Klatschmohn

ich nur auf so eine absurde Idee? Sollte mir recht sein. Endlich mussten Lilli und ich nicht mehr die Verantwortung tragen, und man konnte offen darüber sprechen. Katharina war viel gelöster. Zum ersten Mal erlebte ich, dass sie euphorisch über ihre Schwangerschaft und das Kind sprach.
    Sie war kaum zu bremsen.

    Als sie aufgelegt hatte, rief ich Lilli an. Sie war bereits von Katharina unterrichtet worden und ebenfalls erleichtert.

    »Oh, Pia, ich sag’s dir: Ich bin so froh! Mich hat ihre geheime
    Schwangerschaft belastet. Überleg dir mal, ihr wäre was passiert, wir nicht zur Stelle und keiner hätte gewusst, was mit ihr los ist. Aber das Treffen mit dieser Leonie war wohl sehr heilsam. Typisch Katharina. Da hat es in ihr gebrodelt und klick gemacht, und plötzlich stellt sie uns vor vollendete Tatsachen. Na ja, dieses Mal hat es wenigstens in die richtige Richtung geklickt. Aber die Angelegenheit mit Leonie ist ja furchtbar. Ihr müsst etwas unternehmen.«

    Ich erzählte ihr von Max’ und meinem Vorhaben und sie fand es nur
    gerecht.

    »Apropos Max. Habt ihr euch versöhnt?«, fragte Lilli betont unauffällig.

    Ich wurde die Geschichte von unserer Versöhnung und dem Picknick bis hin zu dem kribbelnden Augenblick im Auto los.

    Lilli kreischte: »Siehst du! Was habe ich dir gesagt! Mein Instinkt trügt nie!«

    Ich hätte aus dem Stegreif hundert Gegenbeispiele für Lillis untrüglichen Instinkt aufzählen können.

    »Was ist er denn für ein Sternzeichen?«, fragte sie.

    Ich überlegte. »Er hat Ende Mai Geburtstag.«

    »Ein Zwilling!«, rief Lilli noch aufgeregter.

    »Ist das gut oder schlecht?«, wollte ich wissen.

    »Sagen wir so. Eigentlich gibt es nur zwei Sorten von Männern, an denen man sich die Zähne ausbeißen kann. Skorpion oder Zwilling. Der Skorpion, weil er so extrem ist, wie du am eigenen Leib erfahren durftest. Wenn ein Skorpion ein toller Kerl ist, ist er atemberaubend, und wenn er ein fieser ist, dementsprechend eben auch extrem fies. Skorpione sind nicht immer leicht zu händeln, weil sie ihre Kanten ausleben und keine Kompromisse eingehen. Während der Skorpion mysteriös, geheimnisvoll ist und bei Menschen genau ihre Schwachpunkte spürt, ist der Zwilling ein Luftzeichen und nicht fassbar. Er ist der kommunikativste, spritzigste Freigeist auf der einen Seite, schnell gelangweilt und mit Hang zum Doppelleben oder den zwei Gesichtern auf der anderen Seite, deshalb auch Zwilling. Er ist sozusagen der Schmetterling unter den Tierkreiszeichen, immer in Bewegung, auf der Suche nach neuen interessanteren Dingen. Man könnte ihn leicht als oberflächlich abstempeln, wenn da sein zweites Gesicht nicht wäre, das allerdings nur wenige Menschen zu sehen bekommen.« Lilli war in ihrem Element.

    »Was heißt das im Klartext?«, wollte ich wissen.

»In deinem Fall ist es gut, denn du bist Waage und damit auch ein
    Luftzeichen. Du kannst dem Zwilling das Wasser reichen oder ihn sogar fassen.
    Das gelingt sonst nur noch dem Wassermann und ab und zu dem Schützen.« Lilli war guter Dinge.

    »Passt Sebastian eigentlich zu dir?«, fragte ich nach.

    »Nee, überhaupt nicht. Ich bin Krebs und er ist Jungfrau. Aber sein Aszendent ist Fisch und mein Mond steht im Stier, von daher passt es wieder.« Ich war überfordert und wechselte das Thema.

    Als ich im Bett lag, ging mir immer wieder der Moment im Auto mit Max durch den Kopf. Hatte da wirklich etwas in der Luft gelegen?

    »Ach was«, schalt ich mich. »Von einem Reinfall zum nächsten, dafür hast du ja das richtige Händchen, Frau Mohnhaupt.

    Max ist in eine andere verliebt. Und jetzt wird geschlafen!«, befahl ich mir.

    Die nächsten Tage gingen mit geschäftigem Treiben an der verhassten Leander-Biografie vorbei. Ich zwang mich, meine persönliche Abneigung zu zügeln. Jedes verkaufte Buch wird ihn schmerzen, sagte ich mir. Nur noch zwei Kapitel, dann hatte der Spuk ein Ende. Die Marketingabteilung begann bereits die Werbetrommel zu rühren.

    Ich redigierte, als Vera mit Max im Schlepptau in mein Büro stürzte.

    »Du glaubst nicht, was wir hier haben!«, rief sie und wedelte aufgeregt mit einigen Zeitschriften in der Hand.

    Sie streckte mir die Gala entgegen. Auf dem Titelfoto lächelten mir Leander und Witta entgegen. Die Schlagzeile lautete: »Leander Berglandts neue große Liebe.«

    Witta war endlich da angekommen, wo sie immer hingewollt hatte. Auf der Bunten und der Bild hatten sie es ebenfalls aufs Cover geschafft. Schnell