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Klatschmohn

Klatschmohn

Titel: Klatschmohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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erklärte mir jetzt mal, wie der Hase lief.

    Sie fuhr fort: »Auf alle Fälle wollte ich nur wissen, ob es okay für dich ist.
    Aber du hast ja Leander verlassen. Und da brauchte er jemanden, mit dem er sprechen konnte. Ich war für ihn da, und irgendwie ist es passiert.«

    Wieso rechtfertigte sie sich? Bestimmt war das eine Anweisung von
    Leander, der um unsere gute Zusammenarbeit fürchtete.

    Ich überlegte kurz, ob ich Witta auflaufen lassen sollte, doch ich hielt mich zurück und sagte gleichgültig:

    »Meinen Segen habt ihr. Ich war leider nur in Leanders Image verliebt. Du bist da sicher ganz anders. Ich tauge nicht zum devoten Dienen im Hintergrund.«

    Sie war erleichtert.

    Ich legte auf und überlegte, ob man zu einer Witta in dieser Welt mutieren musste, um zu bekommen, was man wollte.

    Mit einem spannenden Krimi legte ich mich ins Bett und versuchte, mich so gut es ging abzulenken. Leider schweiften meine Gedanken immer wieder zu Max’
    Küssen und Berührungen ab. Ich schlief erst spät ein und träumte lauter wirres Zeug.

    Ich hatte einen Entschluss gefasst: Ich würde mein Leben umkrempeln!
    Nicht morgen, nicht irgendwann. Nein! Hier und heute!

    Ich beschloss, jeden Morgen laufen zu gehen, man musste eben sehen, wo man seine Endorphine herbekam. Meine Ernährung würde ich umstellen. Kein Fett und keine Schokolade mehr. Am Wochenende wollte ich ins Tierheim fahren und mir einen Hund zulegen. Den durfte ich sicher zur Arbeit mitbringen, und Männer konnte er mir gleich vom Leib halten. Vielleicht gab es Trainer, die Hunde speziell dafür abrichteten.

    Und in einigen Wochen, wenn der Biografiemist hinter mir lag und das Wetter richtig eklig wurde, würde ich nach Indien fliegen und mich von den bunten Farben und der Wärme umarmen lassen.

    Keinen Tropfen Alkohol!, schwor ich mir. Das schien nämlich immer der Punkt zu sein, wo meine Schwierigkeiten begannen. Am besten suchte ich mir einen Glauben, der Halt gab.

    Am glücklichsten wirkten die buddhistischen Mönche, aber der Buddhismus war gerade so in Mode, dass er wieder out war. Die katholische Kirche hatte Potenzial! Obwohl ich evangelisch war, fand ich immer schon, dass die Katholiken ihr Handwerk besser verstanden. Sie hatten auf alle Fälle die bessere Show.
    Weihrauch, Rosenkranz, schicke Farben und imposante Kirchen waren eine brauchbare Grundlage. Auch wenn ihr Image schwer angekratzt war. Mit gutem Marketing ließ sich einiges ausrichten.

    Zumindest waren die Locations ansprechender als die übrig gebliebenen Betonkirchen der evangelischen Landeskirche aus den 70ern. Mir war jedoch klar, dass das eine oberflächliche, schale Betrachtungsweise war, und ich verwarf den Gedanken. Dann kam mir die Erleuchtung: ehrenamtliche Sozialarbeit! Das hatte ich schon immer machen wollen. Für Unicef oder den Kinderschutzbund arbeiten!
    Noch heute würde ich mich erkundigen.

    Als neue Pia Mohnhaupt - zumindest mit neuer Einstellung - verließ ich mit deutlich besserer Laune meine Wohnung. Im Verlag ging ich mit hoch erhobenem Kopf durch die Gänge und schnurstracks in mein Büro. Hier war Arbeit, hier wurde ich gebraucht. Eintauchen und vergessen!

    Plötzlich kam Max herein. Was wollte er denn? Sein obligatorisches »Lass-uns-wenigstens-Freunde-bleiben«-Gespräch abhalten? Konnte er von mir aus haben. Ich würde diese Nacht und ihn vergessen können. Ganz sicher irgendwann. Spätestens wenn mir in Indien die Erleuchtung kam, würde ich über einen weltlichen Liebeskummer lachen und mit meinem neuen spirituellen Ich alle Menschen lieben und umarmen.

    Ich zwang mich zu einem Lächeln.

    »Pia, ich muss dir was zeigen. Du glaubst mir nie, was ich gefunden habe!«, sprudelte es aus ihm heraus. Den Aus-Knopf?

    Er fuhr fort. »Ich konnte gestern Nacht nicht schlafen und da habe ich endlich alle meine Fotos sortiert und archiviert.« Danke, verschone mich mit Details. Sicher hatte er seiner unerfüllten Liebe nachgetrauert oder Buße getan, sich mit mir eingelassen zu haben.

    »Sieh dir das an!«, sagte er triumphierend und legte mir ein Foto auf den Tisch. Ich betrachtete es.

    Da stand Reinhard Wolfahrt, seines Zeichens berühmter Regisseur, in einer Küche und verteilte Essen an Obdachlose. War das Kulisse oder echt? Auf jeden Fall eine löbliche Arbeit. Guter Typ, dieser Wolfahrt! War auch eine Idee, falls das mit der Unicef nicht klappen sollte.

    Ich zuckte mit den Schultern. »Ich kann nicht sehen, worauf du hinaus willst«, sagte ich zu

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