Klassentreffen (German Edition)
Lippen näherten sich Franzis, aber Franzi wich zurück.
»Na, na! Wir wollen doch keinen Verdacht schöpfen lassen, was mit uns los ist.« Eigentlich war Franzi nicht nach Scherzen zumute, aber irgendwie musste sie die unbehagliche Stimmung überspielen.
»Jetzt komm her und küss mich noch einmal. Es ist ja nicht so, als würde es mir nicht schwerfallen, die Finger von dir zu lassen.« Meike legte ihre Hände in Franzis Nacken und zog sie näher, bis sie sie endlich küssen konnte.
Ihre weichen Lippen ließen Franzi allen Widerstand vergessen. Es hätte alles so schön und einfach sein können . . .
Das Klingeln an der Tür ließ sie auseinanderschrecken. »Unser kleines Theaterspiel kann beginnen«, sagte Franzi mit sarkastischem Unterton.
Meike warf ihr einen bösen Blick zu. »Franzi, bitte.«
»Schon gut, schon gut.«
Meike ging, um die Tür zu öffnen, und wenig später hörte Franzi Stimmengemurmel im Hausflur. Sie trat in die Diele.
»Hallo, Mama, hallo, Papa. Schön, dass ihr da seid.« Meike umarmte ihre Eltern. Sie hatten sich kaum verändert; Franzi hatte sie sofort wiedererkannt.
»Franzi kennt ihr ja noch.« Meike schenkte Franzi ein bezauberndes Lächeln, das Franzis Knie weich werden ließ. Verdammt, sie musste sich zusammenreißen.
»Hm, ja . . .«, grummelte Johannes Jakobs. »Hallo, Franziska. Schön, Sie wiederzusehen.« Seinem Gesichtsausdruck konnte Franzi entnehmen, dass es eine glatte Lüge war.
»Ach, Franzi, wir haben uns ja eine Ewigkeit nicht mehr gesehen.« Inge Jakobs war weniger zurückhaltend und umarmte Franzi.
»Schwesterherz, herzlichen Glückwunsch nachträglich.« Zwei weitere Personen standen in der Tür. Die Frau musste Claudia, Meikes Schwester, sein. Im Gegensatz zu ihren Eltern hatte sie sich im Laufe der Jahre deutlich verändert, und das eindeutig zum Vorteil.
»Auch von mir alles Gute.« Jetzt trat der Mann vor.
»Robert, darf ich dir Franzi vorstellen? Sie ist eine gute Freundin von mir. Wir kennen uns noch aus der Schule.«
Meikes Worte versetzten Franzi einen Stich. Gute Freundin . Aber was hätte Meike auch anderes sagen sollen?
»Das ist der Mann meiner Schwester. Robert.« Für den Bruchteil einer Sekunde streiften Meikes Finger Franzis Schulter. Franzi zuckte unweigerlich zusammen.
»Hallo.« Sie reichte Meikes Schwager die Hand. Wenigstens war diese peinliche Begrüßungszeremonie nun überstanden.
Die Familie folgte Meike ins Wohnzimmer, während Franzi in die Küche ging, um den Kaffee zu holen. Als sie außer Sichtweite war, atmete sie tief durch. Das konnte ja heiter werden.
Mit den Kaffeekannen in den Händen und einem um Freundlichkeit und Heiterkeit bemühten Gesicht gesellte sie sich wieder zur Familie Jakobs.
»Das ist nett, dass Sie meiner Tochter ein wenig zur Hand gehen«, bemerkte Meikes Mutter und lächelte Franzi an.
»Das ist doch selbstverständlich.« Franzi versuchte, ebenfalls zu lächeln.
»Ja, das stimmt. Meine beste Freundin hilft mir auch immer bei größeren Feierlichkeiten.«
Franzis Mundwinkel zuckten. »Darf ich Ihnen Kaffee eingießen?«, wechselte sie schnell das Thema.
Inge Jakobs nickte. Nacheinander versorgte Franzi alle Gäste mit Kaffee, während Meike jedem ein Stück Kuchen reichte. Als alle bedient waren, setzte sich Franzi auf den freien Platz neben Meike.
»Wie war es denn auf deiner Klassenfahrt?«, fragte Meikes Vater, nachdem einige Minuten lang nur das Klimpern der Kuchengabeln zu hören gewesen war.
»Ganz gut, aber anstrengend. Du kennst das ja selbst.«
»Ja, in der Tat. Gab es denn einen netten Kollegen, der dich begleitet hat?«
Meike verdrehte die Augen. »Papa, muss das sein? Erstens war mein Kollege alles andere als nett, und zweitens ist es mir völlig egal.«
Johannes Jakobs schob sich ein Stück Kuchen in den Mund. »Ich finde nur, es wird langsam wieder Zeit für einen Mann an deiner Seite. Apropos, hat sich Thomas zu deinem Geburtstag gemeldet?«
Meike knallte ihre Kaffeetasse auf den Tisch. »Wann verstehst du das endlich? Thomas wird sich nicht mehr bei mir melden. Und das ist auch gut so.«
»Meike hat recht, ihr Exmann ist Geschichte«, mischte sich jetzt auch Claudia ein. »Aber . . .« Sie grinste. »Ich finde auch, dass es langsam Zeit wird, dass du dich neu verliebst.«
»Gibt es denn niemanden, der dir den Hof macht? Du bist eine so schöne Frau. Und erfolgreich noch dazu«, sagte Meikes Mutter.
Meike schnappte nach Luft. »Es gibt momentan niemanden in
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