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Klassentreffen

Titel: Klassentreffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Vlugt
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fauche ich. »Weißt du was, du kannst mich mal! Ruf mich nicht mehr an, lad mich nicht mehr ein, mail mir nicht mehr … kurz: Lass mich in Frieden! Ich will dich nicht mehr sehen!«
    Ungläubig guckt er mich an. Er will etwas sagen, aber ich warte gar nicht erst ab und stürme den Flur entlang.
    »Sabine!«, brüllt Olaf mir nach.

    Ich schaue mich nicht um, biege um die Ecke und renne in die Damentoilette. Jetzt schreit der Idiot auch noch auf dem Flur rum! Bestimmt haben das alle mitbekommen.
    Ich halte die Hände unter den kalten Wasserstrahl und betrachte mein wütendes Gesicht im Spiegel. Die Ohrfeige war nicht so heftig, dass sie einen Abdruck hinterlassen hätte, aber meine Wange brennt noch. Robin hatte Recht: Olaf hat eine Seite, vor der man sich in Acht nehmen muss. Mein Bruder hat den Kontakt einschlafen lassen, und er wusste, warum.
    Ich trinke einen Schluck Wasser, gehe in eine Klokabine und setze mich auf die Brille. Erst als ich mich vollkommen beruhigt habe, trete ich wieder auf den Flur.
    Heute Morgen hat es ein Unwetter gegeben, ein Sommergewitter, das die Hitze der letzten Tage vertrieben hat. Ich bin mit dem Auto zur Arbeit gefahren – ein Glück, denn es hat den ganzen Tag geregnet.
    Der Parkplatz ist voller Pfützen, um die ich einen großen Bogen mache. Dann steige ich in mein Auto und fahre los. Im Rückspiegel sehe ich Olafs Auto.
    Ich runzle die Stirn. Hat mir dieser Irre etwa aufgelauert?
    Ich lege den zweiten Gang ein und fahre auf die Straße. Im Spiegel behalte ich den schwarzen Peugeot im Auge. Olaf wohnt in Amsterdam Zuid, also muss er jetzt links abbiegen.
    Er biegt rechts ab.
    Ich schalte in den dritten Gang und schaffe es gerade noch bei Gelb über die Ampel. Olaf fährt über Rot. Zwischen uns sind mehrere Autos, aber er lässt sich nicht abschütteln. Was hat er vor? Warum ist er nicht auf dem Parkplatz auf mich zugekommen, wenn er reden will?
    Ich fahre in mein Viertel, biege in meine Straße ein und finde zum Glück direkt vor dem Haus einen Parkplatz.

    Olaf parkt in zweiter Reihe, steigt aber nicht aus. Dumpf vor sich hinbrütend, sitzt er hinterm Steuer.
    Verunsichert öffne ich die Autotür und steige aus. Ich greife nach meiner Tasche und laufe zur Haustür. Hektisch schließe ich auf, reiße die Tür auf und werfe sie hinter mir zu. Zwei Stufen auf einmal nehmend, renne ich die Treppe hinauf.
    In meinen vier Wänden fühle ich mich endlich sicher. Mit einem tiefen Seufzer betrete ich den Flur und schließe die Wohnungstür hinter mir ab.
    Ich werfe meine Tasche aufs Sofa, gehe in die Küche und setze Wasser für Fencheltee auf. Der sorgt für innere Ruhe, und genau die brauche ich jetzt. Ich zelebriere ein regelrechtes Ritual mit Teelichtchen auf dem Couchtisch und Schokoladenstückchen auf einem Teller, genau wie meine Mutter früher. Sonst ziehe ich den Beutel immer nur ein paarmal durchs heiße Wasser, und fertig ist mein Tee – doch manchmal brauche und genieße ich die Zeremonie von früher.
    Mit dem Becher in den Händen schaue ich aus dem Fenster. Olaf steht immer noch in zweiter Reihe vor dem Haus. Er hat das Autofenster heruntergekurbelt und den Arm lässig aufgestützt; sein Blick ist auf mein Fenster gerichtet.
    Hastig trete ich zurück und setze mich im Schneidersitz aufs Sofa. Okay, er will mich also einschüchtern. Das wird ihm aber nicht gelingen, ich hab nämlich nicht vor, in nächster Zeit aus dem Haus zu gehen. Du kannst mich mal, Olaf van Oirschot! Meinetwegen kannst du bis morgen früh da rumstehen, das macht mir gar nichts aus.
    Aber es macht mir sehr wohl was aus. Ich trinke einen Schluck Tee, aber statt innerer Ruhe hole ich mir eine verbrannte Lippe. Mit einem Fluch stelle ich den Becher ab und widme mich der Schokolade. Ich habe zwei Tafeln Zartbitter in Rippen gebrochen, mehr zur Dekoration als mit dem
Vorhaben, alles aufzuessen, aber der Teller ist im Nu geleert. Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass Schokolade Substanzen enthält, die die Laune heben. Keine Ahnung, warum man Geld für eine Untersuchung ausgibt, deren Ergebnis doch klar auf der Hand liegt. Man fragt sich wirklich, warum Schokolade noch nicht zu Antidepressiva verarbeitet wird, so wirksam wie sie ist.
    Mir ist leicht übel – alles hat nun mal Nebenwirkungen -, als ich meinen mittlerweile abgekühlten Tee trinke. Es ist bereits halb sieben, aber große Lust auf Abendessen habe ich jetzt nicht. Ich kann mir ja nachher, wenn mein Magen die Überdosis Schokolade

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