Klatschmohn
spinne …« Ich musste wieder weinen. Es war unfassbar. Ich machte mir selber Vorwürfe. Wie hatte ich nur so blauäugig sein können. Im Nachhinein fiel mir natürlich einiges auf, was ich mit der rosaroten Brille nicht hatte sehen wollen.
Sein Desinteresse an meiner Familie, seine finanziellen und beruflichen Probleme, der von ihm ausgehende Druck, dass ich mich mit dem Schreiben beeilte. Was war ich blöd gewesen!
Ich fühlte mich hässlich, nutzlos, kurzum ein wandelndes Bündel voller Selbstzweifel. Wie hatte ich im Ernst annehmen können, dass ein Leander Berglandt, dem sämtliche Models und Schauspielerinnen zu Füßen lagen, ausgerechnet mich erwählt hatte?
Es klopfte an der Tür. Katharina und Lilli sahen sich vieldeutig an. Zur Tür kam eine mir bekannte Dame herein: Dr. Cornelius!
»Wir dachten, in so einer Situation brauchen wir professionelle Unterstützung, denn das hat noch keine von uns erlebt«, erklärte Lilli.
Das hatte mir gerade noch gefehlt! Verheult und ausgelaugt ausgerechnet Dr. Cornelius gegenüberzutreten, die mich an die verhängnisvolle Party erinnerte.
Aber ich war zu schwach, um zu protestieren.
Sie schaute mich freundlich, aber resolut an. »Kommen Sie, Pia. Stehen Sie auf. Wir gehen ein Stück spazieren. Frische Luft und Bewegung werden Ihnen gut tun.«
Widerwillig richtete ich mich auf und quälte mich aus dem Bett.
»Max wird sich wundern, wo ich bleibe. Der alarmiert sicher bald Leander oder die Polizei«, fiel mir ein.
Katharina schob mich zur Tür. »Darum kümmere ich mich. Ich lasse mir was einfallen. Du gehst mit Dr. Cornelius raus und hörst ihr gut zu.«
Wie mir schien, gab es nicht viel zuzuhören, denn sie lief schweigend neben mir her und machte keine Anstalten mich auszufragen.
Ich war verwirrt.
Also begann ich zu sprechen. »Was sagen Sie denn zu der Sache?«
Sie lächelte. »Meinen Sie die aktuelle Sache oder die vorangegangenen Geschichten?«
Danke, Katharina! So viel zum Thema Verschwiegenheit.
»Wie meinen Sie das?«, fragte ich nach.
»Hatten Sie jemals eine Beziehung, die länger als ein Jahr funktioniert hat?
Und dazu zählen keine Fernbeziehungen!«
Ich musste verneinen.
»Und woran, glauben Sie, liegt das?«
Die Antwort wusste ich nur zu genau. »Ich bin immer an die falschen Männer geraten.«
Sie überlegte. »Sind die denn alle gleich oder ähnlich gewesen?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin nicht typfixiert, wenn Sie das meinen. Sie waren alle unterschiedlich, aber es hat trotzdem nie wirklich geklappt.«
Sie ließ sich meine Antwort durch den Kopf gehen, und wieder liefen wir ein Stück schweigend weiter. Ob jetzt der richtige Zeitpunkt war, ihr zu sagen, dass ich nicht besonders viel von Psychologie hielt?
»Scheitert es denn immer am gleichen Punkt?«, fragte Dr. Cornelius.
Mir schossen alle Desaster der vergangenen Jahre durch den Kopf.
»Also, wenn ich es mir so überlege, schon. Immer, wenn die Beziehung an einem Punkt angelangt war, wo sie sich hätte festigen müssen. Ich habe einfach kein Glück mit der Auswahl. Ich scheine die falschen Männer anzuziehen.«
»Haben Sie daran gedacht, dass Sie bewusst die falschen Männer aussuchen?«, hakte sie nach.
»Nein, wieso? Die entpuppen sich immer erst, wenn es zu spät ist. Bewusst mache ich das nicht. Oder glauben Sie im Ernst, ich hätte ahnen können, wie Leander wirklich ist?«, verteidigte ich mich.
Wieder lächelte sie. »Ich glaube, diesen Leander können wir getrost außer Acht lassen, denn Scheinbeziehungen möchte ich nicht dazuzählen, und um ihn geht es auch nicht wirklich.«
Scheinbeziehung! Für mich war der Schmerz mehr als real.
Ich protestierte, doch Dr. Cornelius ließ den Einwand nicht gelten.
»Pia, wenn Sie ehrlich zu sich sind, wissen Sie, dass Leander Berglandt von Anfang an eine Seifenblase war. Eine schöne, aber keine, die auch nur ansatzweise eine Chance gehabt hätte, weil Sie gar nicht für eine feste Beziehung bereit waren.
Sie haben das Unwirkliche gespürt und konnten sich deshalb darauf einlassen.
Gefahrlos. Und wenn Sie in sich reinschauen, werden Sie erkennen, dass Sie sich wie ein Teenager in seinen BRAVO-Starschnitt verliebt haben.«
So schnell gab ich mich nicht geschlagen. »Aber die anderen Männer waren nicht wie er, sondern komplett unterschiedlich, und es hat nicht geklappt.«
»Das mag schon sein, aber all diese Männer hatten eins gemeinsam.«
»Und was bitte?«, fragte ich
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