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Klatschmohn

Klatschmohn

Titel: Klatschmohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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Tage mal drei Wochen lang ausgeblieben, und sie musste eine Ausschabung vornehmen lassen, damit ihre Periode wieder einsetzte.«

    Katharina war plötzlich gar nicht mehr gelangweilt. Leider konnte sie den Bediensteten nicht auftragen, Schwangerschaftstests zu besorgen, denn es wurde nur zu gerne getratscht. Also blieb uns nichts übrig, als höchstpersönlich zur Notapotheke zu fahren und uns der Schmach zu unterziehen, an einem Sonntagabend sechs verschiedene Schwangerschaftstests zu kaufen.

    Wir hatten Tests gekauft, die man gleich durchführen konnte, und andere, für die man Morgenurin benötigte.

    Bei den von Steinbecks stahlen wir uns in den Weinkeller, holten einen guten Tropfen, zögerten kurz; wer wusste, ob sie überhaupt noch trinken durfte.

    Aber Katharina brauchte in dieser Stunde Traubentrost, und da sie in den letzten zwei Wochen getrunken hatte, konnte es auf dieses eine Glas auch nicht ankommen. Wir legten ruhige Musik auf, und Katharina ging der entwürdigenden Tätigkeit nach, in drei Gläser zu urinieren und diese nebeneinander auf den Tisch zu stellen.

    Sie nahm einen kräftigen Schluck Wein und fingerte die unterschiedlichen Teststäbchen in die Gläser.

    Die Proben färbten sich ein.

    »Ganz ruhig, das sind nur die Teststreifen, wichtig ist das große Feld«, beruhigte Katharina sich selber.

    Zu meinem großen Entsetzen zeigten sich nach nur wenigen Sekunden auf dem ersten Test Verfärbungen, der Zweite zögerte, und der dritte zeigte verwaschene Stellen auf.

    Nach fünf Minuten stand das Ergebnis fest. Zwei zu eins.

    Katharina atmete schneller, nahm noch einen tiefen Schluck.

    »Pia, sag, dass das hier gerade nicht mir passiert!«

    Ich versuchte sie auf die drei noch ausstehenden Morgentests zu vertrösten, die genauer zu sein schienen. Mir war klar, dass für Katharina eine Abtreibung nicht in Frage kommen würde.

    Auch wenn Katharina eine weltoffene Erziehung genossen hatte, standen doch in ihrer Einstellung religiöse Werte im Vordergrund. Sie würde es nicht vertreten können, mit 33 Jahren und einem mehr als gesicherten finanziellen Hintergrund an eine Abtreibung zu denken.

    Was sie vielmehr beschäftigte, war, dass sie den Kindsvater unmöglich vorzeigen konnte. Er war verheiratet, und das sollte auch so bleiben, denn abgesehen von ihrer Liebe zum Reiten und ihren fleischlichen Vergnügungen hatten sie rein gar nichts gemeinsam.

    Unter Niveau, einfach unter Niveau.

    Katharina seufzte. »Wie konnte ich nur so unvorsichtig sein, wo ich sonst alles unter Kontrolle habe und eine Cocktailparty zwischen Maniküre und Friseur organisiere?«

    Katharina, der Inbegriff der Contenance, ungewollt schwanger! Das passte nicht. Allein die Vorstellung, ihrer Familie einzugestehen, dass sie ein Verhältnis mit dem Reitlehrer hatte und auch noch ihre guten Gene verschleudert hatte, war ihr ein Gräuel.

    Und welchen Tratsch sie sich und der ganzen Familie zumuten würde!
    Vielleicht sollte sie einige Zeit verreisen.

    Ich versuchte mit Katharina Alternativen durchzuspielen.

    In ihrer Verzweiflung kam sie auf zwei mögliche Ideen. Die erste war simpel, altbewährt und in ihren Kreisen sicher nicht ungewöhnlich. Sie musste schnell einen Ersatz-Alibi-Ehemann finden und ihm das Kind unterschieben.

    Herbert hatte zum Glück Verbindungen, und ihr fielen auf Anhieb zwei Verehrer ein, die nichts sehnlicher wünschten, als sie zu ehelichen.

    Der eine war unansehnlich, der andere ganz nett. Aber reichte ihr »ganz nett« aus? Gut, sie würden sich sicher ein Anwesen nehmen, in dem man sich nicht oft begegnen müsste, aber die Vorstellung, mit einem »ganz netten Mann« ihren gesellschaftlichen Verpflichtungen nachzugehen, ließ Katharina erschaudern.
    Zumal sie das Bild ihrer Eltern vor Augen hatte, die sich auch nach langen Jahren nicht langweilig geworden waren.

    Die meisten Frauen in ihrer Situation hätten sich in ihr Schicksal gefügt.
    Doch Katharina war nicht wie die meisten Frauen, und so schnell fügte sich eine von Steinbeck in rein gar nichts. Es musste doch noch einen anderen Weg geben!

    Plötzlich kam ihr die Erleuchtung. »Pia, ich habe eine Lösung. Aber die teile ich dir erst mit, falls ich tatsächlich schwanger sein sollte. Und jetzt würde ich gerne alleine sein, wenn du verstehst. Ich muss nachdenken.«

    Ich ging nach Hause. Katharina wusste immer genau, was sie wollte.

    Endlich hatte ich Zeit, den von Leander ausgefüllten Fragebogen zu lesen.
    Schon den ganzen Tag

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