Klatschmohn
gesagt hatten. »Ich brauche sie noch für meine Biografie …«
Lilli war immer noch fassungslos. »Dabei hat er so ein offenes Lachen!
Meine Hand hätte ich für ihn ins Feuer gelegt.« Kein Wunder. Lilli glaubte selbst nach all ihren Erfahrungen mit skrupellosen Männern an das Gute. Sie war die unschuldigste Person, die ich kannte. Im Vergleich zu ihr war die Rama-Tante aus der Margarinewerbung ein abgebrühtes Biest.
Sie schüttelte den Kopf. »Wenn das die Leute wüssten! Seine Fans! Aber ich habe ja gleich gesagt, Skorpion und Waage wird schwierig. Komm, ich schau mal, was die Karten dazu sagen.«
Lilli kramte in ihrer Tasche.
Katharina verlor die Beherrschung.
»Lilli! Was heißt hier: Skorpion und Waage wird schwierig! Sein Sternzeichen ist Charakterschwein, das ist das Problem!
Sag mal, du bist doch glücklich unter der Haube. Wieso schleppst du immer noch diese Tarotkarten mit dir herum?«
Lilli zögerte. »Ich dachte, sie helfen uns vielleicht weiter.«
»Ach ja? Und wieso haben die Karten Pia nicht vor Leander gewarnt? Wenn ich mich recht erinnere, lagen da lauter Münzkarten und Liebende und ein Stern, was laut dir das Beste ist, was man legen kann. Haben die Karten nicht auch noch dieses Jahr von ihrer Hochzeit gesprochen?«, wetterte Katharina.
Lilli versuchte dagegen zu halten. »Ja, aber sie hatte auch den Gehängten gezogen und …« Katharinas Blick ließ sie verstummen.
Katharina wandte sich mir zu und hielt meine Hand.
»Pia, Liebes. Wie geht es dir? Fühlst du dich besser? Hach, wenn ich jetzt nur rauchen dürfte oder wenigstens ein kleines Glas Whisky trinken.«
Tatsächlich ging es mir ein wenig besser, zumindest war ich in der Lage, überhaupt wieder zu fühlen. Eine Mischung aus Schmerz, Demütigung und Wut.
Wenn ich mir vorstellte, wie die beiden mich zum Narren gehalten hatten! Wie oft ich über Witta gesprochen hatte, ohne zu wissen, dass er an ihren »biegsamen Körper« dachte, während er mich ansah. Mir vorzustellen, dass jedes Lachen, jede Berührung nicht mir, sondern allein dem Zweck gedient hatten, dass ich bei der Stange blieb und seine Biografie fertig schrieb.
Das tat weh. Noch mehr beschäftigte mich die Frage nach dem Warum. Gut, ich war nicht unbegabt, aber auch nicht so vermessen zu glauben, dass es nicht genügend Autoren gab, die den Job genauso gut bewältigen könnten. Warum also der ganze Aufwand? Es ging schließlich um eine Biografie und nicht um die Kennedy-Akten. »Sie stellt keine Fragen«, hatte er gesagt. Natürlich hatte ich Fragen gestellt, aber nur den Kontaktpersonen, die mir Leander vermittelt hatte.
Hätte ich das mit Witta merken müssen? War ich blind gewesen? Der Reaktion meiner Freundinnen nach nicht, sonst wären sie nicht selbst so geschockt.
Mir fiel ein, wie Stader mich ganz am Anfang gewarnt und Max ab und zu merkwürdige Anspielungen gemacht hatte. Aber ich hatte ja nichts davon hören wollen. Stader hatte ich Beschützergehabe attestiert und Max vorgeworfen, er schließe von sich auf andere.
Es wollte mir einfach nicht in den Kopf, dass Leander mir seine Gefühle vorgespielt haben sollte. So küsste keiner, der nicht mit dem Herzen dabei war. Ich sprach laut aus, was ich dachte. Anscheinend hatten sich die beiden das Gleiche gefragt.
Katharina brachte es auf den Punkt. »Was hat er zu verbergen? Dass er Dreck am Stecken hat, ist ja wohl klar, aber was? Eigentlich würde ich sagen: Lasst mich einige Telefonate führen, und wir wissen mehr. Aber mittlerweile halte ich ihn für so gerissen, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass es so einfach ist.«
»Und was hat Witta damit zu tun?«, warf Lilli ein.
Katharina überlegte. »Ich weiß sicher, dass Witta Leander auf meiner Party zum ersten Mal getroffen hat, denn Herbert erzählte, wie scharf sie darauf war, ihm vorgestellt zu werden. Wahrscheinlich fanden die beiden sich einfach gut, und Witta erwähnte, dass ihre Freundin Pia seine Biografie schreiben wird, um ein Gesprächsthema zu haben. Da wusste er, was er zu tun hatte.«
»Ich hasse sie!«, schluchzte ich.
Lilli träufelte mir mehr Bachblüten ein. »Pia, so Leid es mir tut, aber ich glaube, Leander hätte dieses Spiel mit oder ohne Witta durchgezogen. Dann hätte er dich eben im Büro kennen gelernt und dort seinen Charme spielen lassen.«
Mir kam das alles gespenstisch vor. »Wenn ich bedenke, dass ich heute Morgen noch Frau Berglandt in spe war und jetzt mit euch Verschwörungstheorien
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