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Klatschmohn

Klatschmohn

Titel: Klatschmohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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Das war die Angebetete, in die er unglücklich verliebt war! Er wusste, dass er sie hier treffen würde, denn er hatte selbst vorgeschlagen, ins Bartok zu gehen. Und alleine wollte er nicht hin. Sie sah aber auch zu gut aus. Nahmen diese Beine denn gar kein Ende?

    Sie gab ihm einen Kuss auf den Mund zur Verabschiedung und wieder
    spürte ich dieses Kribbeln im Bauch. Er küsst genauso, wie er aussieht -
    »unverschämt gut«, hatte Vera gesagt. Ich nahm mir fest vor, nicht mehr zu trinken, und blieb brav bei Bitter Lemon.

    Gegen Mitternacht wollte ich nach Hause und verabschiedete mich. Lilli und Max wollten auch ins Bett.

    »Pia, kannst du mich mitnehmen?«, fragte Max. »Ich lasse so lange meinen Wagen lieber stehen. Schließlich habe ich getrunken und Taxi dauert wieder ewig.«

    Er machte keinen betrunkenen Eindruck. Als ich vor seiner Haustür hielt, fragte er, ob ich mit nach oben kommen wolle.

    »Ich habe noch Crème Brûlée da.«

    Da sagte ich nicht nein. Ein Mitternachtssnack war immer willkommen.
    Max ging in die Küche. »Mach es dir bequem. Ich schiebe schnell die Creme in den Ofen.« Ich legte mich auf die riesigen Kissen im Wohnzimmer und schaltete die Glotze an. Der Tag war anstrengend gewesen. Es tat gut, die Füße auszustrecken. Max kam mit der Crème Brûlée, die genau die richtige Konsistenz hatte.

    Er legte sich zu mir auf den Boden, und wir unterhielten uns über alles Mögliche.

    Im Kamin prasselte ein Feuer und Max legte eine Motown-Platte auf. Wir sahen uns an und dieses Mal war das Kribbeln nicht wegzudiskutieren.

    »Von wem hast du deinen ersten Kuss bekommen?«, fragte Max unerwartet.

    »Von einem Engländer auf dem Schüleraustausch. Wieso?«, entgegnete ich.

    »Nur so. Hat er so schlecht geküsst, wie die Engländer Fußball spielen?« Er grinste mich an.

    »Nein. Das war soweit in Ordnung. Und von wem hast du deinen ersten Kuss bekommen? Sicher von einem sexy Kindermädchen, das dich damit für alle Zeiten verdorben hat, oder?«

    Max lachte leise. »Eigentlich weiß ich gar nicht mehr, wie sie hieß. Ich meine, es war im Urlaub in Lissabon. Es kann aber so beeindruckend nicht gewesen sein, sonst könnte ich mich erinnern. Und mit wem war dein erstes Mal?«

    »Das geht dich überhaupt nichts an. Wieso willst du das wissen?« Das Kribbeln wurde immer stärker.

    »Weil ich mich frage, wer dafür verantwortlich ist, dass du dir nur so Arschlöcher aussuchst. Meistens ist es die erste Liebe.

    Wenn der es versaut, brauchen die Mädels Jahre, um darüber
    hinwegzukommen. Weiß ich aus Erfahrung. Ich habe genug getröstet.«

    Das konnte ich mir lebhaft vorstellen.

    Aber wenn wir schon bei der Inquisition waren, konnte ich auch nachhaken.

    »Ich habe gehört, du bist unglücklich verliebt. Wie heißt sie denn?«, fragte ich herausfordernd.

    Er wehrte ab. »Darüber will ich nicht reden. Hab ich dir schon mal meinen Lieblingsfilm gezeigt? Das heißt, eigentlich habe ich drei. Der eine ist »Spiel mir das Lied vom Tod«, der andere »Magnolia« und last but not least »Der Eissturm«.

    Den hast du sicher noch nicht gesehen«, lenkte er vom Thema ab.

    Nein, den »Eissturm« hatte ich wirklich noch nicht gesehen.

    Er legte ihn ein. Der Film war zwar gut, ich aber leider viel zu müde, um richtig folgen zu können.

    Plötzlich wurde ich sanft von Max gerüttelt.

    »Hey Pia! Du bist eingeschlafen. Wach auf. Es ist schon nach drei.« Er kniete über mir und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Mit einem Schlag war ich wieder wach. Ich konnte seinen Atem auf meinem Gesicht spüren.
    Ich sah ihn an und er strich mir noch eine Strähne aus dem Gesicht. Ich atmete schneller.

    »Ich glaube, ich muss nach Hause«, krächzte ich. Eine Übersprunghandlung!

    »Das glaube ich nicht«, flüsterte er und begann mich zu küssen. Ich schwöre, dass mir schwindelig wurde! Das waren keine Küsse von der unschuldigen Sorte, sondern leidenschaftlich und fordernd.

    Irgendwie gelangten wir in sein Bett und irgendwie warf ich sämtliche Regeln fürs erste Date über den Haufen. Genau genommen war es kein Date, und wir kannten uns auch schon länger.

    Ich konnte nur noch fühlen und war wie entrückt. Dass Max erfahren war, hatte ich gewusst, aber mit so viel Einfühlungsvermögen hätte ich nicht gerechnet.
    Ich konnte gar nicht genug von ihm kriegen. Es war, als ob alle angestaute Energie sich entladen würde.

    An ihn geschmiegt schlief ich ein, als es bereits dämmerte. Ich wurde

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