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Klatschmohn

Klatschmohn

Titel: Klatschmohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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an Leanders Biografie arbeitete. Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, ein besonders gutes Werk abzuliefern. Leander sollte stolz auf mich sein und mein Chef sehen, dass man Privates und Berufliches trennen kann.

    Ich saß bis spät abends im Büro, nahm den Laptop am Wochenende mit nach Hause, reiste quer durch das Land, um Verwandte, alte Lehrer und Kollegen von Leander zu befragen.

    Er unterstützte mich, wo er konnte, und motivierte mich immer wieder, dran zu bleiben.

    »Das wird dein großer Durchbruch. Ich kann es spüren. Das ist unser gemeinsames Baby. Du rührst die Werbetrommel für mich, und ich werde dich selbstredend als begabte Autorin promoten! Und all die wichtigen Details erzähle ich dir unter der Bettdecke«, lachte er und zog mich an sich.

    Unter der Bettdecke erzählte er mir wirklich wichtige Details, die mit der Biografie nichts zu tun hatten, dafür aber nicht weniger spannend waren. Trotzdem waren wir mit dem Buch so beschäftigt, dass es immer Thema war. Momentan überlegten wir den Titel, was gar nicht so leicht war.

    Zur Auswahl standen »Wenn nicht jetzt, wann dann?«, »Keine
    Kompromisse«, »Zwischenbilanz«, »Lebenspfade«, was alles annehmbar war, aber nicht wirklich zu Leander passte.

    »Ich will einen Titel, ein Motto, das mir auf den Leib geschrieben ist. Leicht muss es klingen, aber auch danach, dass ich immer wieder aufstehe und weitermache. So was Zukunftsgerichtetes sollte drin liegen und nicht ein Blick zurück. Schließlich bin ich noch lange nicht am Ende«, gab Leander zu verstehen.

    Wir hatten lange darüber gesprochen, weshalb er zu diesem Zeitpunkt eine Biografie veröffentlichen wollte. Der Grund war, dass er für einen möglichen Senderwechsel die besten Voraussetzungen schaffen und den Boom um das Buch geschickt nützen wollte. Er war eben Profi.

    Und der richtige Titel war entscheidend. Er musste prägnant, aber leicht zu merken sein. Etwas Leichtes, Heiteres versprechen, gleichzeitig signalisieren, dass es weiterging. Plötzlich kam mir die Erleuchtung.

    »Ich hab’s! Ich weiß, wie wir deine Biografie nennen!«

    Leander sah mich erwartungsvoll an.

    »Bis hierhin und viel weiter!«, rief ich.

    Er überlegte kurz, wiederholte es und plötzlich hatte auch er ein Strahlen in den Augen.

    »Das ist es! >Bis hierhin und viel weiter!< Kann sich jeder merken, ist nicht so bierernst und tragend und spiegelt meine Einstellung wider! Du bist genial, Pia!«

    Leander war kaum zu bremsen. Er liebte seinen Beruf und offensichtlich alles, was damit zusammenhing. Dieses Feuer und dieser Enthusiasmus, den er versprühte, wenn es um seine Arbeit ging, waren so ansteckend, dass ich oft gar nicht das Gefühl hatte, zu arbeiten.

    »Jetzt müssen wir nur noch die Party vorbereiten, aber da steht praktisch alles. Mein Management hat mit dem Verlag bereits das meiste festgelegt.« Am Rande hatte ich die Pläne mitbekommen, aber Leander war natürlich genauer informiert.

    »Also, wir werden morgens eine kurze Pressekonferenz auf der Messe geben. Dort halte ich mein Buch in die Kamera und werde Fragen der TV-Moderatoren und Journalisten beantworten. Dann werde ich am Messestand eine Stunde lang mein Buch signieren und mit Fans und Besuchern der Messe sprechen.

    Und abends kommt der Knaller. Wir mieten das Savage und schmeißen eine Party. Natürlich wird alles von Rang und Namen anwesend sein. Die Party wird sehr exklusiv gehalten. Ich möchte keine Exfrauen irgendwelcher Stars oder Vorabend-Schauspielerinnen im durchsichtigen Nichts da herumstehen sehen. Es sollen nur die A-Liga und alle großen Sender, wichtigen Zeitungen und Zeitschriften akkreditiert werden. Provinzblätter können sich die Anfrage gleich sparen. Wir engagieren den Partyservice, der auch immer die Feste beim Sender ausrichtet, eine gute Band, die leichten Jazz im Hintergrund spielt, ein, zwei gute Redner, und dann lese ich Auszüge aus der Biografie. Natürlich nicht zu lange, es soll ja kurzweilig bleiben.

    Um Mitternacht geht es in den Park vom Savage, wo ein großes Feuerwerk abgefackelt wird, begleitet von der Big Band, die »My Way« von Sinatra spielt, und mitten drin du in einem weißen aufregenden, aber eleganten Kleid, mit hochgestecktem Haar und einzelnen weißen Blüten darin, schlichtem Schmuck und Jasminduft, der einem die Sinne raubt. Kannst du dir das vorstellen?« Leander hatte die Augen geschlossen und mich an sich gezogen. Und ob ich das konnte!
    Bilder von einem glücklichen Leander

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