Klatschmohn
unlängst in einem Gespräch hatte fallen lassen, ich würde gerne Italienisch lernen. Wie aufmerksam!
Von den Steinbecks bekam ich einen Bildband über Jugendstilhäuser, ganz nach meinem Geschmack. Stader drückte mir mit leuchtenden Augen allen Ernstes eine Karte für das nächste Hertha-Spiel in die Hand. Warum nicht?
Von Dr. Cornelius gab es, wie hätte es auch anders sein können, einen Lebensratgeber, den sie selbst herausgebracht hatte.
Vera schenkte mir ein Orangenbäumchen fürs Büro.
Den Vogel schoss Herbert ab. Er trat auf mich zu und sagte feierlich: »Pia, mein Geschenk mag anfangs seltsam anmuten, aber glaube mir, das ist eine Grenzerfahrung, die man da machen kann. Ich habe es selbst ausprobiert, und ich kann dir nur sagen, ich bin süchtig danach. Und es ist so gesund!« Ich wurde
neugierig. Ein Tandemsprung, Wildwasserraften? »Also, lange Rede, kurzer Sinn: Ich schenke dir ein Coloncleaning.« Was war denn das? Er sah meinen verblüfften Blick. »Na, ich schenke dir eine Darmspülung! Das ist momentan der Renner. Danach fühlt man sich wie ausgewechselt.«
Herberts Vater unterbrach ihn: »Lass gut sein. Die Gäste essen noch.
Vielleicht könnt ihr euch später darüber unterhalten.«
Herbert war beleidigt und versuchte Sebastian zu überzeugen und über die reinigende Wirkung einer Darmspülung aufzuklären, aber das Interesse war gering.
Stattdessen rief Katharina: »Wir haben Max’ Geschenk vergessen!«
Max wurde unruhig. »Ich weiß nicht, ob das hier der richtige Rahmen ist.«
Die anderen wussten anscheinend, worum es ging, und waren anderer Meinung.
»Doch, jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt. Zeigen, zeigen, zeigen!«, riefen sie alle.
Er stand auf, und erst jetzt sah ich, dass zwischen der japanischen Kirsche und dem Magnolienbaum eine Leinwand aufgestellt war.
Max stand auf und ging zu einem aufgebauten Videorekorder und Projektor.
Er legte eine Kassette ein und drehte sich um. »Pia, das ist mein Geschenk!«
Er hatte für mich einen Film gedreht! Mit meinen Freunden und Kollegen, die mir gratulierten und lustige Anekdoten in die Kamera erzählten. Dazu hatte er verschiedene meiner Lieblingsmusiken unterlegt und Fotos hineingeschnitten, die er während unserer Zusammenarbeit geschossen hatte.
Sein Statement fand ich besonders nett.
»Pia mag ich, weil sie die erste Frau ist, die auf Dauer nicht langweilt. Und wenn sie lacht, ist sie ganz niedlich, auch wenn ihr Männergeschmack weit unter Durchschnitt liegt.«
Das hätte ich ihm nicht zugetraut. Er musste eine Menge Arbeit in diesen Film gesteckt haben. Das passte gar nicht zu ihm; bestimmt hatten Lilli und Katharina ihn auf die Idee gebracht und dafür ordentlich gezahlt.
Ich bedankte mich überschwänglich. Max war das sichtlich unangenehm. Ich meinte sogar, ihn erröten zu sehen. Er wehrte ab.
»Mann, du hast mir einfach Leid getan. Ich dachte, das tut deinem Ego gut, nach dem Schlamassel.« So kannte ich ihn.
Was war das für ein schöner Abend! Es wurde ausgelassen getanzt, getrunken und gelacht. Und ich hatte einen solchen Horror vor meinem Dreißigsten gehabt!
Gegen Morgengrauen legte ich mich erschöpft, aber guter Stimmung ins Bett und schlief zum ersten Mal seit einer Woche durch.
Katharina weckte mich gegen Mittag. Herbert hatte es vorhergesehen: Ich war noch müde und hatte einen Kater, die beste Voraussetzung, um Leander gegenüberzutreten, ohne hysterisch zu werden. Davor würde mich allein schon mein Kopfweh bewahren.
Ich zwang mich, aufzustehen und mich zurechtzumachen. Am späten Nachmittag trafen die ersten Gäste ein. Leander rief an.
»Süße, ich verspäte mich. Ich muss noch dein Geschenk abholen.« Er konnte sich so viel Zeit lassen, wie er nur wollte.
Dafür kam Witta pünktlich und in einem Outfit, mit dem sie Liz Hurley locker zur züchtigst gekleideten Person des Jahres degradiert hätte. Sie trug eines dieser Kleider, die vorne bis zum Bauchnabel offen sind und für deren Ausschnitt der Busen getaped werden muss. Es war transparent, und dass sie einen silbernen G-String trug, wusste nun jeder. Nein, ein Versteckspiel mit ihrem Modellkörper trieb Witta wahrlich nicht, mit ihren wahren Absichten schon.
Sie stürmte auf mich zu wie eine Ertrinkende auf das letzte Rettungsboot und fiel mir theatralisch um den Hals - darin hatte sie ja Übung!
»Pia, Geburtstagskind, alles Liebe! Lass dich anschauen. Zauberhaft siehst du aus und überhaupt nicht wie 30. 25
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