Klatschmohn
aussehenden Mann zusammen. Was hast du denn erwartet?« Katharina brachte es mal wieder auf den Punkt. Lilli suchte nach tröstenden Worten.
»Die wirklich gute Nachricht ist doch, dass er nicht mehr mit ihnen zusammen ist, das heißt, obwohl sie Models waren, konnten sie ihm nicht bieten, was er brauchte. Und da kommst du ins Spiel. Vielleicht hat er bei dir gefunden, was er bei den Models vermisst hat?«
»Was denn? Krampfadern?« Mein Schockzustand war noch nicht
durchbrochen.
»Sag mal, Pia, du blätterst doch seit Jahren jedes Boulevardblatt durch. Das kann doch keine so große Überraschung sein!«, wandte Katharina ein.
Sie hatte Recht. Aber die Situation hatte sich komplett gewandelt. Der Unterschied, über das Privatleben einer Person zu lesen oder plötzlich ein Teil dieser Realität zu sein, war gewaltig. Und das versuchte ich Lilli und Katharina klar zu machen.
»Stellt euch vor, ich werde sehr bald mit ihm an die Stelle gelangen, wo ein Push-up-BH nicht mehr gefragt ist und nichts als die Wahrheit, die nackte Wahrheit zählt. Und zumindest im Geiste werde ich das Bett mit vier Models teilen! Wie in aller Welt soll ich mich je entspannen?«
Die Mädels sprachen mir Mut zu und benutzten Worte wie »deine Persönlichkeit«, »dein Witz«, »dein Charme«, aber ich wusste genau, an meiner Stelle wären sie auch nicht gelassen geblieben. Die einzige Möglichkeit, die Zweifel zu zerstreuen, war, Leander genau das zu fragen. Warum ich und nicht Model Nummer fünf?
Ich nahm all meinen Mumm zusammen und fuhr bei Leander vorbei. Er war überrascht und sehr erfreut, mich zu sehen. Ich zögerte nicht lange und fiel mit der Tür ins Haus.
»Was findest du eigentlich an mir?«
Er lachte. »Wie bitte?«
Ich wiederholte meine Frage, und er begriff langsam, dass es mir ernst war.
»Was du an mir findest, und warum du ausgerechnet mit mir zusammen sein willst, wo du doch alle Models dieser Welt haben könntest?«
Es entstand eine kurze Pause, dann sagte er bedacht: »Weil ich dich haben möchte und nicht ein weiteres Model. Ich sammle keine Models und bin auch nicht darauf fixiert. Es hat sich eben in den letzten Jahren zufällig ergeben, dass meine Freundinnen gemodelt haben. Ich würde lügen, wenn ich behauptete, kein Faible für schöne Frauen zu haben, aber bei dir bin ich meinem Grundsatz doch komplett treu geblieben.«
Leander zog mich an sich und gab mir einen Kuss. »So, und jetzt möchte ich davon nichts mehr hören. Ich glaube, die Arbeit an diesem Kapitel bringt dich durcheinander. Vielleicht sollten wir nicht allzu sehr ins Detail gehen, wenn es dich verunsichert?«
In diesem Moment siegten mein Stolz und meine professionelle Würde.
»Das kommt überhaupt nicht in Frage. Privates und Geschäftliches wird streng getrennt. Ich werde über die Frauen in deinem Leben schreiben und mir einfach vorstellen, es geht um jemand anderen. Hast du noch Fotos?«
Im gleichen Moment bereute ich diese Frage, denn Leander war hocherfreut ob meiner Professionalität und holte sofort Fotos der Exfreundinnen, natürlich alles Setkarten!
Betont ruhig nahm ich sie entgegen und verabschiedete mich, obwohl er mich eingeladen hatte, zu bleiben.
Zuerst wollte ich in Ruhe sehen, mit welchen Kalibern ich es aufzunehmen hatte, bevor ich die Hüllen fallen lassen würde.
Nachdem ich stundenlang die Fotos angestarrt hatte, beschloss ich, mich vorerst nicht verrückt zu machen, und tippte mit zusammengebissenen Zähnen die erste Passage des Kapitels »Leanders Frauen«.
Als ich damit fertig war, rief ich Katharina an. Sie würde mir ehrlich sagen, ob es etwas taugte oder ob man meine Eifersucht heraushörte.
»Schieß los«, forderte sie mich ungeduldig auf.
Mein unstetes Leben führt mich oft auf Reisen, und die Flughä fen dieses Landes sind mir inzwischen vertrauter als mein eigenes Schlafzimmer. Die Hälfte meines Medienlebens bin ich unterwegs, ziehe von Hotel zu Hotel, von Aufzeichnung zu Aufzeichnung. Da verwundert es nicht, dass ich fast alle meine Partnerinnen im Flieger oder in Hotels getroffen habe. Celeste war Französin, und ich lernte sie in der privaten Lounge am Flughafen kennen. Sie fiel mir sofort auf, was nicht schwer ist bei einer Größe von 1,86 m und leuchtendem, hellblondem Haar. Sie wartete auf einen Anschlussflug nach Paris, wie sie mir erzählte.
Sie sprach rudimentäres Deutsch mit einem absolut umwerfenden Akzent.
Ich spürte sofort diese Anziehung zwischen uns und
Weitere Kostenlose Bücher