Klatschmohn
und mir schossen mir durch den Kopf, verliebt in einer wunderschönen Umgebung und endlich nicht mehr nur als die »Biografin«, sondern seine Liebe.
Es war perfekt. Ich konnte mich voll auf meinen Beruf konzentrieren, hatte einen Freund, der das nicht nur verstand, sondern auch unterstützte und mir ein Märchen schenkte.
Nur Katharina und Lilli schmollten. Sie warfen mir vor, sie sträflich zu vernachlässigen. Auch meine Mutter, die sonst nie genug betonen konnte, wie wichtig die eigene Karriere war, sorgte sich.
»Kind, arbeiten ist schön und macht Freude. Aber du übertreibst es momentan. Und dein Leander sollte darauf achten, dass du genug Freizeit hast.
Apropos - wann bringst du ihn denn mal mit?«
Ich konnte sie nur vertrösten. Im Vertrösten war ich seit der Zusammenarbeit mit Leander groß. Mein Standardsatz lautete: »Machen wir alles, wenn die Biografie fertig ist.«
Nicht nur Katharina und Lilli konnten das »B-Wort« nicht mehr hören, und »obsessiv« war noch eines der netteren Worte, mit denen sie mich bedachten.
Ausgerechnet Luftikus Max zeigte am meisten Verständnis. Er war der Ansicht, dass Leanders Biografie heiß erwartet wurde und wir die Chance hätten, uns einen Namen zu machen.
Auch wenn er Leander immer noch nicht leiden konnte. Auf Nachfragen, warum das so sei, wich er aus. Nur einmal verriet er, man höre so einiges über Leander, ging aber nicht näher darauf ein.
Ich kannte die Branche und die Neider. Da gönnte einer dem anderen nichts und jedes Mittel war recht, den Konkurrenten in Verruf zu bringen, besonders, wenn Castings ins Haus standen.
Leander hatte mir selbst erzählt, dass der größte Privatsender ein Gesicht suche für eine neue Samstagabendshow und eine 14-tägige Talksendung und er als Anwärter dafür gehandelt wurde. Es waren Gerüchte zu seinem Sender durchgedrungen, und jetzt wurde Stimmung gegen ihn gemacht, um einen Wechsel zu verhindern.
Zufällig war ich Zeuge geworden, als Leander völlig außer sich ein Telefonat mit seinem Programmchef geführt hatte. So aufgebracht hatte ich ihn noch nie erlebt. Es ging um irgendwelche Abmachungen, viel Geld, und schließlich rief Leander empört: »Glaubst du eigentlich alles, was dir zugetragen wird?«
Es war ihm sichtlich unangenehm, dass ich alles mitbekommen hatte.
Schließlich zog er mich ins Vertrauen und erzählte, was gespielt wurde. Er hatte am neuen Markt fast sein gesamtes Geld in Aktien angelegt und sehr viel verloren.
Ein großes Unternehmen hatte ihm nun einen Werbevertrag angeboten, aber sein Vertrag mit dem Sender untersagte das. Zu allem Übel streuten Neider Gerüchte, er hätte was mit seiner jungen Praktikantin.
»Es gibt so viele Neider, Pia. Sie neiden mir meinen Erfolg, selbst eine schöne Frau wie dich neiden sie mir. Dabei mache ich nur meinen Job und möchte in Ruhe gelassen werden.« Das verstand ich nur zu gut.
Und wenn ich ihn mit einer guten Biografie zum richtigen Zeitpunkt unterstützen konnte, tat ich das liebend gerne, auch wenn ich dafür an die Grenze meiner Kräfte geriet.
Sogar mein geliebter Chef, den ich sonst nur als Raubein kannte, bemerkte, wie viel ich mir aufhalste, und hielt mir eine Standpauke.
»Wie gedenkst du denn dieses Tempo durchzuhalten? Du willst doch noch einige Jahre weiterarbeiten und dich nicht nach diesem Buch mit Berglandt zur Ruhe setzen, oder? Dein Einsatz in Ehren, aber ich will nicht, dass du dich für diesen Schönling aufopferst und dann ausfällst! Max, pass gefälligst auf Pia auf und achte darauf, dass sie raus kommt. Um diese Jahreszeit hast du normal einen anderen Teint, Kind!«
Das durfte doch nicht wahr sein! Alle wollten mich bemuttern, dabei ging es mir so gut wie noch nie.
Max hielt sich genau einmal an Staders Anweisung und ging mit mir Mittagessen.
Wir bestellten ein opulentes Mahl und becherten nicht schlecht. Mit lockerer Zunge quetschte ich Max nach seiner Familie aus.
Was ich anfangs nie geglaubt hätte: Er kam aus komplizierten Verhältnissen.
Klassisches Scheidungskind. Vater war Dirigent gewesen, öfter auf Reisen, in jedem Städtchen ein Mädchen, während er zu Hause mit seiner Mutter und den Geschwistern auf den Maestro wartete.
Seine Mutter war auf das Genie fixiert gewesen und hatte in seiner Abwesenheit kaum gelebt, sondern nur funktioniert. Sie hatte nur von ihrem Mann gesprochen und die Kinder vernachlässigt.
Umso härter traf es sie, als ihr Mann unerwartet ankündigte, die Scheidung
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