Klatschmohn
schon bald war ich beruhigt und, wie ich dachte, endlich mal in einer erwachsenen Beziehung.
Meine Mutter avancierte zum Star meiner Heimatstadt und wurde nicht müde, meiner Tante Eda aufs Brot zu schmieren, dass ihr Schwiegersohn niemand Geringeres als Leander Berglandt werden würde.
Tante Eda war zwar neidisch, aber immerhin fiel für sie auch ein Stück Ruhm ab, sodass sie meiner Mutter beipflichtete, wo sie nur konnte.
Natürlich erwarteten die beiden einen baldigen Aufwartungsbesuch. Als ich Leander vorsichtig darauf ansprach, reagierte er eher verhalten.
»Familienkisten sind nicht mein Ding. Das eilt doch nicht. Wir haben wahrlich genug Zeit und Gelegenheiten, deine Eltern und deine Tante kennen zu lernen. Aber ich könnte ihnen vorab ein Autogramm schicken, mit einer netten Widmung. Was hältst du davon?«
Ich war mir nicht sicher. Ein Besuch wäre ihnen sicher lieber gewesen.
Leander unterschrieb eine seiner Autogrammkarten für meine Mutter mit dem Wortlaut: »Ich danke Ihnen für Ihre wunderbare Tochter. Es heißt nicht umsonst, der Apfel fällt nicht weit von Stamm.«
Und für Tante Eda ließ er sich einfallen: »Wenn die guten Gene in der Familie liegen, freue ich mich darauf, sie kennen zu lernen.«
Meine Mutter und Tante Eda freuten sich ein Loch in den Bauch. Allerdings hatte ich ein bisschen geschwindelt und gesagt, Leander würde sie schrecklich gerne besuchen, sei momentan aber leider so sehr eingespannt, dass er sich unmöglich frei machen könne. Natürlich hatten sie dafür Verständnis und hängten stattdessen die Autogrammkarten auf.
Obwohl ich auf rosa Wolken schwebte, verlor ich meinen eigentlichen Job nicht aus den Augen, nämlich eine Biografie über Leander zu schreiben. Wenn auch Stader Zweifel hatte verlauten lassen, ob ich überhaupt vernünftig arbeiten könne, so verliebt wie ich mich aufführte, überzeugte ich ihn schnell vom Gegenteil.
»Stader, überleg doch mal! Je näher ich ihn kenne, umso besser wird das Buch! Schließlich schreibe ich keinen objektiven Artikel, sondern seine Biografie, die ihn natürlich sympathisch rüberbringen soll. Von daher ist unsere Geschichte ein wahrer Glücksfall.«
Natürlich brummelte er, dass ich aufpassen solle, der Berglandt sei ein schlimmer Finger. Das sagte Stader über jedes männliche Wesen, das auch nur ansatzweise in meine Nähe kam. Er hegte eben väterliche Gefühle für mich.
Dafür konnte ich mit Leander hervorragend Zusammenarbeiten. Er war so kooperativ und konzentriert bei der Sache, dass wir schnell vorankamen, was aber nicht zuletzt an meinem nicht ganz uneigennützigen Interesse lag.
Meine Idee, die Biografie nicht chronologisch, sondern nach Themen zu unterteilen, fand er grandios. Ich übrigens auch, denn so konnte man gezielt nachlesen, was einen wirklich interessierte, und musste sich nicht durch den Verlust der Milchzähne bis hin zur Schultüte durchquälen, sondern konnte gleich zu den wirklich spannenden Aspekten gelangen.
Seine Karriere, seine Familie, seine Freunde, seine Frauen und - last but not least - seine Freizeitbeschäftigung.
Momentan schrieb ich - wer hätte es geahnt - am Thema »Frauen«, und ich muss sagen, es gab nichts Praktischeres, als den neuen Freund legitim und zu beruflichen Zwecken ausfragen zu dürfen.
Seine Jugendlieben hatte ich schnell abgehakt; mehr interessierten mich die Frauen der letzten Jahre, die alle, wie sich herausstellte, Model von Beruf gewesen waren!
Die blanke Panik packte mich, und natürlich war es Grund für eine völlig überstürzte Krisensitzung mit den Mädels.
»Stellt euch vor: Die letzten vier festen Freundinnen von Leander waren alle Models! Und wenn ich Model sage, meine ich Model und nicht solche Katalogtanten, die eher nach Mitarbeiterinnen aussehen und im Zuge von Sparmaßnahmen gebeten werden, doch mal schnell in die fliederfarbene Bluse zu schlüpfen! Ich spreche von der Sorte Mailand-Paris-New York-Models. Die wirklich großen, dünnen ohne Cellulite, die regelmäßig Lear-Jet fliegen. Und über Affären, falls es welche gab, haben wir noch gar nicht gesprochen!«
Ich wirkte offenbar genauso entsetzt, wie ich mich fühlte, denn Lilli und Katharina nahmen sofort meine Hand und bestellten mir einen Drink.
»Pia, Liebes. Atme erst einmal durch und beruhige dich. Es ist vielleicht nicht die Nachricht, die man gerne hört, aber du bist eben nicht mit Günther von nebenan, sondern mit einem bekannten, zudem auch noch gut
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