Sie sah umwerfend aus. Franzi musste sich zusammenreißen, um in die Küche zu gehen und die Flasche aus dem Kühlschrank zu holen, statt Meike auf der Stelle zu verführen.
Sie goss sich selbst auch einen Schluck ein und prostete Meike zu. »Auf uns.« Für einen Moment versank sie in Meikes Augen. Unwillkürlich musste sie an das letzte Mal denken, dass sie mit Meike Sekt getrunken hatte. Der Abend ihres Klassentreffens. Noch immer konnte sie sich nicht genau erinnern, was in dieser Nacht passiert
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