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Klatschmohn

Klatschmohn

Titel: Klatschmohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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brannte ich vor Neugierde.

    Na, dann wollten wir doch mal sehen.

    »Was ist Ihr Motto?« - »laissez faire«

    Ha! Der Mann war tolerant und kein kleinkarierter Spießer. Ein Mann, der nicht mit erhobenem Zeigefinger moralisierend und heuchlerisch auf andere zeigte, sondern jeden so nahm, wie er war. Er würde garantiert nicht zur Klette mutieren.

    »Wo möchten Sie leben?« - »Wo das Leben mich hinspült.«

    Dieser Freigeist! Anstatt die üblichen Antworten »am Meer« oder »im Süden« zu geben, zeigte er auf, was wirklich wichtig war. Das Leben anzunehmen und zu akzeptieren, wie es kam, anstatt festgefahrene Vorstellungen zu haben.

    »Welche Gabe würden Sie gerne besitzen?« - »Mich unsichtbar zu machen.«

    Ich musste seufzen. So ein prominentes Leben kostete sicher einiges an Nerven. Sein Wunsch nach Unsichtbarkeit war nur zu verständlich. Leander wurde aber auch überall erkannt.

    Wenn wir erst ein richtiges Paar wären, würde ich ihm Vorschlägen, die Hälfte des Jahres in den Staaten zu verbringen, wo er hoffentlich unerkannt leben konnte.

    »Wovor haben Sie Angst?« - »Nicht mehr meinen Beruf, den ich über alles liebe, ausüben zu können«

    Das konnte ich nur zu gut verstehen. Schließlich hatte Leander sich wie kein anderer hoch geschuftet, auch wenn es nach Leichtigkeit aussah. Und sein Erfolg hielt sich schon seit Jahren!

    »Welche Eigenschaften schätzen Sie an einer Frau?« - »Intelligenz, Humor und Flexibilität.«

    Hach! Er konnte nur mich meinen! Ich hatte alles, oder? Intelligent? Na ja, zumindest dumm war ich nicht. Humorvoll war ich auf alle Fälle. Und wenn jemand der Inbegriff der Flexibilität war, dann ja wohl ich. Oder gab es außer mir etwa noch jemanden, der in den 80ern kein Problem hatte, sich an die Duschszene von Bobby Ewing in Dallas zu gewöhnen?

    »Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem Mann?« - »Solidarität, Durchsetzungsvermögen, Hartnäckigkeit.«

    Hm, dazu fiel mir nicht viel ein. Ich überlegte, ob mir spontan einfiel, mit wem Leander befreundet war, was sich schwierig gestaltete, da alle ihn gut leiden mochten. Beim nächsten Gespräch würde ich ihn danach fragen.

    »Wie möchten Sie sterben?« - »Überraschend.«

    So war er. Er liebte das Leben und wollte es bis zum letzten Augenblick auskosten. Kein: »Ich möchte in Demut sterben«, oder: »Ich möchte vorbereitet sterben«, wie viele sonst antworteten. Nein, er gab nicht auf, kämpfte an, genoss das Leben so lange wie möglich.

    »Was sind Ihre Lieblingsnamen?« — »Bei Männern Kasper, bei Frauen Pia.«

    Ich musste zweimal hinschauen. Gut leserlich hatte er in seiner schwungvollen Handschrift drei Buchstaben geschrieben.

    Pia! Mein Name! Mein Herz klopfte wie wild. Ungläubig las ich seine Antwort wieder und wieder durch. Pia! Das konnte kein Zufall sein. Er wusste, dass der Fragebogen von mir war, aber hatte er nicht noch gesagt, man könnte den Bogen ja im Buch abdrucken? Damit riskierte er, dass die ganze Republik seinen Lieblingsnamen, nämlich meinen, lesen würde. Mir wurde warm und glückselig zumute. Ich ging zu Bett, konnte aber vor lauter Aufregung kaum schlafen.

    »Mädels, ich muss euch etwas sagen.« Katharina schaute uns erwartungsvoll an. Sie hatte uns für ihre Verhältnisse völlig übereilt zu sich nach Hause eingeladen und darauf bestanden, dass ich meinen Yogakurs ausfallen ließ, den ich eh nur noch sporadisch besuchte.

    Katharina liebte Geheimnisse und vor allem Geheimnistuerei.

    Mir schwante schon, worum es sich handeln musste, denn sie hielt sich immer an Formen und überstürzte nie eine Einladung.

    »Was gibt es denn jetzt, spann uns nicht so auf die Folter.« Lilli wurde ungeduldig.

    Katharina stand auf, vergewisserte sich, dass die Tür geschlossen war, und senkte vertraulich ihre Stimme.

    »Ich mache es kurz, ich werde Mutter.«

    Triumphierend sah sie uns an. Ihre Worte hatten die Wirkung nicht verfehlt.
    Sie war tatsächlich schwanger!

    Da sowohl Lilli als auch ich sprachlos waren, fuhr sie einfach fort.

    »Jetzt schaut nicht so geschockt! Das kommt in den besten Familien vor.
    Wer der Vater ist, könnt ihr euch ja denken, und dass ich wenig Wert darauf lege, ihn zu outen, ist euch ja auch klar. Also hatte ich heute eine unruhige Nacht, bin aber zu der einzigen plausiblen Lösung gekommen. Zuerst dachte ich daran, mir einen Strohvater zu besorgen und mich ehelichen zu lassen. Da ich entgegen meiner Planung schwanger bin und wenigstens mein Ziel

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