Klatschmohn
stinkt da gewaltig.«
Wenigstens lachte er mich nicht aus, sondern war bereit, mein Alibi zu spielen. Wahrscheinlich witterte er eine viel größere Story als diese Biografie und fühlte sich schon als der neue Günther Wallraff.
Beruhigt stand ich auf und machte mich auf den Weg. Im Treppenhaus rief
mir Max hinterher: »Pia, sei froh! Wenn er diese Swingerclubwitwe dir vorzieht, hat er keinen Geschmack.«
Netter Versuch.
Jetzt kam der schlimmste Teil: Ich musste Leander anrufen. Ich setzte mich in meinen Wagen und wählte nervös seine Nummer.
Welch ein Glück, die Mailbox! Mit fester Stimme gab ich meine Ausrede zum Besten und versprach, mich wieder zu melden. Dann schaltete ich das Handy aus und fuhr zu Katharina.
Am nächsten Morgen fühlte ich mich erschöpft. Ich hatte unruhig geschlafen, war immer wieder wach geworden und froh gewesen, als endlich der Wecker klingelte.
Die von Steinbecks kümmerten sich rührend um mich. Sie verschonten mich mit mitfühlenden Beileidsbekundungen, sicher ein Rat von Dr. Cornelius.
Stattdessen lag eine kampfeslustige Aufbruchstimmung in der Luft. Sie wollten Leanders Kopf rollen sehen, je eher, desto besser. Zwar hätten sie gerne ihre Finger mit im Spiel gehabt, denn auch Katharinas Eltern boten mir an, man könne doch Onkel Richard anrufen, doch sahen sie ein, dass ich das alleine durchziehen musste, und hielten es auch für gut.
»Damit hast du eine Aufgabe und bist abgelenkt«, befand Frau von Steinbeck.
Nach dem Frühstück machte ich mich auf den Weg ins Büro. Unterwegs rief meine Mutter an. Natürlich hörte sie sofort, dass etwas mit mir nicht stimmte. Sie bohrte nach, doch ich wollte sie nicht mit dieser unausgegorenen Geschichte belasten und schob meine deutlich hörbare Niedergeschlagenheit auf die übermäßige Arbeit. Ich versprach, am Wochenende auszuspannen und mich bald blicken zu lassen. Seit ich Leander kannte, war ich nicht mehr zu Hause gewesen, und mir wurde klar, dass ich die Besuche sehr vermisste.
Zu Hause war alles so einfach und geregelt. Der einzige Belang, mit dem man sich herumschlagen musste, war die Auswahl des täglichen Speiseplans.
Im Büro wartete Max auf mich. Zum Glück setzte er keine Grabesmiene auf und behandelte mich nicht wie ein rohes Ei. Er verhielt sich wie immer, nur seine Anspielungen und Sticheleien in Bezug auf Leander verkniff er sich, wofür ich ihm sehr dankbar war.
»Ich war schon früh auf den Beinen und habe einige Fotografen kontaktiert«, erzählte er mir. »Einer kennt einen Paparazzo, der schon jeden Promi vor der Linse hatte. Ich hab seine Nummer, den sollten wir auf alle Fälle mal treffen. Und mein Freund, der bei Leanders Sender arbeitet, versprach, sich unauffällig umzuhören.«
Vera kam herein und brachte Kaffee. Das tat sie besonders gerne, seit Max mitarbeitete. Sie wurde nicht enttäuscht. Er schenkte ihr sein strahlendes Lächeln und gab ihr einen Kuss auf die Wange! Mit geschlossenen Augen und ganz langsam!
Dann seufzte er. »Vera, was würden wir nur ohne dich machen!« Bald gar nichts mehr, wenn er sie noch länger so behandelte, denn sie stand kurz vor einer Ohnmacht und hauchte errötend: »Ach, das ist doch mein Job.«
Er zwinkerte ihr zu. »Und bescheiden ist sie auch, unsere Vera. Das nenne ich die wahren Tugenden einer Frau. Fleißig und bescheiden.«
Woher nahm der Kerl die Energie, alles, was weiblich war, anzuflirten?
Max wandte sich mir zu. »Wie reagieren wir denn, wenn sich wirklich herausstellt, dass der werte Herr Berglandt Dreck am Stecken hat? Machen wir dann trotzdem weiter mit der Biografie? Schreiben wir einen Enthüllungsschocker oder verticken wir es exklusiv an die >Bild«
So weit jedoch wollte ich noch nicht denken. Meine Gedanken kreisten darum, was Leander verbarg.
Max war der Meinung, es könne sich nur um Kohle, Sex oder eine kriminelle Machenschaft handeln.
»Vielleicht hat er mit zwanzig in einem Porno mitgespielt!«, vermutete er.
»Kann ja sein, aber das lockt heute niemanden mehr hinter dem Ofen vor. Er ist in der Unterhaltungsbranche und kein Kardinal. Außerdem würde das nach kurzer Zeit unter Jugendsünde abgebucht werden«, konterte ich.
»Na ja, aber die Damen wären alles andere als begeistert. Stell dir seine Rechtfertigung vor: >Ich war jung, ich brauchte das Geld!<«, frotzelte Max.
Das mochte schon sein, aber es passte nicht zu Leander.
Ich begann zu arbeiten, vor allem um mich abzulenken, telefonierte, grub
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