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Klassenziel (German Edition)

Klassenziel (German Edition)

Titel: Klassenziel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. A. Wegberg
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anscheinend ein Auge auf Ramon geworfen hatte. Till fand die Freundin besser. Er meinte, Melody wäre ein Mannweib. Das machte mich tierisch wütend, aber wenigstens war er ehrlich. Ramon fand Melody cool. «Die ist jetzt nicht total superhübsch, aber ich find ihre Art irgendwie ganz nett», sagte er.
    Während wir probten und Melody neben Sophie auf dem fleckigen alten Sofa saß, guckte ich mir meine Freundin an und stellte mir vor, sie würde statt dieser karierten Männerhemden mal ein knallenges Shirt tragen. So was wie Billie, als sie damals bei unserem Konzert in der ersten Reihe gestanden hatte. Für einen Moment kam ich ins Träumen, und ich verpasste meinen Einsatz. Aber dann war es mir auch gleich wieder peinlich, dass ich Melody ausgerechnet an Billie Erkens gemessen hatte, dieser Plastikschlampe.
    Es stellte sich als absolut nützlich raus, dass wir jetzt zwei Groupies bei den Proben hatten. Um in den Pausen die Hormone in Schwung zu bringen … nein, Scherz. Ehrlich gesagt spielt es sich leichter, wenn man sich die Gitarre nicht dauernd vor den Schritt halten muss. Aber was uns wirklich half, waren Melodys und Sophies Kommentare. Sie waren natürlich keine professionellen Musikkritikerinnen, aber manchmal fiel ihnen trotzdem irgendwas auf, was wir noch verbessern konnten.
    Außerdem brachte Melody immer was zu essen oder zu trinken mit. Ramon, Till und ich hatten noch nie auch nur darüber nachgedacht. Jetzt merkten wir plötzlich, dass wir viel länger durchhalten konnten, wenn wir zwischendurch mal eine Apfelschorle oder ein Salamibrötchen wegzogen. Das hat schon alles seinen Sinn, dass Gott die Frauen erschaffen hat!

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    B is zum Ende der Pause habe ich mit Kenji ausgemacht, dass ich am Freitagabend zum regulären Probentermin komme, um siebzehn Uhr in irgendeinem Keller am Kaiserdamm. Er sagt, er schickt mir die Daten noch mal schriftlich rüber. Ich bin glücklich. Deshalb bin ich auch einigermaßen gewappnet für die Doppelstunde Französisch, die mir jetzt bevorsteht.
    Zum Glück steigen wir mit Grammatik-Wiederholung ein, es ist also nicht ganz so schlimm wie befürchtet, denn das eine oder andere davon hatten wir in Viersen schon durchgenommen. Jedes Mal, wenn ich eine ungefähre Vorstellung davon habe, wie die richtige Antwort lauten könnte, recke ich die Hand hoch, um meinen guten Willen zu demonstrieren.
    Wie immer funktioniert dieses System. Die Brüninghaus lobt mich schließlich sogar für meine Beteiligung und fragt: «Hast du dir die Webseite angesehen, die ich dir aufgeschrieben hatte?» Das gibt mir die Gelegenheit zu sagen: «Ja, natürlich, und ich hab acht oder neun Übungen gemacht!» Die jämmerlichen Ergebnisse muss ich ja nicht unbedingt erwähnen.

    M ein Vater hatte uns eingeladen, während der Sommerferien bei ihm zu wohnen. Dominik wollte nicht. Meine Mutter sagte, sie würde mich aber nur nach Berlin lassen, wenn Nick mitkam. Deshalb gab es einen Riesenkrach.
    Als Erstes versuchte ich, Nick zu bearbeiten. «Was soll der Scheiß? Wieso willst du nicht mit zu Papa? Das ist doch total idiotisch!»
    «Was soll ich denn da die ganze Zeit? Ich kenn da keine Sau, und er muss arbeiten, und diese blöde Gegend, wo er wohnt, ist voll öde!»
    «Was hat das denn damit zu tun? Wir können uns doch eine Monatskarte kaufen und überallhin fahren!»
    «Nö. Kein Bock.»
    Genervt versuchte ich es also bei meiner Mutter. «Wieso kann ich nicht alleine nach Berlin fahren, wenn Nick nicht mitwill?»
    «Weil ich das sage.» Das ist so ein typisches Eltern-Totschlagargument. Was bedeutet, dass man sie dafür am liebsten totschlagen würde.
    «Aber wir müssen doch nicht immer alles zusammen machen. Er will eben nicht nach Berlin! Und ich schon!»
    «Kommt nicht in Frage. Ich lass ihn hier nicht sechs Wochen lang allein zu Hause rumhängen. Da kommt er nur auf dumme Gedanken.»
    «Dumme Gedanken hat der immer», motzte ich. «Die kann er auch in Berlin haben!»
    «Ja, aber da ist er wenigstens unter Aufsicht. Jamie, ich diskutiere nicht mit dir.»
    Noch so ein Hassspruch. Ich war total gefrustet. Bestimmt hatte ich doch das Recht, meinen Vater zu sehen, oder etwa nicht? Warum hatte ich nicht besser zugehört, wenn Ramon mir von diesem Sorgerechtsstreit erzählte, wegen dem seine Eltern dauernd vor Gericht waren?

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    A ls wir die breite, sonnige Allee entlangspazieren, sage ich zu Maxi: «Dieser Giovanni … macht der dich öfter so blöd

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