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Klatschmohn

Klatschmohn

Titel: Klatschmohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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mir. Gerade als ich mich zur unschlagbaren Beschatterin küren wollte, sah ich Kerstin Kugel, eine weitläufige Bekannte. Schnell versteckte ich mich im nächsten Hauseingang, wartete, bis die Gefahr vorüber war, und nahm die Fährte wieder auf.

    Leander und Witta waren mir zwar ein gutes Stück voraus, aber ich konnte erkennen, dass sie auf das Parkhotel zusteuerten. Merkwürdig. Vielleicht wollte Leander die Verlobung in gepflegtem Rahmen feiern und inspizierte vorab die Räumlichkeiten. Aber warum Witta die Klette immer noch dabei war, konnte ich nicht begreifen.

    Wie sie sich an ihn heranschmiss! Selbst auf die Entfernung war ihr Getue deutlich zu erkennen.

    Leander könnte aber auch mehr Abstand halten! Er war immer viel zu freundlich und gutmütig.

    Ich, Pia Mohnhaupt, Schattenfrau, betrat in gemessenem Abstand das noble Parkhotel und beobachtete, wie die beiden in den Lift stiegen.

    Ich wartete kurz ab, stieg ebenfalls in den Aufzug und fragte den Liftboy, in welchem Stock die beiden Herrschaften ausgestiegen seien. Bereitwillig gab mir der sichtlich gelangweilte Boy Auskunft, dabei dachte ich immer, Diskretion sei im Hotelgewerbe unerlässlich. Ich hatte schon damit gerechnet, ihn schmieren zu müssen.

    Aber weshalb schauten die beiden Zimmer an und nicht den Salon? Plante Leander die Verlobungsnacht etwa in einer Suite?

    Schleichend huschte ich den Gang hinunter, dankbar für den dicken Teppichboden, und blieb lauschend vor jeder Tür stehen.

    Vor Zimmernummer 14 wurde ich fündig. Wittas unangenehmes Organ war unverkennbar.

    Sie lachte gekünstelt wie immer. Endlich hörte ich Leander sprechen. Er schien guter Dinge. Ich verlor jede Hemmung und drückte mein Ohr an die Tür.

    »Komm her, Süße, und zeig mir, wie sehr du mich vermisst hast. Ich habe nur an dich und deinen wunderschönen, beweglichen Körper denken können.«

    Mit einem Mal war mir speiübel und ich bekam Ohrensausen. Anstatt wegzurennen, blieb ich wie angewachsen. Leander säuselte weiter. Ich verstand nur Bruchstücke.

    »Ja, das mag ich … du bist so schön. Ich möchte dich am liebsten malen…«

    Und dann war da wieder Wittas penetrante Stimme. »Wie lange müssen wir denn dieses Versteckspiel ertragen? Ich möchte mich endlich zu dir bekennen können. Ich bin eine ehrbare Frau, und so etwas gehört sich für mich als Witwe gleich gar nicht. Ich habe es satt, mich von diesem Trampel Pia tyrannisieren zu lassen.«

    Ich stand kurz vor einer Ohnmacht. Vor allem, als ich laut und deutlich Leanders Antwort vernahm.

    »Süße …« Er nannte sie tatsächlich Süße, wie mich! »Du weißt, dass ich sie brauche, damit meine Biografie gut wird, und je motivierter sie ist, umso mehr hängt sie sich rein. Außerdem ist sie so vernarrt in mich, dass sie keine unbequemen Fragen stellt. Und gute Publicity brauche ich zum jetzigen Zeitpunkt mehr als sonst. Sie macht ihre Sache sehr gut. Also, die berufliche meine ich natürlich!«

    Ich hielt mir die Hände vor den Mund, um den aufsteigenden Brechreiz zu unterdrücken.

    Witta seufzte theatralisch auf.

    »Ich hätte dir auf Katharinas Party nicht sagen sollen, wer sie ist und was sie macht, dann müssten wir nicht in diesem Hotelzimmer sitzen.«

    Leander versuchte sie zu versöhnen. »Aber ich bin dir dankbar, dass du es mir gesagt hast, und du bist damals nicht zu kurz gekommen, wenn ich mich recht erinnere. Nach der Party bist du doch gerne mit zu mir gekommen. Und wir haben es beide nicht bereut, oder, meine Schöne?«

    Er lachte sein kehliges Lachen und fuhr fort: »Aber du hast Recht. Mir wird die Sache langsam zu eng. Zum Glück ist sie schon beim vorletzten Kapitel.«

    Ich hatte genug gehört und rannte betäubt los. Nur weg hier, raus auf die Straße. Irgendwie schaffte ich es in ein Taxi, selber fahren konnte ich nicht mehr.
    Ich nannte dem Fahrer Katharinas Adresse. Bei den von Steinbecks angekommen, stieg ich aus, übergab mich vor dem Rhododendron und blieb liegen, bis jemand Katharina alarmierte, die sofort angerannt kam.

    »Mein Gott! Pia, was ist denn los? Sag, was ist passiert?«

    Ich konnte nicht reden, nur apathisch den Kopf schütteln.

    Sie rüttelte mich. »Pia! So sag doch. Was ist denn los? Du erschrickst mich zu Tode!«

    »Leander hat ein Verhältnis mit Witta!«, brachte ich gerade noch hervor, bevor ich mich wieder übergeben musste.

    Katharina schüttelte verständnislos den Kopf. »Pia, was redest du für wirres Zeug? Du bist krank.« Sie hielt den

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