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Klatschmohn

Klatschmohn

Titel: Klatschmohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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euch beiden sah. Darauf, dass mehr zwischen euch ist, würde man im Leben nicht kommen, wenn man es nicht wüsste. Zumal unter dem Bild nur etwas von einer Begleitung stand.«

    War sie nicht reizend?

    »Das musst du verstehen, Witta. Ich war so nervös. Schließlich bin ich einen so großen Bahnhof nicht gewohnt, und mir war das schrecklich peinlich. Aber Leander bestand darauf, dass ich mich mit ihm fotografieren lasse. Zum Glück sah er ein, dass ich wenigstens meinen Namen geheim halten wollte, vorerst zumindest. Ach, Witta, wir sind so glücklich. Ich kann es immer noch nicht fassen.«

    Natürlich hatte ich das nicht nötig. Ich hätte über den Dingen stehen müssen, aber irgendetwas an Witta brachte mich regelmäßig dazu, mich auf ein ganz niedriges Niveau herabzulassen, ein Niveau wie in der 10. Klasse, als Margarete von Zundel mir meinen Freund Tom ausspannte, mit dem ich immerhin zwei Monate damals zusammen war, eine Dauer, die heute umgerechnet einer goldenen Hochzeit gleichkäme.

    Damals hatte ich eine Abneigung gegen alles Adelige entwickelt. Diese Abneigung hatte sich hartnäckig gehalten, bis ich Katharina kennen lernte; vielleicht sind ja nur die »von Zundels« richtig degeneriert gewesen oder verarmter Landadel.

    Witta machte eine kleine Kunstpause, um mich dann säuerlich zu beglückwünschen. Sie wisse ja, wie das ist, wenn man richtig glücklich miteinander sei und überhaupt, sie und ihr Verstorbener wären ja so ein Traumpaar gewesen. Menschen hätten sie auf offener Straße angesprochen, nur um zu sagen, wie glücklich sie aussähen. Aber man wisse eben nie, wie lange sich das Glück festhalten ließ, und deshalb sei es so wichtig, den Moment zu genießen. Ihre Abschlussplattitüde gipfelte in dem Satz: »Lass dir einen guten Rat mit auf den Weg geben, ich sage nur: Carpe Diem.«

    Und ich dachte nur, wen interessiert es? Lilli und Katharina interessierte es brennend. Lilli quiekte geradezu vor Vergnügen; sie würde Witta nie verzeihen, wie lächerlich sie Lilli bei ihrem Exfreund gemacht hatte.

    Wir waren bei Lilli, um unsere Outfits für Wittas Pupsparty, so hatte Katharina die Veranstaltung getauft, abzustimmen. Normalerweise machten wir das nicht, aber da Witta mit ihrem Sinn für Anstand und Taktgefühl zwei Verflossene von Lilli, eine Affäre von Katharina und einen lästigen penetranten Verehrer von mir auf die Gästeliste gesetzt hatte, musste unser Auftritt genauestens geplant sein.

    Absagen stand nicht zur Debatte; dazu war die Neugier denn doch zu groß.
    Lilli würde mit Sebastian kommen, ich mit Leander und Katharina mit ihrem Embryo, wie sie halb scherzend, halb panisch bemerkte.

    Wir waren uns einig. Katharina brauchte eine passende Begleitung, und zwar nicht, weil sie einen Alibifreund nötig hatte, sondern weil wir wussten, dass Witta damit am besten zu ärgern war. Herbert, als Bruder, kam nicht in Frage, zumal der wieder mit irgendeiner Schnecke kommen würde, die ganz versessen auf sein Geld und seinen Titel war. Gewöhnlich hielten diese »Verbindungen« genauso lange, wie Herbert es lustig fand, zu beeindrucken. Katharina hasste diese Art an Herbert, aber er behauptete immer, die Richtige sei so schwer zu finden.

    Wir waren alle der Meinung, die einzig Richtige für Herbert wäre im Moment ein Mann, und zwar niemand anderes als Lillis Sebastian.

    An ihn zumindest hatte sich Herbert sehr schnell gebunden, und inzwischen gingen die beiden neuen Freunde gemeinsam laufen, nicht zuletzt zur Stärkung des Immunsystems.

    Katharina hatte Sebastian schon gebeten, Herbert mit einer Kollegin zu verkuppeln, und der gutmütige Kerl war tatsächlich für Herbert auf der Suche.

    »Ich weiß, wer die perfekte Begleitung für Katharina ist.« Wieso war ich darauf nicht früher gekommen! »Ich dachte an Max.«

    Helle Begeisterung!

    Ich rief Max an und bat ihn, bei Lilli vorbeizukommen. Wir waren komplett überdreht, was zum einen vom Pläneschmieden, zum anderen von Lillis Cocktails herrührte.

    Sie hatte uns Cosmopolitans gemischt, für Katharina die Virgin-Version, die angeblich kaum anders schmeckte und auch in der Placebowirkung nicht abzuweichen schien.

    Als Max auftauchte, streckten Katharina und Lilli, die Max bisher nur aus meinen Erzählungen kannten, gleichzeitig begeistert den Daumen hoch, als er ihnen kurz den Rücken zuwandte.

    Ich stellte Max vor. Bei Lilli kommentierte er grinsend: »Ach, die Dame, die Angst hat, mit drei Katzen zu enden.«

    Lilli war das

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