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Klatschmohn

Klatschmohn

Titel: Klatschmohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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alte Kontakte aus und bekam langsam, aber sicher ein anderes Bild von Leander.

    Mein alter Chefredakteur erinnerte sich an Leander, bevor dieser groß herausgekommen war. »Er sah verdammt gut aus und Charisma hatte der allemal.
    Aber ich bin noch keinem Menschen begegnet, der so ehrgeizig war und es so geschickt verstand, andere für seine Zwecke einzusetzen. Vor allem Frauen. Das war geradezu unheimlich. Die Frau Bäumler, eine gestandene Redakteurin, ansonsten ganz Profi, ließ sich sogar dazu hinreißen, eine Seite über ihn in der Kultur abzudrucken, mit Foto und Schlagzeile: »Leander Berglandt, ein Talent auf dem Weg nach oben«. Ich glaube, der Artikel öffnete ihm viele Türen, und er stand noch einige Zeit mit der Bäumler in Kontakt. Ob die was miteinander hatten, konnte ich nie herausfinden - sie war ja auch verheiratet. Aber bis sie in Rente ging, stand auf ihrem Schreibtisch ein Foto von ihr und Berglandt, und zwar genau neben den Familienfotos. Sie weiß sicher mehr über ihn, aber ob sie etwas preisgeben würde, bezweifle ich. Ich kann dir ihre Adresse geben.«

    Ob ich auch so geendet wäre, wenn ich nicht zufällig Leander und Witta belauscht hätte? Als alte Redakteurin mit Leanders Foto auf dem Schreibtisch?
    Wie abschreckend!

    Die nächsten Tage gingen schneller vorbei als erwartet. Max und ich stellten Kontakt zu Annegret Bäumler und diesem Paparazzo her. Leider konnten uns beide erst nächste Woche treffen. Ich hatte einige Telefonate mit Leander geführt, die mir nicht so schwer gefallen waren, wie ich vermutet hatte. Kein Wunder. Er war wie immer, versprühte seinen Charme und ich war fast versucht zu glauben, mich im Parkhotel in der Zimmertür geirrt zu haben. Er fand es rührend, wie ich mich um Katharina kümmerte.

    »Wir sehen uns doch bald an deinem großen Tag, Süße!«, ließ er verlauten.
    Mein Geburtstag! Noch nie hatte es mir vor einem Geburtstag gegraut.

    Ich würde Leander wieder begegnen und hatte Angst vor meiner eigenen Reaktion.

    Katharina schlug vor, den Spieß umzudrehen.

    »Überleg mal. Aus irgendeinem Grund kann er dich nicht kicken. Ich würde mir das zu Nutze machen und ihn quälen. Iss irgendetwas Stinkendes! Hör auf, dich zu rasieren, und präsentiere ihm deine Achselpracht! Gib detaillierten Bericht vom Verlauf deiner Periode bis hin zu den Farbabstufungen der Blutung! Stecke Witta, dass du Leander einen Heiratsantrag machen wirst! Stell dir diese Panik vor.
    Oder sag ihm, du glaubst, du seiest schwanger! Was meinst du, was wir für einen Spaß hätten!«

    Ich fand es leider nicht so witzig, und umso früher ich herausfand, was er verbarg, desto eher konnte ich mich trennen.

    Meine Gedanken kreisten nicht nur um Leander und Witta. Häufig dachte ich auch über Dr. Cornelius’ Worte nach. Was wollte ich tatsächlich? Hatte ich wirklich Angst vor einer Beziehung, weil ich fürchtete, alles aufgeben zu müssen?
    Meine Art zu leben, meine Freunde, mein durchgeknalltes Wesen? Das Wort Beziehung hatte so etwas furchtbar Erwachsenes an sich. Das klang, als ob man bis ans Ende seiner Tage ernsthaft dreinschauen müsste und im Tchibo-Partnerlook Händchen haltend durchs Leben gehen würde.

    Keine Flirts mehr, keine Shoppingtouren, keine Mädelabende. Nur gepflegte Konversation wie bei Loriot: »Findest du nicht, wir sollten Lohses mal wieder einladen?«

    Erwachsen werden, war es das, was mich abhielt?

    Aber musste erwachsen werden gleich >einbalsamiert< bedeuten? Laut Dr.
    Cornelius nicht, und vielleicht sollte ich mich nach jemandem umsehen, der meine Witze verstand und meine Freundinnen nicht als lächerlich empfand.

    »Viele Wege führen nach Rom«, war ein viel zitierter Spruch meiner Mutter, und sie hatte sicher wieder Recht.

    Die Frage, um die sich momentan alles drehte, war, ob ich Witta auch einladen musste.

    Es war mein Geburtstag und das Letzte, was ich mir wünschte, war Witta zu sehen. Doch es leuchtete mir ein, dass es seltsam wäre, sie nicht einzuladen, wo sie bisher immer dabei gewesen war. Und wenn Leander mir den Tag ruinieren würde, kam es auf Witta auch nicht mehr an. Wenn schon, denn schon! Vielleicht sprangen sie für mich gemeinsam aus der Torte, die Süßen.

    Organisationstalent Katharina scheute keine Mühe. Sie verschickte Einladungen, kümmerte sich um das Catering, engagierte Musiker und ließ Dekoration en masse ankarren.

    Es war Ende September, also noch warm genug, um im Garten feiern zu können, und so schmückten bereits

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