Klassentreffen (German Edition)
schien Franzis musternde Blicke zu bemerken und lächelte nur noch unwiderstehlicher.
»Nach dem Abi habe ich Pharmazie studiert«, begann Franzi endlich. Kurz fasste sie ihr Studium und die Zeit in Braunschweig zusammen, ohne dabei Isabel zu erwähnen. Das ging Elli nichts an. »Und wie gesagt, seit zwei Jahren bin ich nun wieder hier. Ich arbeite in einer kleinen Apotheke. Auch nicht sehr spannend.«
»Ich finde, das ist sehr interessant.« Elli stand auf. »Ich muss leider mal kurz zur Toilette. Ich komme sofort zurück. Und bitte«, eindringlich sah sie Franzi an, »lauf nicht weg.« Sie zwinkerte Franzi zu, ehe sie sich umdrehte.
Wie von selbst schweifte Franzis Blick Elli hinterher.
Elli trug enge Jeans, die ihre langen Beine deutlich zur Geltung brachten und ihren Po betonten. Franzi schluckte. Sie sollte diese Gedanken gar nicht haben. Elli war nett, sie war attraktiv, aber sie war nicht Meike.
Franzi lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und schloss die Augen. Was machte sie nur hier? Wie gern wäre sie jetzt bei Meike, wie gern hätte sie Meike geküsst, sie berührt. Stattdessen flirtete sie mit einer Fremden.
Aber Meike hatte sie nicht gewollt. Franzis Hände ballten sich zu Fäusten. Damit musste sie sich abfinden; es hatte keinen Sinn, ihr ewig nachzutrauern. Ihr Leben ging weiter. Sie sollte sich amüsieren. Und das tat sie ja gerade. Getrauert hatte sie lange genug. Meike hatte sie nie wirklich geliebt. Sie sollte ihre Zeit nicht damit verschwenden, in der Vergangenheit festzuhängen, die sowieso nur eine Illusion gewesen war.
»Wovon träumst du?« Ellis sanfte Stimme holte Franzi in die Realität zurück.
Franzi schüttelte den Kopf. »Nichts. Alles in Ordnung.«
»Gut«, sagte Elli und setzte sich wieder. Dann fragte sie unvermittelt: »Bist du eigentlich in einer Beziehung?«
Franzi seufzte. »Nein, bin ich nicht. Nicht mehr.« Sie runzelte die Stirn.
»Verstehe.«
»Es ist alles noch frisch. Nichts, womit ich dich belästigen möchte.« Franzi versuchte zu lächeln, aber es wollte nicht so richtig gelingen. Mit einem Date über die Ex zu reden – das war überhaupt keine gute Idee. »Und du?«, fragte sie rasch, bevor ihr eigenes Liebesleben weiter ausgewalzt werden konnte.
»Ich bin auch Single. Aber schon eine ganze Weile.« Elli nahm die Speisekarte in die Hand. »Ich könnte eine Kleinigkeit essen. Was ist mit dir?«
»Du bist doch eine tolle Frau. Und äußerst attraktiv. Wie kann so eine Frau allein sein?«, sagte Franzi. Sie war nicht sicher, ob es richtig war, das zu sagen, aber sie meinte es durchaus ehrlich.
Ein Hauch Röte überzog Ellis Gesicht. »Danke«, wisperte sie. »Das scheint außer dir noch keiner bemerkt zu haben.«
»Das kann ich mir kaum vorstellen.«
Elli tippte auf die Karte. »Was meinst du nun?«, lenkte sie ab.
»Ich habe auch Hunger. Lass uns noch etwas bestellen. Außerdem genieße ich es, mit dir hier zu sitzen.« Franzi biss sich auf die Lippe. Es war nicht gelogen – sie genoss es wirklich. Aber sie war nicht aufrichtig Elli gegenüber. Sie flirtete mit ihr, und wahrscheinlich machte Elli sich Hoffnungen. Dabei war Franzi von vornherein klar, dass sie diese Hoffnungen würde enttäuschen müssen.
Während sie aßen, plauderten sie noch eine Weile, entdeckten Gemeinsamkeiten, gemeinsame Interessen, gemeinsame Hobbys. Sie stellten fest, dass Elli die alte Schwimmlehrerin, die Franzi damals verhasst gewesen war, ebenfalls nicht leiden konnte. Sie gab beharrlich noch weiter Kurse.
Zwischendurch warf Franzi Elli immer wieder verstohlene Blicke zu. Ellis Ausstrahlung faszinierte sie; ihr Charme verfehlte seine Wirkung nicht. Gäbe es Meike nicht, wäre Franzi ihr auf der Stelle erlegen.
Aber Meike ist Geschichte, ermahnte sich Franzi.
»Ich glaube, langsam sollten wir uns mal auf den Heimweg machen. Es ist ziemlich spät geworden. Ich muss morgen früh aufstehen«, bemerkte Franzi gegen elf Uhr. »Aber es war wirklich ein schöner Abend.«
»Das fand ich auch.«
Sie bezahlten und verließen gemeinsam das Café.
Unentschlossen standen sie voreinander. »Danke, dass du dich hast überreden lassen«, brach Elli schließlich das Schweigen und lächelte.
»Hätte ich gewusst, wie schön es werden würde, hätte ich nicht so lange gezögert.«
»Sehen wir uns wieder?«
Franzi zuckte mit den Schultern. »Hm . . . ich weiß nicht.«
Elli kramte einen Zettel und einen Stift aus ihrer Tasche, dann schrieb sie etwas auf. »Meine
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