Klatschmohn
neugierig.
»Sie, Pia! Die haben Sie gemeinsam.«
Das war ein schlagendes Argument. Mir wurde klar, worauf sie hinaus wollte.
»Und was bedeutet das genau?«, wollte ich wissen.
»Auch das wissen Sie eigentlich schon, oder? Sie haben gesehen, dass es egal ist, welcher Mann sich bemüht, und dass da kommen kann, wer will, solange Sie nicht bereit sind.«
»Moment, ich will schon. Es wird auch langsam Zeit.«
»Wer sagt das? Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, Pia: Eine Beziehung einzugehen muss nicht das Ende von Spaß und Freude heißen. Man darf so bleiben, wie man ist, mit allen Verrücktheiten und Unsinn im Kopf, zumindest, wenn es der passende Mann ist, der Sie sein lässt, wie Sie sind. Sie müssen sich nicht verändern und Ihre Freiheit und Freunde aufgeben, Sie müssen nur jemanden finden, der Ihre Lebenseinstellung teilt, und dann werden Sie auch keine Angst mehr vor dem Wort >fest< haben.«
Mir war das alles zu viel auf einmal. Heute Morgen war ich nichts ahnend neben Leander aufgewacht, und heute Nachmittag lief ich mit Katharinas Therapeutin spazieren und wurde analysiert.
Wir gingen schweigend zurück. Als sie in ihren Wagen steigen wollte, hielt ich sie zurück. »Dr. Cornelius, darf ich Sie etwas fragen? Verstehen Sie mich nicht falsch, aber trotz all meiner Vorurteile machen Sie einen sehr kompetenten Eindruck, wenn ich das so unverschämt bemerken darf. Ich verstehe nicht, wieso die von Steinbecks seit Jahren bei Ihnen in Therapie sind, wenn ich bereits nach einem Gespräch das Gefühl habe, klarer zu sehen.«
Sie zwinkerte mir zu. »Wissen Sie, die von Steinbecks wollen in Wirklichkeit weder therapiert werden noch meine Meinung hören. Sie brauchen jemanden, dem sie ihre Geschichten wieder und wieder erzählen können, ohne unterbrochen zu werden. Außerdem wissen sie, dass ich zur Verschwiegenheit verpflichtet bin, was ihnen sehr gelegen kommt. Sie sind eine liebenswerte Familie und ich komme immer gerne.« Diskretion. Ob sie wusste, dass Katharina in anderen Umständen war?
Ich verabschiedete mich und setzte mich auf eine Gartenbank. Ich musste meine Gedanken ordnen.
Da saß ich mit meinen 29 Jahren und blickte auf sechs gescheiterte Kurzzeitbeziehungen und unzählige Affären zurück.
Keine berauschende Bilanz. Warum bekam ich sonst alles auf die Reihe? Ich hatte eine nette Familie, einen Job, der mir Spaß machte, und Freunde, auf die ich mich verlassen konnte. Wieso hatten meine Instinkte nicht Alarm geschlagen, als alles viel zu glatt mit Leander gelaufen war? War ich schon so verzweifelt und wollte unbedingt diesen Traum leben?
In meine verletzten Gefühle mischte sich die Scham, ausgenutzt worden zu sein und nicht einmal zu wissen wofür.
Hatte Leander mich überhaupt nicht attraktiv gefunden? War es ihm ernst mit Witta? Und warum spielte diese Biografie eine so bedeutende Rolle?
Ich ging zu Katharina und Lilli, die in der Hollywoodschaukel derer von Steinbeck auf mich warteten. Ich hatte einen Entschluss gefasst.
»Passt auf! Ich habe mich mit Dr. Cornelius unterhalten. Einiges hat mir eingeleuchtet. Zu meinem Problem habe ich mir Folgendes überlegt. Es gibt zwei Möglichkeiten: Ich konfrontiere Leander und Witta und bin beide auf einen Schlag los, was mir momentan am liebsten wäre. Aber dann werde ich nie erfahren, was für ein Spiel die beiden spielen und weshalb er mich ausnutzt. Deshalb habe ich mich für die zweite Möglichkeit entschieden. Ich werde erst einmal versuchen, mir nichts anmerken zu lassen, um so Zeit zu gewinnen. Ich kann dann gründlich recherchieren, was hinter der Sache steckt. So kann ich meinen Stolz und meine Selbstachtung wiedererlangen und stehe nicht wie ein naives Dummchen da.«
Die beiden waren erstaunt. Katharina war sich nicht sicher.
»Die Idee an sich finde ich großartig, aber wie willst du das durchhalten?
Wir beide wissen, dass du zwar viele Talente hast, leider gehören aber schauspielerische Fähigkeiten nicht dazu. Und in der labilen Verfassung, in der du bist, braucht es nicht viel und du brichst zusammen und deine Gefühle überwältigen dich.«
Der Einwand war berechtigt. Lilli überlegte.
»Du müsstest einen glaubhaften Grund finden, weshalb du Leander in nächster Zeit nicht treffen kannst. Irgendetwas Familiäres. Oder du sagst, Katharina habe Liebeskummer und du ziehst für ein paar Tage zu ihr.«
Das klang schon plausibler.
»Damit er mir das abnimmt, werde ich ihn ab und zu sehen müssen, sonst
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