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Klassentreffen

Titel: Klassentreffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Vlugt
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nenne meinen Namen, und sie setzt sich zu meiner Linken an den Tisch.
    Meine Kehle ist trocken und wie zugeschnürt, ich kriege den Kaffee kaum hinunter.
    »Sind Sie sehr erschrocken?«, fragt Hartog mitfühlend.
    Ich nicke.
    »Es hätte ja auch sein können, dass Sie sich täuschen«, bemerkt er.
    »Ja«, sage ich tonlos. »Arme Isabel. Sie war zwar ein Miststück, aber das hat sie nicht verdient.«
    »War sie so ein Miststück?«, fragt Fabienne Luiting.
    Ich habe keine Lust, ihr zu antworten, und wende mich an Rolf Hartog. »Haben Sie schon die Eltern benachrichtigt?«
    »Nein, noch nicht«, sagt er. »Erst wollen wir anhand des Zahnschemas feststellen, ob es sich auch wirklich um Isabel handelt.«

    »Sie ist also erwürgt worden«, sage ich.
    »Ja.«
    »Woran können Sie das sehen?«
    »Es wurde eine Verletzung am Kehlkopf festgestellt, die nur bei Erwürgen auftritt.«
    »Oh.«
    »Wussten Sie, dass Isabel erwürgt wurde?«, fragt Hartog.
    Verwundert sehe ich ihn an. »Nein, natürlich nicht. Woher hätte ich das wissen sollen?«
    Sowohl Hartog als auch Fabienne Luiting sehen mich unverwandt an. Etwas Bedrohliches liegt in der Luft, und mir wird leicht mulmig.
    »Nun, Sie wussten doch auch, wo wir sie finden würden«, sagt Fabienne. »Sie müssen also am Tatort gewesen sein, denn Sie haben Isabel ja gesehen, bevor der Täter sie verscharrt hat. Somit müssten Sie auch wissen, wer es war.«
    »Das wird wohl so sein. Das heißt, ich müsste es eigentlich wissen, aber ich habe keine Ahnung. Ich vermute, es war Olaf, aber ich kann mich nicht erinnern, ihn dort gesehen zu haben. Und ob da sonst noch jemand war, weiß ich nicht.« Ich merke, dass sie Blicke tauschen, sehe den harten Zug um Hartogs Mund und Fabiennes skeptische Miene.
    »Ich frage mich, warum«, sagt Hartog und zündet sich eine Zigarette an. Ich hätte auch gern eine, traue mich aber nicht zu fragen, aus Angst, dass sie das als Zeichen von Nervosität werten.
    »Weil ich es vergessen habe«, sage ich.
    »Und warum glauben Sie es vergessen zu haben?« Hartog bläst den Rauch rücksichtsvoll hinter sich. Mir wäre es lieber, er würde mich einnebeln, damit er mich nicht mehr so deutlich sieht. Seine stechenden blauen Augen machen mich kribbelig – ich komme mir vor, als wäre ich hier die Verdächtige. Aber das Gefühl habe ich bei der Polizei
immer. Wenn sie auf der Schnellstraße hinter mir herfahren, denke ich jedes Mal, gleich halten sie die Kelle raus, obwohl sie einfach nur in dieselbe Richtung müssen. Es ist die Uniform und dieser forschende, misstrauische Blick, den jeder Polizist an sich hat. Ich muss mich zusammennehmen, damit sie keine falschen Schlüsse ziehen.
    »Verhaften Sie Olaf nun oder nicht?«, frage ich ungeduldig.
    »Können Sie uns seine Adresse geben?«, fragt Fabienne.
    »Mit dem größten Vergnügen.« Ich schreibe Olafs Adresse auf den Notizblock, den sie vor mich hingelegt hat. »Bitte nehmen Sie ihn rasch fest, damit ich morgen wieder zur Arbeit kann.«
    »Wo arbeiten Sie?«
    Ich schreibe auch die Adresse der BANK auf den Block.
    »Olaf arbeitet ebenfalls dort«, sage ich. »In der EDV. Er ist heute an seinem Arbeitsplatz, vorhin ist er jedenfalls ans Telefon gegangen.«
    Hartog nickt. »Wir werden ihn uns mal vornehmen.«
    »Er war’s. Da bin ich mir ganz sicher«, sage ich.
    »Vielleicht«, sagt Hartog. »Es dürfte schwierig werden, das zu beweisen.« Er zieht eine Visitenkarte aus seiner Innentasche. »Da steht meine Handynummer drauf. Rufen Sie mich an, wenn Ihnen noch was einfallen sollte.«
    Ich betrachte die Nummer und lerne sie auf der Stelle auswendig.
    »Falls ich mich wieder an den Täter erinnere«, sage ich, »könnte das dann als Beweis dienen?«
    »Nach neun Jahren? Ich fürchte, nein«, sagt Hartog. »Aber wenn wir wissen, dass wir den Richtigen haben, finden wir schon Mittel und Wege.«
    »Oder er gesteht«, sagt Fabienne. »Er muss auf jeden Fall ziemlich kräftig gewesen sein. Isabel war nicht gerade zierlich.
Kein Mädchen, das man mal eben so erwürgt.« Sie betrachtet meine Hände, und ich registriere ihren fragenden Blick. Nein, Fabienne, damit erwürge ich niemanden mal eben so. Isabel war fast einen Kopf größer als ich und ganz schön kräftig. Ein verschüchtertes Schulmädchen wie ich hätte ihr nichts anhaben können.
    Sie lassen mich gehen, geben mir die Hand, aber ihr Lächeln ist unecht.
    »Wir melden uns wieder«, sagt Fabienne.
     
    Die Zugfahrt nach Amsterdam zieht sich hin. Eine

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