Klatschmohn
zu wollen, um nur einige Wochen später mit der Ersten Geigerin zusammenzuziehen, die mit ihren 28 Jahren ihr Recht, auch im Privatleben die erste Geige zu spielen, gekonnt eingefordert hatte.
Von da an ging es mit Max’ Mutter bergab. Anfangs wollte sie nicht wahrhaben, dass ihr Mann nicht wieder zurückkommen würde, und lebte im festen Glauben, er sei mal wieder auf Konzertreise. Die Kinder mussten dieses Spiel mitmachen, und keiner durfte daran erinnern, dass der »verreiste« Vater gerade mal fünf Straßen weiter wohnte und sie jedes zweite Wochenende bei ihm und seiner neuen Geliebten verbrachten, die er übrigens auch betrog und von der er sich nach nur einem Jahr wieder trennte und seither von Beziehung zu Beziehung wechselte.
Max’ Mutter holte die Realität bezüglich ihres Mannes zwar wieder ein, aber seit damals hatte sie ihren Glauben an Beziehungen - vor allem an die Ehe -
verloren und lebte ein selbst gewähltes Nonnenleben.
Max schien den Charme seines Vaters und dessen Schlag bei den Frauen geerbt zu haben; man konnte nur hoffen, dass er sein Verhalten nicht bis ins Detail zu kopieren dachte.
Das Verhältnis war laut Max unentspannt, da der Übervater es gerne gesehen hätte, wenn Max in seine Fußstapfen getreten wäre, anstatt nur auf einen Auslöser zu drücken.
»Er sagt immer: >Fotografieren, das ist doch nichts Seriöses. Deine Mutter hätte mehr hinterher sein sollen, deine musikalische Laufbahn zu fördern. Wenn man nicht alles selber macht! < Das Einzige, was ihm an mir gefällt, sind meine wechselnden Beziehungen. >Da ist er ganz nach mir geratene sagt er immer stolz, seine Ausstrahlung lässt mit Anfang siebzig ja langsam nach und da tritt wenigstens der Sohn das Erbe an. Er erinnert mich manchmal an einen alternden Julio Iglesias«, erzählte Max ungewohnt ernst. Kein Wunder, dass der Gute so geraten war.
Wir stürzten uns weiter in die Arbeit, und als ich mal wieder bewusst einen Blick in den Kalender warf, konnte ich es kaum glauben. Mein Geburtstag stand ins Haus und ich hätte ihn fast vergessen. Das war mir noch nie passiert. Sonst gab ich ihn bereits Wochen vorher bekannt und konnte ihn gar nicht ausführlich genug planen und vorbereiten. War das eine Vorfreude! Jedes Jahr eine Party unter einem anderen Motto und ich mittendrin. Nicht so dieses Jahr, aber was war schon gleich in diesem Jahr! Alles hatte sich verändert, und der Grund, warum ich nicht daran gedacht hatte, hieß natürlich Leander.
Ich schaute auf den Kalender! Eine Woche bis zum 30. September und noch keine Pläne! Ich rief Katharina an.
»Bist du endlich mit der Lobhudelei deines Liebsten zu Ende oder brauchst du noch Zeitzeugen, die aussagen, was für ein außergewöhnlicher Mann er ist?«, fragte sie mich leicht angesäuert.
Ich bekannte mich schuldig auf ganzer Linie, wollte ich Katharina in ihrer Schwangerschaft doch viel mehr unterstützen.
Selbst Max hatte es geschafft, bei Katharina vorbeizuschauen. Lilli war ständig bei ihr und versuchte Katharina ihr hirnrissiges Vorhaben auszureden, und die hatte schließlich auch einen neuen Freund und einen anstrengenden Job. Mich dagegen hatte die Arbeit für Leanders Buch so sehr beansprucht, dass ich es einfach nicht geschafft hatte.
Wann immer ich Leander von meinem schlechten Gewissen meinen Freundinnen gegenüber erzählte, war er zwar voller Verständnis, riet mir aber gleichzeitig, mich zu fokussieren.
»Deine Freundinnen laufen doch nicht weg. Und du weißt, wie wichtig die Biografie für uns ist. Sobald du fertig bist, kannst du sie wieder so oft wie möglich sehen. Wenn sie gute Freunde sind, verstehen sie das auch.« Er hatte ja Recht, aber jetzt musste ich meiner Freundin auch noch meinen komplett unvorbereiteten Geburtstag gestehen.
Katharina bewies wieder einmal Größe. »Ach Pia! Komm, wofür hast du denn Freunde? Ich weiß ja, wie eingespannt du zurzeit bist - auch wenn du es übertreibst, will ich nur hinzufügen. Ich werde dir natürlich eine Geburtstagsparty ausrichten. Hab ja sonst nichts vor, und so ein Fest können wir allemal wieder gebrauchen. Also kümmere dich um nichts. Lilli und ich werden das arrangieren.
Vielleicht sollte ich mit Leander sprechen, nicht dass er schon was geplant hat und dich auf die Seychellen entführen möchte oder so. Und ansonsten lass dich einfach nur feiern.«
Ich war gerührt, gelobte Besserung und versprach, mich wieder häufiger blicken zu lassen.
Als ich auflegte, musste ich
Weitere Kostenlose Bücher