Klatschmohn
länger« noch »Hello stranger« besonders innovativ fand, entschied ich mich für ein schlichtes »Hallo, wie geht’s dir?«
Nervös wählte ich seine Nummer. Erhob ab: »Leander Berglandt«.
Jetzt war ich dran. »Hallo, ich bin’s, Pia, wie geht’s dir?«
»Wie es mir geht? Gut, wenn du aufhörst, deine Spielchen zu spielen.«
Das saß!
»Was meinst du mit Spielchen?«, wagte ich einen kläglichen Versuch.
»Pia, wir haben uns geküsst und es ist nicht so, als ob ich das jeden Tag mache. Und wenn ich mich nicht täusche, hat es dich nicht kalt gelassen. Deshalb verstehe ich nicht, was diese lächerliche Aktion soll, mich nicht zurückzurufen?
Und komm mir ja nicht mit viel Arbeit oder so ’nem Quatsch.«
Was sollte ich darauf nur antworten? »Ich wollte cool sein, weil du ein Star bist und ich spätpubertär?« - »Meine Freundin Katharina hat sich von ihrem Reitlehrer schwängern lassen?« -
»Eine Familienangelegenheit?« Ich entschied mich für den direkten Vorstoß.
»Ehrlich gesagt, war ich komplett verunsichert und wusste nicht, ob das ein Ausrutscher war oder ob du wirklich Interesse hast.«
Wieso fühlte ich mich ihm gegenüber so unsouverän?
»Na, was glaubst du denn? Denkst du, ich würde sonst anrufen und sogar für die Party bei dieser Witta zusagen?« Er klang schon versöhnlicher.
Ich versprach, mich mit ihm zu treffen, und schwor mir insgeheim, keine dummen Tricks mehr auszuprobieren. Man durfte nie jemanden unterschätzen, und ich legte es gewiss nicht darauf an, noch einmal gedemütigt zu werden.
Kaum hatte ich aufgelegt, klingelte es auch schon an der Tür. Max! Ihm war der Auftritt bei Leander nachhaltig anzumerken, und so wunderte es mich auch nicht besonders, als er mich fragte, ob er besser die Zusammenarbeit mit Leander aufgeben sollte; schließlich müsste doch wenigstens ein gutes Arbeitsklima herrschen, und da sei er sich nicht mehr sicher.
Ich beschwichtigte ihn und versprach, den peinlichen Auftritt bei Leander zu klären und auf meine Kappe zu nehmen.
Ein erleichterter Max und ich stießen kurze Zeit später in meiner Wohnküche auf die Zukunft an. Wir unterhielten uns angeregt.
Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet Frauenheld Max meine Lieblingsserie »Sex and the City« samt meiner Heldin Carrie Bradshaw kannte und liebte?
»… und die Folge, in der Carrie mit den Mädels in die Hamptons fährt und sie auf Mr. Big trifft, der seine neue 20-jährige Flamme im Arm hat. War das fies!
Und Samantha ihre gefeuerte Assistentin mit dem Typ verkuppelt, der Charlotte wissentlich Tripper angehängt hat. Samantha ist eh die Beste. Als sie sich ernsthaft verliebt hat und der Typ mit vier Zentimetern, erigiert wohlgemerkt, ausgestattet ist und sie ein Stück Hot Dog abbricht und demonstrativ fragt: >How would you like making love to this every night ?< Und als Miranda ihr Baby bekommt und die ganze Zeit Blähungen hat.«
Wir kamen aus dem Lachen gar nicht mehr heraus, vor allem, als Max aus dem Nähkästchen plauderte und von seinen bizarren Frauenerlebnissen erzählte. Es gab schon eine Menge neurotischer Frauen da draußen. Wie beruhigend!
Die kommenden Wochen rasten nur so dahin, und die Ereignisse überschlugen sich. Man fragt sich, warum es Phasen gibt, in denen man sich ernsthaft über Chanel-Nagellacknummern unterhält und so großartige Tests wie »Sexbombe, Karriere-oder Kindfrau« ausfüllt, und dann Zeiten anbrechen, in denen man stündlich Updates über sein Privatleben geben könnte. Zeiten, in denen man gar nicht dazu kommt, zu begreifen, dass die eine Freundin schwanger ist und kurz davor steht, wahnsinnig zu werden, die andere nach jahrelanger vergeblicher Suche die große Liebe gefunden hat und man selber mit dem begehrtesten Mann der Republik publik wird.
Leander und ich waren uns tatsächlich näher gekommen, und wenn auch Stader und Max an meinem Geschmack zweifelten, war an der Tatsache an sich nichts zu rütteln.
Leander Berglandt und Pia Mohnhaupt waren ein Paar.
Eigentlich war alles sehr rasch passiert und stellte sich viel einfacher dar, als ich erwartet hatte. Der Mann zickte nicht, hatte keine Allüren und war einfach umwerfend. Und alles hatte sich so natürlich entwickelt.
Dem ersten Rendezvous folgten weitere, dem ersten Kuss weitere Küsse.
Für kurze Zeit überkam mich ein Panikgefühl. Was, wenn ich nur eine kleine Maus für ihn war? Würde ich diesen Druck aushalten?
Leander wusste mit mir umzugehen, und
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