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Klatschmohn

Klatschmohn

Titel: Klatschmohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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wollte wie ein Scheidungskind, dass die beiden endlich wieder zueinander fanden, und gab die Hoffnung nie auf.

    »Das war doch immer unser repräsentativstes Paar. Wer soll uns denn jetzt noch außer Heidi Klum, Steffi Graf und Franz Beckenbauer würdig in der Welt auf dem Gesellschaftsparkett vertreten?«

    »Karl Lagerfeld und Armin Müller-Stahl«, beruhigte ich sie.

    Ich legte auf und wollte gerade weiterblättern, als mein Handy klingelte.
    Meine Mutter, na also. Sie war vor allem besorgt, wie ich das Ganze verkraftete.
    Nachdem ich sie beruhigt hatte, wandte ich mich Max und Vera zu. Die beiden standen immer noch kopfschüttelnd da.

    »So was Pressegeiles gibt es doch gar nicht! Schau mal, das Foto hier. Wie devot sie zu ihm hoch sieht!« Das Foto war von derselben Fotografin gemacht worden, die auch mich und Leander seinerzeit fotografiert und die mich auf Leanders Wink zur »Begleitung« degradiert hatte, obwohl ich ihr anfangs meinen Namen buchstabieren musste. Kleiner Wink von Leander, so unter guten alten Freunden. »Du, das ist nichts Ernstes. Mach bitte keinen Staatsakt draus.« Und schon wird man zur anonymen Begleitung.

    Max sah mich besorgt an.

    »Wie gehťs dir?«

    Erstaunlich gut, dachte ich. Ich konnte der Angelegenheit immer mehr amüsante Seiten abgewinnen. Warum wollte meine Umgebung mir das nicht glauben! »Alles okay. Lasst uns an die Arbeit gehen und diese Biografie hinter uns bringen. Ich schreibe bereits am letzten Kapitel.«

    Die beiden gingen, nicht ohne sich vorher besorgte Blicke zugeworfen zu haben.

    Ich schaute noch einmal auf das Titelfoto. Das hätte ich sein können. Hätte ich mein Leben so leben wollen? Immer im Schatten Leanders, als die Frau an seiner Seite. War der Preis nicht viel zu hoch? Wie hatte Dr. Cornelius damals gesagt: Sie konnten sich gefahrlos darauf einlassen, weil Sie das Unwirkliche gespürt haben.

    Es war heilsam gewesen, diesen Traum zu leben, hinter die Kulisse zu schauen und bei all den Erfahrungen eins festzustellen: Ich wollte eine reale Beziehung. Einen Mann, mit dem ich Spaß haben konnte, der nicht vor seinem Spiegelbild onanierte, sondern sich für mich interessierte.

    Während ich meinen Gedanken nachhing, klingelte wieder mein Handy.
    Wer wollte mich denn noch bemitleiden?

    Es war Leonie. »Hallo. Ich war heute Morgen einkaufen und hab die
    Schlagzeilen gesehen. Das ist bestimmt nicht einfach für Sie. Also, was ich eigentlich sagen wollte: Von mir aus können Sie Ihren Plan versuchen. Ich habe gestern Abend mit meinem Freund gesprochen.«

    »Das freut mich. Wie hat er denn reagiert?«, fragte ich.

    »Ich habe anfangs so herumgedruckst, dass er schon befürchtete, ich wolle mich von ihm trennen. Er war erleichtert, als er erfuhr, dass es um etwas anderes geht. Aber ich musste ihn davon abhalten, Leander aufzusuchen und ihn zusammenzuschlagen. Dabei ist er eigentlich Pazifist. Auf alle Fälle hat er verständnisvoll reagiert und will mich auch zu meinem nächsten Termin in die Klinik begleiten. Ich soll Sie und Katharina grüßen. Er meinte, es sei gut gewesen, dass Sie mich gedrängt haben, ihm alles zu sagen, und ich sehe das übrigens auch so. Ich drücke die Daumen, dass alles klappt, wie Sie es sich vorstellen. Halten Sie mich auf dem Laufenden, ja?«

    Das versprach ich gerne.

    Vera klopfte an. »Du Pia, wir gehen alle noch ins Bartok was trinken.
    Kommst du mit?«

    Warum eigentlich nicht? Zu Hause wartete niemand. Ich rief Lilli an, ob sie Lust hatte mitzukommen. Katharina wollte verständlicherweise nicht schon wieder in eine Kneipe. Ich eigentlich auch nicht. Aber heute alleine sein mochte ich erst recht nicht.

    Im Bartok waren alle angeheitert, als Lilli und ich dazu stießen.

    Wir nahmen uns ein Bier und Lilli berichtete mir das Neueste vom Sender.

    »Stell dir vor, Leander und Witta sind übermorgen bei >Nachgefragt<.«

    Max hatte mit halbem Ohr zugehört. »So, die Damen, Themenwechsel! Ich kann weder den Namen Leander noch Witta mehr hören. Wollt ihr Nachschub?«

    Aber gerne doch. Ich sah ihm nach, wie er zur Bar ging. Auf halbem Weg wurde er von einer blonden Schönheit angehalten und stürmisch begrüßt. Die beiden kannten sich offensichtlich.

    Lilli stupste mich. »Weißt du, wer das ist?«

    Ich hatte keine Ahnung.

    »Das ist so ein neues Topmodel. Caprice heißt sie. Woher kennt Max die denn?«

    Sicher von einem Fotoshooting. Er schien nervös zu sein und weiter zu wollen. Mit einem Mal fiel der Groschen.

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